TRIER. Das Trierer Stadtarchiv und die Wissenschaftliche Bibliothek in der Weberbach bergen eine ganze Reihe echter Schätze. Darunter ist auch eine Handschrift, die mit einem der bekanntesten Weihnachtslieder zu tun hat, das heute auf der ganzen Welt verbreitet ist.
„Es ist ein Ros entsprungen aus einer Wurzel zart.“ Chöre in aller Welt stimmen dieses Lied dieser Tage wieder in Konzerten und Gottesdiensten zur Weihnachtszeit an. Wer genau sich die Melodie ausgedacht hat, ist nicht bekannt. 1599 wurde sie mit Noten erstmals im Speyerer Gesangbuch abgedruckt. Aber woher stammt der Text, woher das Lied? Die Antwort, die wohl viele Triererinnen und Trierer auch nicht kennen: vermutlich aus der Stadt Trier.
„Es ist ein Ros entsprungen, aus einer Wurzel zart“ – diese Zeilen mit 19 Strophen des Liedes hat nämlich erstmals ein Mönch aus Trier in sein Andachtsbuch aufgeschrieben, wahrscheinlich Ende 1587 oder Anfang 1588. Sein Name war Frater Conradus, also Bruder Konrad. Seinen Namen hat er mit einer Notiz in einer Geheimschrift darin vermerkt. Konrad war gebürtiger Trierer, Kartäuser-Mönch im Kloster St. Alban. Das stand vor der Stadtmauer, in der heutigen Karthäuser Straße, nur einen Steinwurf vom Stadtarchiv/Wissenschaftliche Bibliothek in der Weberbach entfernt, wo sein Buch heute aufbewahrt wird. Zwischenzeitlich war Konrad auch einige Jahre in Mainz. Seinen Lebensabend verbrachte er aber wieder in Trier, wo er 1592 starb.
Das Andachtsbüchlein, das nicht größer ist als eine Postkarte (8,5 mal 12,5 Zentimeter), hat er zwischen 1582 und 1588 geschrieben. Es war nur für ihn ganz persönlich bestimmt. Darin enthalten sind Gebete und kunstvolle biblische Motive, Kupferstiche, die er eigenhändig koloriert und dann eingeheftet hat. Auf den Blättern 169 bis 172 findet sich „Es ist ein Ros entsprungen“. Den Text hat er offenbar aus der Erinnerung heraus aufgeschrieben. Es ist die älteste nachweisbare Schriftquelle des Liedes, das später auch als „alt Catholisch Trierisch Christleinlied“ bezeichnet wurde.
Forscher gehen davon aus, dass es zu Conradus` Zeiten schon länger in Trier verbreitet war. Er ist also vielleicht nicht der Urheber, aber auf jeden Fall der älteste Chronist eines uralten Trierer Liedes. Wer es in den nächsten Tagen hört, darf also ein klein wenig stolz sein, denn in Trier wird es demnach schon seit rund 430 Jahren gesungen, von hier ging es um die Welt.
Die Handschrift ist bis 6. Januar 2024 im Foyer der Wissenschaftlichen Bibliothek/Archiv in der Weberbach ausgestellt. Sängerinnen und Sänger des Theaters haben das Lied aktuell eingesungen. Das Video mit Gesang und Bildern des Handbuchs finden Sie ab 22. Dezember auf www.trier.de. (Quelle: Stadt Trier)