
TRIER. Für den jüngsten noch im Teilnehmerfeld verbliebenen Spieler, den Münchener Hannes Wagner, war im Viertelfinale des Bitburger Tennis-Grand-Prix Endstation. Der 19-jährige Bayer unterlag im Duell mit dem Österreicher Maximilian Neuchrist mit 1:6, 4:6.
Insgesamt war der Youngster mit seinem Abschneiden in Trier dennoch zufrieden. Er hatte gar nicht vor, in Trier zu spielen, da er noch am Sonntag für seinen Verein, den TC Großhesselohe, in der 2. Bundesliga angetreten war. Da er zum erweiterten DTB-Kader gehört, konnte er eine Wildcard ergattern und in Trier antreten. „Ich bin froh, dass ich die Gelegenheit bekommen habe und hier ein paar Erfahrungen und Punkte sammeln konnte, auch wenn ich mit dem Viertelfinale nicht zufrieden bin.“
Er bescheinigte seinem Gegner aus Österreich zwar ein sehr gutes Spiel, sich selbst aber nicht. „Ich habe nicht gut aufgeschlagen. Und im Herrentennis ist es nun mal so, dass du einen guten Aufschlag brauchst, sonst kannst du nichts reißen.“ So ging es gleich nach dem Spiel denn auch wieder zurück nach München. Markus Wislsperger Trainer im Stab von Daviscup-Kapitän Michael Kohlmann, der ihn in Trier betreute, hat gute Erinnerungen an Trier: 1999 stand er mit Björn Phau beim Bitburger Grand Prix im Doppel-Finale. „Ich fahre Hannes jetzt bis nach Nürnberg zum Bahnhof, von dort fährt er mit dem Zug weiter nach München.“
Ein paar Tage zu Hause werden dem Nachwuchsmann gut tun und ihm auch ein wenig Zeit zum Lernen lassen. Nach der Mittleren Reife hat er die Schule verlassen und ist nun dabei, das Abitur per Fernstudium zu bauen. Keine einfache Geschichte. „Ich würde diesen Weg nicht noch einmal gehen“, sagt er, obwohl der davon überzeugt ist, den Abschluss noch in diesem Jahr zu schaffen. „Wenn ich bei einem Turnier bin, bleibt eigentlich gar keine Zeit zwischen den Reisen, dem Training und den Spielen. Die Freizeit ist ohnehin sehr knapp bemessen. Aber wenn ich dann zuhause bin, muss ich dennoch den Stoff nachholen – und das alles nur mit Hilfe von Büchern. Also ich kann diesen Weg niemanden empfehlen.“
Da er das Ziel hat, Tennisprofi zu werden, muss er möglichst viele Turniere spielen, aber die Basis dafür, die Trainings, die Reisen die Hotels etc. auch finanzieren. Ein kaum zu bewältigender Spagat, weil das eben noch mehr Zeit kostet. Die DTB-Förderung hilft, da er Kaderathlet ist, außerdem spielt er für Großhesselohe und den TC Kalksburg in Österreich. Trotz seiner Jugend ist er auch schon Meister bei den Männern – in Schweden. Mit dem TK UppsaIa holte er den Titel.
