TRIER. Wer derzeit durch den Stadtwald Trier wandert, bemerkt sie sofort: Lichtungen, kahle Stellen und geschwächte Bäume. Die Ursachen sind vielfältig – und sie wirken zusammen. Trockenheit, Stürme und Schädlingsbefall setzen dem Wald seit Jahren stark zu.
Baudezernent Thilo Becker und Försterin Kerstin Schmitt aus dem Revier Weißhaus/Pfalzel berichten im Gespräch über den Kampf gegen die Folgen des Klimawandels – und warum Vielfalt der Schlüssel zur Rettung ist. Aktuelle Daten im Waldzustandsbericht Rheinland-Pfalz
„Auch unser Stadtwald leidet“ – Schmitt warnt vor Dürre und Schäden
„Unser Stadtwald war schon immer gemischt – und das ist sein Glück“, sagt Försterin Kerstin Schmitt. „Aber auch hier verlieren wir gesunde Bestände durch Dürre, Schädlinge und Stürme.“
Zwar habe der regenreiche Sommer 2025 die Lage leicht verbessert, doch die Schäden der vergangenen Jahre wirken nach.
„Wenn Bäume über Jahre austrocknen, sterben ihre Feinwurzeln ab. Das kann man nicht einfach wieder gießen“, erklärt Schmitt.
Viele Bäume zeigen weniger Laub und schwächere Vitalität – ein sichtbares Zeichen der Belastung.
Neue Schädlinge greifen gesunde Bäume an
Ein besonderer Sorgenfall ist der Eichenprachtkäfer, der sich durch die steigenden Temperaturen stark vermehrt hat.
„Wir sehen erstmals, dass dieser Käfer gesunde, bis zu 150 Jahre alte Eichen befällt“, sagt Schmitt.
Der Käfer, der ursprünglich nur Totholz besiedelte, bedroht nun lebende Bäume.
Das macht die Arbeit im Stadtwald noch aufwendiger: Auf über 2.000 Hektar Fläche müssen alte Eichenbestände regelmäßig auf Befall kontrolliert werden – ein enormer Aufwand für den städtischen Forstbetrieb.
Wasser im Wald halten – für Bäume und Hochwasserschutz
Um den Wald zu stabilisieren, setzen Schmitt und ihr Team auf Maßnahmen zur Wasserrückhaltung. Dazu zählen Mulden und kleine Senken, in denen Regenwasser gespeichert wird.
„Jeder Tropfen, der im Wald bleibt, hilft – nicht nur den Bäumen, sondern auch beim Hochwasserschutz“, erklärt Schmitt.
Denn das zurückgehaltene Wasser versickert, nährt Grundwasser und schützt gleichzeitig das Stadtgebiet vor Überflutung.
Becker: „Vielfalt ist unsere stärkste Waffe“
Baudezernent Thilo Becker betont, dass Trier die Situation sehr ernst nimmt. Der Stadtwald ist PEFC-zertifiziert, ein Gütesiegel für nachhaltige Waldbewirtschaftung.
„Wir setzen auf Vielfalt statt Monokultur. Es gibt keine einzelne Baumart, die den Klimawandel besiegt“, so Becker.
Statt Fichtenwüsten oder reinen Buchenbeständen setzt Trier auf eine Mischung aus Tannen, Birken, Eichen und Weißbuchen.
Zudem profitiert die Stadt von einem Bundesförderprogramm für klimawandelangepasstes Waldmanagement, das Monitoring und Pflege finanziell unterstützt. Mehr News aus Trier
Ein Blick in die Zukunft: Hoffnung mit Vorsicht
Wie der Trierer Stadtwald in 20 Jahren aussieht, bleibt ungewiss.
„Wir hoffen, dass wir viel erhalten können – aber niemand weiß, wie sich Hitze, Schädlinge und Wetterextreme weiterentwickeln“, sagt Schmitt.
Klar ist: Ohne langfristige Klimaschutzmaßnahmen lässt sich der Wald nicht retten.
„Wir können die Symptome behandeln, aber die Ursachen muss die Gesellschaft angehen“, so Schmitt.
Ein gesunder Stadtwald ist schließlich auch ein Stück Lebensqualität für alle Trierer:innen.
Fazit: Der Wald kämpft – und Trier kämpft mit
Der Trierer Stadtwald steht sinnbildlich für die Folgen des Klimawandels in Deutschland.
Dank engagierter Förster und nachhaltigem Management bleibt Hoffnung – wenn Politik, Bürger und Natur gemeinsam handeln.



















