MAINZ. Die Landespflegekammer Rheinland-Pfalz kritisiert die geplante Abschaffung von Pflegegrad 1 und warnt vor gravierenden Folgen für Betroffene und die professionelle Pflege. Aus Sicht der Pflegefachpersonen würde dieser Schritt vielen Menschen den Zugang zu wichtigen Unterstützungsleistungen nehmen und beruflich Pflegende zusätzlich belasten.
„Pflegegrad 1 ist ein wichtiger Einstieg für Menschen, die erste Einschränkungen ihrer Selbstständigkeit erleben“, erklärt Dr. Markus Mai, Präsident der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz. „Er eröffnet den Zugang zu Beratungsangeboten durch Pflegefachpersonen, zu Hilfsmitteln, Zuschüssen für Wohnraumanpassungen und zum monatlichen Entlastungsbetrag. Auch wenn keine direkten Geld- oder Sachleistungen gewährt werden, bietet er die Möglichkeit, frühzeitig Hilfen zu organisieren und Verschlechterungen vorzubeugen.“
Pflegefachpersonen sehen insbesondere die Gefahr, dass die häusliche Pflege geschwächt wird. Ohne Pflegegrad 1 fehlt vielen Familien der erste niedrigschwellige Zugang zu Unterstützung und pflegerischer Beratung. „Das bedeutet, dass Unterstützungsbedarf oft zu spät erkannt und aufgefangen wird. Für beruflich Pflegende in Kliniken, Heimen und in der ambulanten Versorgung bedeutet das eine zusätzliche Belastung durch vermeidbare Notfälle und Krankenhausaufenthalte“, so Mai.
Die Landespflegekammer fordert deshalb, Pflegegrad 1 nicht nur beizubehalten, sondern die frühzeitige Unterstützung und pflegerische Beratung auszubauen. Sie entlasten nicht nur die Betroffenen und ihre Angehörigen, sondern wirken auch stabilisierend auf das gesamte Gesundheitssystem. „Statt Pflegeleistungen zurückzunehmen, muss die Politik konsequent in präventive und beratende Pflegeangebote investieren“, betont Mai. (Quelle: Landespflegekammer Rheinland-Pfalz)