Umfrage in der rheinland-pfälzischen Wirtschaft: Stimmung der Unternehmen hellt sich auf

Der russische Angriff auf die Ukraine hatte den IHK-Konjunkturklimaindex auf einen historischen Tiefstand absacken lassen. Inzwischen hat sich die Lagebeurteilung in den rheinland-pfälzischen Unternehmen wieder etwas entspannt.

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Symbolbild. Foto: dpa

MAINZ. Die Stimmung in der rheinland-pfälzischen Wirtschaft hellt sich nach dem Energiepreisschock infolge des Kriegs in der Ukraine wieder etwas auf.

Laut einer Umfrage der Industrie- und Handelskammern stieg der IHK-Konjunkturklimaindex zum Jahreswechsel um 25 auf 97 Indexpunkte. Er übertrifft die Werte der Umfragen vom Herbst und Frühsommer 2022.

Damit stabilisierte sich die Bewertung der aktuellen Lage und der Aussichten erstmals seit Kriegsbeginn wieder, wie die IHK am Dienstag mitteilten. «Für eine Entwarnung ist es aber zu früh», betonte der Hauptgeschäftsführer der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz, Arne Rössel.

Zahl der Optimisten in den Unternehmen steigt

Der im Januar ermittelte Indexwert von 97 liegt immer noch unterhalb der neutralen Linie von 100 Punkten. Doch inzwischen steige bei den Unternehmen die Zahl der Optimisten, und die der Pessimisten sinke, sagte Rössel, der auch Hauptgeschäftsführer der IHK Koblenz ist.

Hauptsorgen der Unternehmen sind laut IHK weiterhin die hohen Energiepreise und der Fachkräftemangel. Mit Blick auf die einzelnen Wirtschaftszweige ist die Stimmung in der Tourismusbranche am besten und am Bau am schlechtesten.

Die bundespolitischen Entscheidungen zur Energiepreisbremens haben der Umfrage zufolge für etwas Beruhigung in den Betrieben gesorgt. Allerdings seien die Unternehmen noch immer verunsichert, da sie nicht wüssten, wie die Regelungen im Einzelnen letztlich aussähen, sagte Tibor Müller, Hauptgeschäftsführer der IHK Pfalz. Rössel kritisierte die von der Landesregierung und kommunalen Spitzenverbänden «verabredete massive Erhöhung der Gewerbe- und Grundsteuerhebesätze» als Verschlechterung der Standortbedingungen.

Fachkräftemangel ist zweitgrößte Herausforderung

Der Fachkräftemangel ist laut Umfrage nach den hohen Energiepreisen die zweitgrößte Herausforderung für rheinland-pfälzische Betriebe. Die Industrie- und Handelskammern wollen mit einem «Aktionsplan Fachkräfte» die Wirtschaft mit verschiedenen Maßnahmen und Angeboten unterstützen. Es müsse darum gehen, ein größeres Potenzial an Arbeitskräften zu heben, sagte der Hauptgeschäftsführer der IHK Trier, Jan Glockauer. Das könnten Frauen sein, die bislang in Teilzeit arbeiten und ihre Stundenzahl erhöhen möchten, oder Ruheständler, die in der Rente vielleicht ein, zwei Tage die Woche arbeiten wollten. Dazu müssten allerdings die Rahmenbedingungen etwa bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder den Regelungen zur Scheinselbstständigkeit verbessert werden.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist laut Glockauer der Zuzug ausländischer Fachkräfte. Neben der Novellierung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes müsse dabei der Hebel in den deutschen Botschaften und Konsulaten angesetzt werden. «Die Willkommenskultur hat sich noch nicht an allen Auslandsvertretungen herumgesprochen», kritisierte er. Dort müssten die Verfahren etwa bei der Erteilung von Visa dringend verschlankt werden.

Für die in Rheinland-Pfalz besonders starke exportorientierte Industrie bedeuten die niedrigeren Energiepreise in vielen anderen Ländern – etwa in Frankreich und den USA – eine große Herausforderung, wie der Hauptgeschäftsführer der IHK Rheinhessen, Günter Jertz, erklärte. Der US-Markt sei durch Wachstum und niedrige Arbeitslosigkeit attraktiver als je zuvor. Mit großer Aufmerksamkeit schauten die Unternehmen deshalb auf den neuen Inflation Reduction Act (IRA) in den USA.

Der IRA sieht milliardenschwere Investitionen in den Klimaschutz vor, knüpft Subventionen und Steuergutschriften aber daran, dass Unternehmen US-Produkte verwenden oder selbst in den USA produzieren – was in Europa Sorge vor Wettbewerbsnachteilen auslöst. Verbände warnen vor einer handelspolitischen Auseinandersetzung und verlangen bessere Produktionsbedingungen in Europa.

(Quelle: dpa)

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