Offenbach. Wind, Regen, Wellen – und reichlich Arbeit für Einsatzkräfte: Das Herbststurm-Tief „Joshua“ hat in der Nacht zu Freitag und am frühen Morgen große Teile Deutschlands in Atem gehalten. Besonders an der Nordseeküste kam es zu orkanartigen Böen, überfluteten Promenaden und ersten Ausfällen im Fährverkehr. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt: Im Tagesverlauf legt der Sturm noch einmal zu – besonders im Norden droht eine Sturmflut.
Böen mit Orkanstärke – Küsten unter Wasser
In Städten wie Wilhelmshaven oder Cuxhaven schlugen in der Nacht die Wellen über die Promenaden, Straßen standen teils unter Wasser. Feuerwehr und Polizei meldeten bis Freitagmorgen hunderte Einsätze, meist wegen umgestürzter Bäume, beschädigter Dächer oder blockierter Bahnstrecken.
„Im Tagesverlauf legt der Wind noch einen Zahn zu“, erklärte Meteorologin Tanja Egerer vom DWD. Besonders an der Nordsee werde mit den heftigsten Böen am Mittag und Nachmittag gerechnet.
Auch auf der Elbe und entlang der Schleswig-Holsteinischen Küste warnen Behörden vor einer möglichen Sturmflut am Nachmittag. Gegen Abend soll sich die Lage dann allmählich entspannen.
Fährverkehr gestoppt – Kreuzfahrtschiff kehrt früher zurück
Der Fährbetrieb zur Insel Norderney wurde bis mindestens Freitagmittag eingestellt. Auch andere Fährverbindungen in der Nordsee sind von Ausfällen betroffen.
Die „Aidaperla“ der Reederei AIDA Cruises kehrte aufgrund des Sturms bereits einen Tag früher nach Hamburg zurück – ursprünglich war die Ankunft erst für Samstag geplant.
Sturmschäden im Süden und Westen
Doch nicht nur der Norden ist betroffen: Bereits am Donnerstagabend zog „Joshua“ mit voller Wucht über NRW, das Saarland und Baden-Württemberg.
-
Im Saarland stürzte ein Baum auf die Gleise – ein Regionalzug kollidierte damit, verletzt wurde niemand.
-
In Düsseldorf fiel ein 50 Meter hoher Baum auf neun geparkte Autos.
-
In Ennepetal knickte die Spitze eines Maibaums ab.
-
In Schwäbisch Hall riss der Sturm Teile eines Dachs ab, die in einen Drogeriemarkt krachten – Schaden: rund 100.000 Euro.
-
Auf dem Bodensee kenterte ein Segelboot, zwei erfahrene Segler konnten leicht unterkühlt gerettet werden.
Kein „Bombenzyklon“ – aber gefährliche Wetterlage
In sozialen Netzwerken kursierten Gerüchte, „Joshua“ sei ein sogenannter Bombenzyklon – ein extrem schnell vertiefendes Sturmtief. Doch laut DWD trifft diese Definition nicht ganz zu.
„Der Luftdruckabfall war stark, aber nicht extrem genug“, erklärte Meteorologin Egerer.
Trotzdem: Die Kombination aus tiefem Luftdruck, hoher Windgeschwindigkeit und Dauerregen sorgt vielerorts für gefährliche Wetterbedingungen.
Herbst bleibt ungemütlich – Sturmwochenende erwartet
Auch am Wochenende ist keine Wetterberuhigung in Sicht. Besonders an der Nordseeküste bleibt es stürmisch und nass, während der Süden Schauer und Windböen abbekommt. Im Osten und Südosten sind laut DWD nur zeitweise Auflockerungen zu erwarten. „Joshua“ bleibt damit der kräftigste Herbststurm des Monats – und erinnert eindrucksvoll daran, dass der November vor der Tür steht.


















