Springen für den Frieden: Jugend im Bistum Trier pilgert zur Echternacher Springprozession

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Foto: Bistum Trier

TRIER/ECHTERNACH. Es ist schon ein ungewöhnlicher Anblick: Früh morgens um halb sechs füllt sich am 7. Juni die Basilika Sankt Willibrord im luxemburgischen Echternach mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die kurz darauf vom Trierer Weihbischof Jörg Michael Peters zum Jugendgottesdienst begrüßt werden. Schon am Vorabend, also am Pfingstmontag, sind sie aufgebrochen, um mehrere Kilometer durch die Nacht zu pilgern – niemand hat bisher auch nur ein kurzes Nickerchen gemacht. Denn für vier Pilgergruppen hat die Abteilung Jugend im Bistum Trier im Bischöflichen Generalvikariat die Nachtwallfahrt „Route Echternach“ organisiert, die nach zwei Jahren coronabedingter Pause nun endlich wieder stattfinden kann, wie das Bistum mitteilt.

Auf verschiedenen Routen zwischen acht und 16 Kilometern Wegstrecke wanderten die rund 80 Jugendlichen zur Echternacher Springprozession. Die traditionsreiche Prozession, an der 37 Gruppen aus verschiedenen Pfarreien und kirchlichen Einrichtungen teilnehmen, gilt als Zeichen der Verbundenheit. So freute sich auch der Trierer Bischof Stephan Ackermann in der feierlichen Eröffungsandacht am Montag darüber, dass die Tradition wieder aufleben kann: „Das Band der Verbundenheit zwischen den Bistümern Luxemburg und Trier ist in der Corona-Zeit nicht abgerissen, wenn es auch notgedrungen etwas schmäler war. Fest geblieben ist es dennoch.“

„What would Jesus do?“

Während der nächtlichen Pilgerreise beschäftigten sich die Jugendlichen an verschiedenen Stationen mit allerlei Fragen, die der Trierer Domvikar Tim Sturm zu Beginn des Jugendgottesdienstes wieder aufgriff: „Wer hat in meinem Leben bisher Spuren hinterlassen? Wohin bin ich unterwegs? Wie kann ich meine Talente für andere einsetzen?“ Besonderen Eindruck hinterließen die selbstgeschriebenen Dank- und Bittgebete der Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sie gemeinsam erarbeiteten und im Gottesdienst vortrugen.

In seiner Predigt erinnerte Weihbischof Peters die Jugendlichen daran, dass sie als Christinnen und Christen große Verantwortung innehätten. Als „Salz der Erde und Licht der Welt“ sei es an ihnen, die Frohe Botschaft in die Welt zu tragen. Die Frage sei nicht, welchen Vorteil man selbst aus Beziehungen und Begegnungen mit Mitmenschen ziehen könne, sondern was man dem Anderen geben könne. Peters erklärte anhand eines Armbandes, das einige der Pilgerinnen und Pilger vor Ort an ihren Handgelenken trugen, was die eine wichtige Frage sei, die die Jugendlichen sich stellen sollen: „WWJD? What would Jesus do?“

Weihbischof Jörg Michael Peters spricht zu den Pilgern. Foto: Bistum Trier

Den eigenen Gedanken nachspüren – und mit internationalen Pilgern austauschen

Jan (15) ist gemeinsam mit seinen Freunden aus dem Bistum Trier, Karol (15) und Luca (15), über die Internationale Route gewandert. Die drei sind bereits zum dritten Mal bei der Springprozession dabei. Ihr Höhepunkt während der Nachtwallfahrt? Ganz klar der Austausch mit den internationalen Mitpilgern: „Wir hatten Menschen aus vielen verschiedenen Ländern in unserer Gruppe, unter anderem Bolivien, Nigeria, Rumänien und Luxembourg!“, freut sich Jan.

Daniela Süß ist zum ersten Mal dabei, und das sogar sehr spontan. Erst gestern habe die Theologiestudentin von der Wallfahrt erfahren – und ist prompt mitgekommen. „Ich bin froh, dass ich meinem Bauchgefühl gefolgt bin“, sagt die 23-Jährige. Das Schönste an der Pilgerreise sei für sie neben den interessanten Gesprächen und dem Sonnenaufgang über dem Echternacher See, die Ruhe gewesen. „Wir sind einen langen Teil des Weges durch den Wald gelaufen, da hatte man die Möglichkeit, seinen eigenen Gedanken nachzuspüren“, erzählt sie, bevor sie sich rasch auf den Weg macht, um ihren Platz zwischen den anderen jungen Leuten in der Aufstellung der traditionellen Springprozession einzunehmen.

Jung und Alt hüpfen Seite an Seite

Denn um 9 Uhr geht es endlich los: Der Luxemburger Erzbischof Jean-Claude Kardinal Hollerich begrüßt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und bedankt sich bei allen 37 Gruppen. Besonders freue er sich darüber, „dass heute so viele Schülergruppen gekommen sind.“ Zahlreiche Schulkinder sind gemeinsam mit ihren Lehrerinnen und Lehrern gekommen, um Seite an Seite durch die Echternacher Altstadt zu springen. Die diesjährige Prozession stehe unter dem Motto „Springen für den Frieden“, betont Hollerich und bedankt sich vor allem für das zivilgesellschaftliche Engagement der Anwesenden in schwierigen Zeiten. Im schönsten Sonnenschein hüpfen dann plötzlich Jung und Alt von einem Bein auf das andere – und das von der Basilika durch die Gassen der Echternacher Altstadt und wieder zurück zum Grab des Heiligen Willibrord. Begleitet werden sie dabei durch den eingängigen Rhythmus der klassischen Prozessionsmusik, die von zahlreichen Musikvereinen aus der Region dargeboten wird.

Die Prozession wird seit 2010 von der Unesco als immaterielles Kulturgut eingestuft. Ihre Ursprünge sind bis ins Mittelalter zurückzuverfolgen. Nähere Informationen zur Springprozession gibt es unter www.louxembourg.public.lu. Weitere Infos zur Nachtwallfahrt Route Echternach gibt es bei der Abteilung Jugend im Bistum Trier auf www.jugend-bistum-trier.de.

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1 Kommentar

  1. Achja , Frieden durch Springen. Das einzigste was mir mal durch Springen geholfen hat waren die Nierensteine die dadurch gelöst wurden.
    Wie ich sehe ist Nikolaus mit seinen Knechten auch mit anwesend.

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