Tödliche Messerattacke von Wittlich: Opferfamilie kritisiert US-Justiz und Politik scharf

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Die achtköpfige Jury des US-Militärgerichts befand den damals Beschuldigten nicht schuldig. Foto: Harald Tittel / dpa / Archiv

WITTLICH. Über einen Monat nach dem Freispruch eines US-Soldaten durch ein Militärgericht in Spangdahlem kritisiert die Opferfamilie die US-Justiz und die deutsche Politik scharf, wie der SWR berichtet. Der Freigesprochene war angeklagt, auf der Säubrennerkirmes im Jahr 2023 den Wittlicher Michael Ovsjannikov erstochen zu haben.

Insbesondere könne die Familie nicht akzeptieren, dass der Angeklagte trotz eines vorherigen Geständnisses freigesprochen wurde. Die Familie will am Sonntag erneut demonstrieren.

Der Anwalt des angeklagten US-Soldaten hatte beantragt, das Geständnis nicht zuzulassen, weil es unter Zwang zustande gekommen sei, was die deutsche Staatsanwaltschaft gegenüber dem Senders bestritten hat. Der Soldat sei zudem informiert worden, dass der Verdacht eines Tötungsdelikts im Raum stehe.

Der Vater des Opfers, Michael Ovsjannikov, bezeichnete die Aussagen des Anwalts als „reine Lüge“ und äußerte die Vermutung, dass „eine Manipulation der Fakten“ vorliege. Daniel Ovsjannikov, Bruder des Verstorbenen, kritisiert, dass die Staatsanwaltschaft das Verfahren an die US-Justiz abgegeben habe.

Der Politik wirft die Familie Untätigkeit vor. Vom Petitionsausschuss des Bundestages sei bisher keine Antwort erfolgt. Dass der Freispruch im Rechtsausschuss des Landtages behandelt wird, habe man nur über die Medien erfahren. Dass der rheinland-pfälzische Justizminister Herbert Mertin (FDP) angekündigt hat,  dass die Landesregierung prüft, ob wegen des Zusatzabkommens zum NATO-Truppenstatut, auf dessen Grundlage das Verfahren an die US-Behörden abgegeben wurde, Handlungsbedarf besteht, genügt der Familie nicht. Das Zusatzabkommen müsse abgeschafft werden. Das System müsse verändert werden.

Vater Michael Ovsjannikov sieht die Bundesrepublik als von den USA besetztes Land. Von Verschwörungstheoretikern distanziert er sich allerdings. Er wolle „nur, dass die Leute anfangen, kritisch zu denken“, sagte er dem Sender. (Quelle: SWR)

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