Trier war für ihn eine Reise wert. „Es ist ein schönes Turnier. Gut organisiert und mit vielen guten Trainingsmöglichkeiten. Die hat man nicht überall. Außerdem habe ich hier meinen bisher größten Sieg errungen.“ Gleich im ersten Spiel schickte er den an Nummer 2 gesetzten Argentinier Federico Coria nach Hause. „Ich weiß, dass ich solche Leute schlagen kann, mir fehlt nur die Konstanz, solche Leistungen regelmäßig abzurufen.“ Mit der Konservierung seiner Stärken – Aufschlag, Vorhand und Fitness – und der Korrektur seiner Schwächen – „vor allem an der Rückhand muss ich arbeiten“ – soll ihm das gelingen. Der 185 cm große Schüler belegt derzeit nach einer halbjährigen Verletzungspause im Vorjahr Platz 1387 in der Weltrangliste. Die Zielsetzung ist ehrgeizig: „Am Ende des Jahres muss eine Fünf vorne stehen – dreistellig selbstverständlich.“
Im Viertelfinale schieden zwei inzwischen zu Topfavoriten avancierte Akteure aus. Besonders die Anhänger des traditionellen Tennis werden das Scheitern des Spaniers Marc Giner bedauern. Der an Nr. 5 gesetzte Iberer spielt die Rückhand einhändig – im Welttennis des Jahres 2015 eine Seltenheit. Den Vorteil der sich aus dieser Technik ergibt, konnte der an Nummer 5 gesetzte 24-Jährige, der schon elf Einzeltitel auf der Tour errungen hat, nicht nutzen. Er produzierte einfach zu viele Fehler, haderte zunehmend mit sich selbst und verstärkte so noch die Probleme. Er unterlag dem Italiener Matteo Fago mit 2:6, 4:6. Dessen Landsmann Stefano Travaglia, die Nummer 3 der Setzliste, musste ebenfalls die Koffer packen. Schon am Vortag hatte er sich bei seinem Sieg über den Tschechen David Simunek mehrfach am Rücken behandeln lassen. Im Duell mit dem Deutschen Jean-Marc Werner brach diese Verletzung wieder auf. Mehrfache Behandlungspausen brachten keine durchschlagende Besserung – Werner gewann mit 6:4, 6:1.
Zum Geheimfavoriten hat sich Jan Choinski gemausert. Der 19-jährige Koblenzer hat sich im Lauf des Turniers von Spiel zu Spiel gesteigert und steuert zielsicher auf sein bestes Resultat beim Trierer Grand Prix hin. In seinem sechsten Match schwanden George von Massow im innerdeutschen Duell zunehmend die Kräfte. Choinski gewann deutlich mit 6:4, 6:1.
Der Freitag ist nicht nur der Tag der Halbfinals, sondern auch der des TCT-Sommerfests. Ab 20 Uhr beginnt die Veranstaltung mit einem Empfang für Sponsoren, anschließend startet das Fest für alle Mitglieder und deren Gäste im Clublokal „La Palma“ mit der musikalischen Begleitung von DJ „Fritz“.
Ergebnisse Viertelfinale Einzel: Jan Choinski (Nr. 7) – George von Massow (beide Deutschland) 6:4, 6:1, Matteo Fago (Italien) – Marc Giner (Spanien/Nr. 5) 6:2, 6:4, Jean-Marc Werner (Deutschland) – Stefano Travaglia (Italien/Nr.3) 6:4, 6:1, Maximilian Neuchrist (Österreich/Nr. 6) – Hannes Wagner (Deutschland) 6:1, 6:4
Doppel: Julian Onken (Deutschland)/Ilya Polonskiy (Russland) – Stefano Travaglia (Italien)/Gavin van Peperzeel (Australien/Nr. 1) kampflos, Ugo Nastasi/Mike Scheidweiler (Luxemburg) – David Pel/Dennis van Scheppingen (Niederlande) 6:1, 6:7, 10:2, Maximilian Neuchrist (Österreich)/George von Massow (Deutschland/Nr. 3) 2:6, 6:2, 10:7, Felipe Mantilla (Kolumbien)/Goncalo Oliveira (Portugal/Nr. 2) – Matteo Fago (Italien)/Robin Kern (Deutschland) 6:2, 6:3
Spielplan Halbfinale am Freitag/Einzel: Jean-Marc Werner – Maximilian Neuchrist (14 Uhr), Jan Choinski – Matteo Fago (17 Uhr)
Doppel: Julian Onken/Ilya Polonskiy – Ugo Nastasi/Mike Scheidweiler (nicht vor 15.30 Uhr), Maximilian Neuchrist/George von Massow – Felipe Mantilla/Goncalo Oliveira (nicht vor 18.30 Uhr)
Sehr geehrter Herr Rausch, Kompliment für die professionelle Berichterstattung über das 29. Bitburger Tennis Grand Prix Turnier.
Schön auch über die Spieler etwas zu erfahren. Danke!!!!!!!!!!!!!