Inflationsrate vs. Lebensrealität – Warum der Geldbeutel mehr leidet als die Statistik zeigt

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Eine Kassiererin gibt einer Kundin Geld an der Kasse eines Supermarktes. Foto: Julian Stratenschulte/dpa/Symbolbild

Zum Jahresende 2024 verzeichnete Rheinland-Pfalz einen Anstieg der Inflationsrate auf 3,3 Prozent. Im Vergleich zu November 2024, als die Rate noch bei 2,7 Prozent lag, bedeutet dies einen moderaten, aber spürbaren Anstieg, wie das Statistische Landesamt in Bad Ems mitteilte. 

Im Durchschnitt des Jahres 2024 erhöhten sich die Verbraucherpreise in Rheinland-Pfalz um 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das ist ein deutlicher Rückgang im Vergleich zum Vorjahr: 2023 lag die Inflation noch bei 5,8 Prozent im Vergleich zu 2022. Dieser Rückgang zeigt, dass sich die Preissteigerungen insgesamt abschwächen – doch viele Verbraucher fühlen das nicht in ihrem Alltag.


Was ist Inflation und wie wird sie gemessen?

Inflation beschreibt den Anstieg der Preise für Waren und Dienstleistungen über einen bestimmten Zeitraum. In Rheinland-Pfalz werden monatlich Preise an verschiedenen Berichtsstellen – wie Kaufhäusern oder Supermärkten – zur Monatsmitte erhoben. Rund 700 verschiedene Produkte und Dienstleistungen fließen in den sogenannten Verbraucherpreisindex ein.

Die Inflationsrate gibt die prozentuale Veränderung dieses Preisindex im Vergleich zum Vorjahresmonat an. Steigt der Index um 3,3 Prozent, bedeutet das, dass Verbraucher für den gleichen Warenkorb 3,3 Prozent mehr bezahlen als im Dezember des Vorjahres.


Warum fühlt sich die Inflation oft höher an?

Unterschiedliche Gewichtung der Produkte:

Der offizielle Warenkorb enthält eine breite Palette an Produkten, darunter auch langlebige Konsumgüter wie Elektrogeräte oder Möbel, deren Preise teilweise stabil bleiben oder sinken. Alltagsausgaben für Lebensmittel, Energie und Mieten machen jedoch für viele Haushalte den größten Teil der Ausgaben aus. Wenn diese Preise steigen, spüren Verbraucher die Inflation stärker.

Anstieg der Grundbedürfnisse:

In den vergangenen Monaten war insbesondere der Preis für Lebensmittel, Energie und Kraftstoff gestiegen – Bereiche, die für Haushalte unverzichtbar sind. Diese Ausgaben treffen Menschen mit geringem oder mittlerem Einkommen härter, da sie einen größeren Teil ihres Budgets dafür aufwenden müssen.

Verzögerte Lohnanpassungen:
Während die Preise in kurzer Zeit ansteigen, passen sich Löhne, Renten und Sozialleistungen meist erst mit Verzögerung an die Inflation an. Diese Kaufkraftlücke verstärkt das Gefühl, dass das Geld weniger wert ist – obwohl die offizielle Inflationsrate vergleichsweise niedrig erscheinen mag.

Psychologische Wahrnehmung:
Menschen nehmen Preissteigerungen intensiver wahr als Preissenkungen. Beispielsweise fällt eine höhere Stromrechnung deutlich auf, während ein günstigerer Fernseher seltener gekauft wird und weniger Gewicht im Alltag hat.

Die Rolle der Europäischen Zentralbank (EZB)

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat das Ziel, die Inflationsrate bei rund 2 Prozent zu halten. Diese Marke gilt als optimal, um wirtschaftliches Wachstum zu ermöglichen und gleichzeitig eine zu starke Abwertung des Geldes zu verhindern.

Durch Leitzinserhöhungen oder geldpolitische Maßnahmen versucht die EZB, die Inflation zu steuern. Aktuell bleibt die Rate in Rheinland-Pfalz mit 3,3 Prozent jedoch leicht über diesem Zielwert.

Kritischer Blick auf die Zahlen

Obwohl die Inflationsrate in Rheinland-Pfalz im Jahresvergleich gesunken ist, bleibt die Diskrepanz zur gefühlten Inflation hoch. Vor allem Energiepreise, Lebensmittel und Mobilitätskosten treiben das Gefühl der Teuerung. Für Geringverdiener und Rentner ist diese Entwicklung besonders spürbar.

