Viele Betriebe beantragen Corona-Hilfen: Fallzahlen steigen weiter

Geschäfte zu, Restaurants geschlossen: Viele Betriebe in Rheinland-Pfalz kämpfen mit der Corona-Krise. Dabei stand es auch im vergangenen Jahr mit der Wirtschaft im Land schon nicht zum besten.

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Foto: dpa-Archiv

MAINZ. Die Corona-Krise macht vielen Unternehmen in Rheinland-Pfalz schwer zu schaffen. Angesichts von Kontaktverboten, der Schließung von Geschäften und gastronomischen Betrieben und wegbrechender Aufträge ist das Interesse an Hilfen des Bundes groß. Doch schon vor dem Ausbruch der Lungenkrankheit Covid-19 gab es kräftige Bremsspuren in der rheinland-pfälzischen Wirtschaft. Derweil steigt die Zahl der Infektionen mit dem Virus Sars-CoV-2 im Bundesland weiter an. Die wichtigsten Themen des Tages im Überblick:

SCHLECHTE ZAHLEN – Die in Rheinland-Pfalz erbrachte Wirtschaftsleistung schrumpfte im vergangenen Jahr preisbereinigt um 1,3 Prozent und damit so stark wie seit der Finanzkrise 2009 nicht mehr, wie das Statistische Landesamt am Montag in Bad Ems mitteilte. Die Abschwächung beim Bruttoinlandsprodukt sei vor allem auf die Industrieproduktion zurückzuführen, erklärte der Präsident des Statistischen Landesamts, Marcel Hütter. Rheinland-Pfalz schnitt damit schwächer ab als Deutschland mit einem preisbereinigten Plus von 0,6 Prozent. 2009 war das Bruttoinlandsprodukt in Rheinland-Pfalz in Folge der weltweiten Finanzkrise um 5,0 Prozent eingebrochen.

VIELE ANTRÄGE – Bei der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) sind in den ersten zwölf Stunden nach dem Start des Sofortprogramms des Bundes für Zuschüsse in der Corona-Krise mehr als 2100 Anträge eingegangen. Dies seien bis Montagmorgen allein die per E-Mail gestellten Anträge, ohne die per Fax eingereichten Formulare, sagte eine Sprecherin der landeseigenen Bank. «Das Fax ist übergelaufen.» Solo-Selbstständige, Freiberufler und Unternehmen bis zu fünf Vollzeitstellen können über das Programm bis zu 9000 Euro erhalten, um den akuten Liquiditätsbedarf für drei Monate zu decken.

BONUS GEFORDERT – Der Präsident der Landespflegekammer in Rheinland-Pfalz, Markus Mai, hat einen Belastungsbonus für alle Pflegekräfte in der Corona-Krise von mindestens 500 Euro gefordert. Pflegekräfte, die nachweislich an der Lungenkrankheit Covid-19 erkrankt seien, sollten zusätzlich noch einmal 500 Euro erhalten, sagte Mai am Montag dem volksfreund.de, dem Internetangebot des «Trierischen Volksfreund». «Diese Pflegekräfte haben nicht nur wie alle eine hohe Belastung sondern auch ein erhöhtes Risiko.» Mit solchen staatlichen Bonus-Zahlungen könne die Gesellschaft dem Pflegepersonal echte Wertschätzung entgegenbringen.

ZAHL GESTIEGEN – Die Zahl der Corona-Infektionen in Rheinland-Pfalz ist zum Wochenbeginn etwas langsamer gestiegen als in der vergangenen Woche: Die Gesundheitsämter meldeten bis Montag (Stand: 10.00 Uhr) insgesamt 2686 Infektionen mit dem Coronavirus, wie das Gesundheitsministerium in Mainz mitteilte. Das waren 141 oder 5,5 Prozent mehr als am Vortag. Vom vorangegangenen Sonntag (22. März) auf Montag, den 23. März, lag die Zunahme bei 11,8 Prozent. Aussagen über einen längerfristigen Trend können allerdings erst nach mehreren Tagen getroffen werden. Bisher starben 19 Menschen in Rheinland-Pfalz an der durch das Virus verursachten Krankheit Covid-19.

MASKEN NÄHEN – Eine Koblenzer Herstellerin von Taschen hat ihren Betrieb mit vier Mitarbeitern auf die Produktion von einfachen Schutzmasken aus Baumwolle umgestellt. Sie sei damit einer Anfrage der Diakonie und des Arbeiter-Samariter-Bunds (ASB) Bad Kreuznach gefolgt, teilte die Unternehmerin Lena Eiler am Montag mit. Mehr als 300 Masken habe sie bereits genäht, sagte die 37-Jährige. Auch die Schneiderei des Pfalztheaters Kaiserslautern produziert seit Ende März Schutzmasken. Und in Pirmasens ruft die Initiative «PS hilft!» Bürger dazu auf, Masken für Pflegekräfte in Altenheimen zu nähen.

SCHULE DIGITAL – Zwei Wochen nach Schließung der Schulen in Rheinland-Pfalz wegen der Corona-Krise ist der digitale Unterricht zum Alltag geworden. Für die Fortführung des Unterrichts nutzen mehr als 1200 Schulen eine von mehreren Bildungsplattformen im Internet, wie das Bildungsministerium in Mainz mitteilte. Wegen der hohen Zahl an Zugriffen komme es stellenweise zu technischen Problemen. Das Pädagogische Landesinstitut fahre deswegen die Serverkapazitäten hoch, «so dass die Systeme auch zu Stoßzeiten stabil laufen».

VORTRÄGE VORSCHOBEN – Das Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz hat seine sechsteilige Vortragsreihe über die unterschiedliche Entwicklung von Mainz und Frankfurt im Mittelalter auf nächstes Jahr verschoben. Grund sind die Einschränkungen im Kampf gegen das Coronavirus, wie das Institut am Montag mitteilte. Die Landeshistoriker wiesen dabei auf ihre Angebote im Internet zur Landesgeschichte und -kultur hin: «Aus diesem Schatz wollen wir gemeinsam mit Ihnen in diesen besonderen Zeiten schöpfen.»

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1 Kommentar

  1. Es mehren sich die ersten Erfahrungen und Berichte, nach denen sich abzeichnet, dass die Politik die Rechnung ohne die Banken gemacht hat. Diese scheinen nicht begriffen zu haben um was es geht und fangen an eingehende Darlehensanträge mit KFW-Unterstützung aufwendig „tot“zuprüfen. Die Presse muss dieses Vorgehen schnellstens aufgreifen.

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