Mehr als 40 Prozent im Nationalpark Hunsrück-Hochwald von Wildnis erobert

Wälder im Hunsrück werden seit fünf Jahren sich selbst überlassen. Positive ökologische Wirkungen sind schon jetzt zu beobachten: Der Nationalpark ist Lebensraum für mehr als 100 Wildkatzen und seltene Arten wie den Mosaikschichtpilz.

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Ein Hochmoor im Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Foto: Thomas Frey/dpa/Archivbild

MAINZ/BIRKENFELD. Die Wildnis wächst: Fünf Jahre nach Gründung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald hat sich der Anteil der unberührten Natur von 25 auf mehr als 40 Prozent der Fläche ausgeweitet. Bis 2025 sind 50 Prozent angestrebt, wie das Umweltministerium zu einer Landtagsanfrage der Grünen-Fraktion mitteilte. «Der Mensch soll sich weiter zurückziehen, und die Naturdynamik auf größerer Fläche ohne Eingriffe stattfinden können», erklärte Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne).

Stürme, Trockenheit und Käferbefall hätten die Wälder und die Zusammensetzung der Baumarten seit 2018 rasant verändert, heißt es in der Antwort, mit der das Ministerium einen ersten Überblick zur ökologischen Entwicklung des Gebiets gibt. «Im Gegensatz zu bewirtschafteten Wäldern wird diese Veränderung nicht als Schaden gesehen.» Befallene Bäume werden nicht entfernt, Totholz ist wichtiger Lebensraum für eine Vielzahl von Lebewesen.

«Es ist beeindruckend zu beobachten, wie mitten in Rheinland-Pfalz ein echtes Stück Wildnis entsteht», erklärte der umweltpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Andreas Hartenfels. «Der Nationalpark ist schon jetzt ein Erfolg. Er zeigt, dass effektiver Naturschutz möglich ist, wenn der politische Wille da ist.»

Der Verzicht auf Eingriffe in den Wald zeigt positive ökologische Wirkungen. So konnten Untersuchungen nachweisen, dass im Nationalpark mehr als 100 Wildkatzen leben – diese störungsanfällige Art ist das Symboltier des Nationalparks Hunsrück-Hochwald. Wenn der Wald sich selbst überlassen bleibt, hilft das auch Rindenwanzen, Fledermäusen und Pilzen – hier nannte das Ministerium in seiner Antwort gefährdete Arten wie die Schwärzliche Rindenwanze (Aradus betulinus), die Wimperfledermaus (Myotis emarginatus) und der auf Totholz wachsende Mosaikschichtpilz (Xylobolus frustulatus). Gezielte Maßnahmen zur Unterstützung von Biotopen finden hingegen etwa auf Wiesen statt. Davon profitieren vor allem gefährdete Schmetterlingsarten wie der Feurige Perlmutterfalter (Argynnis ardippe).

Gezielte Eingriffe gab es in den vergangenen Jahren auch, um die von Fichtenpflanzungen und Wegebau gefährdeten Hangmoore zu renaturieren. So wurden nach Angaben des Umweltministeriums seit Gründung des Nationalparks mehr als 1200 Stauwerke errichtet, um die Wirkung von früher angelegten Entwässerungsgräben aufzuheben. Dadurch konnte sich die gefährdete Torfmoosart Sphagnum magellanicum wieder ansiedeln.

«Die natürliche, vom Menschen unbeeinflusste Veränderung im Nationalpark steht noch am Anfang», erklärte Hartenfels. Langfristig sollten 75 Prozent der Nationalparkfläche keinem Eingriff des Menschen mehr unterliegen. Aus der Beobachtung der natürlichen Vorgänge könnten wertvolle Erkenntnisse zur Waldentwicklung in der Klimakrise gewonnen werden. «Der Nationalpark ist insofern so etwas wie ein riesiges Reallabor.»

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1 Kommentar

  1. Wenn dann noch die Verlärmung der Region durch Kampfjets und die ständige Berieselung mit Kerosin und militärischem Treibstoff JP8 aufhören würde, würde das Natur und den Menschen hier zugute kommen und sicher den Tourismus fördern. Unter der Tra Lauter ist es unter der Woche kaum auszuhalten, man kommt sich vor wie im Krieg. Und das ist wirklich sehr schade für die schöne Gegend.

    Jeder den der Luftkampfwahnsinn in der Tra Lauter stört, kann sich kostenlose Überfluglisten bei bifluglaerm.de anfordern und sich bei den zuständigen Stellen beschweren.

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