Der Rückgang der Inflationsrate auf 2,6 Prozent im Jahresdurchschnitt 2024 mag statistisch beruhigend klingen – doch er wird von vielen Bürgern als unzureichend empfunden, da sich die Preise für alltägliche Bedürfnisse weit stärker entwickelt haben.

Warum ist das wichtig?

Inflation betrifft nicht nur die Geldbörse der Verbraucher, sondern auch die gesamte Wirtschaft. Hohe Inflationsraten führen dazu, dass Sparer Verluste erleiden, da niedrig verzinste Konten weniger Rendite bringen als die Inflation frisst. Gleichzeitig steigen die Kosten für Unternehmen, was sich wiederum auf die Preise auswirkt.

Die EZB strebt eine Stabilisierung der Inflationsrate an – doch bis Verbraucher das im Alltag spüren, kann es dauern.

Fazit: Die Inflation bleibt spürbar

Die Inflationsrate in Rheinland-Pfalz zeigt einen moderaten Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren. Doch für viele Menschen bleibt die gefühlte Inflation höher. Besonders die steigenden Kosten für Lebensmittel und Energie belasten die Haushalte. Während die offiziellen Zahlen die Wirtschaft stabilisieren sollen, bleibt die Herausforderung, das subjektive Gefühl der Inflation besser zu erfassen und in politischen Entscheidungen zu berücksichtigen.

(Quelle: lokalo; dpa)

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1 Kommentar

  1. Oha… wer hätte es gedacht?? alle? na dann…

    Man stelle sich mal vor, dass nicht jedes/r Lebensmittelgeschäft/ Discounter/ Restaurant/ Vermieter/ Parkplatzbetreiber etc. sich unverzüglich nach einer Lohnerhöhung, damit man sich die Sachen als arbeitender Mensch/ Rentner/ Autofahrender auch leisten kann, die Taschen kräftiger vollstopft.
    Ich stelle mir einen fairen Händler/ Wirt /Besitzer vor, der seinen Gewinn von (gefühlten)500% auf 350% senkt und somit den Kunden einen fairen, bezahlbaren, für jeden der beiden Parteien Lebensstil ermöglicht.
    Dann sollten noch die Kunden genau das wahrnehmen!
    Anschließend würde ich gerne a. die Schlange vor dem ehrlichen und nicht zu gierigen Anbieter der Wahren mit der Länge der Gesichter der Bereicherter vergleichen wenn denen die Kunden ausbleiben und weglaufen….
    Aber so lange unsere Politik da nicht eingreift (Co2 Steuer für Einheimische senken, Reichensteuer, Übergewinnsteuern und – abgaben, und Abschaffung und Senkung statt künstliches Pushen der Arbeitslosenzahlen durch das unattraktiv machen von Arbeitsplätzen und Förderung der Bürgergeld-schnorrer*innen) bleibt eine Änderung ein Traum… und die Gierschlunde aller Art und die „abraffenden“ aller Art werden so weitermachen wie bisher ….

    Mein Dank also an die Gierigen, Raffgierigen, Unfairen, Faulen, Wegschauenden und/oder Regierenden dieser Welt, Staat, Kand, Stadt: Ihr zeigt mir a. dass Ihr alles machen könnt, b. die Gier mancher Menschen Grenzenlos und Rücklsichtslos ist und c. man sich als Mensch sehr viel in diesem Land gefallen lassen muss weil man bei der Kartellartigen Abzocke hilflos ausgeliefert ist.
    Der Dank ist dafür, dass Ihr zeigt dass es auf dieser Welt weiterhin Menschen gibt, die Habgieriger und Rücksichtloser sind als die Menschen die für Ihr Brot arbeiten gehen müssen und es auch tun.
    Leider werden in Deutschland viele Abzocker nicht boykottiert sondern in unserem Staat bedauert und in ihrem Tun bestärkt und gefördert. (Geschäfte aller Art, Tanken, Lebensmittelwucher, Restaurants die Ihre Preise fast verdreifacht haben, ……, und alle die Dieses Verhalten fördern.)
    p.s.: in anderen Ländern haben Preisniveau und unzufriedenheiten schon zu Aufständen geführt….

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