Fall Laura-Marie – Polizei ermittelt wegen Drohungen

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TRIER. Eine kollektive Trauer hat Trier ergriffen. Nach dem Mord an der 16-jährigen Laura-Marie am vergangenen Wochenende herrscht in der Stadt Fassungslosigkeit. Eine Fassungslosigkeit, die bei manchem inzwischen in Wut umgeschlagen ist, nachdem die Polizei durch schnelle und erfolgreiche Ermittlungsarbeit den mutmaßlichen Täter gefasst hatte.


Der 24-jährige, ein Nachbar des Opfers, hat nach Polizeiangaben schon gestanden, das Mädchen während eines Streits am Freitag durch mehrere Messerstiche tödlich verletzt und dann hinter einem Gebüsch versteckt zu haben. Auch hat er zugegeben, am nächsten Tag, dem Samstag, zum Tatort zurückgekehrt zu sein, um die Leiche zu verbrennen.

Genaues über die Hintergründe weiß man nicht. Es scheint so zu sein, dass Laura-Marie mit dem Bus vom Hauptbahnhof aus zu einer Party wollte und den 24-jährigen Maler gebeten hatte, sie zum Bus zu begleiten. Auf dem Weg kam es dann zum Streit mit seinen Folgen. Laura-Marie war mit dem mutmaßlichen Täter bekannt. Wie intensiv diese Bekanntschaft war, ist aber nicht wirklich klar.

Selbst in München spricht man über den Fall

Die Schülerin und die Tat sind bundesweit Thema in den Medien. Selbst in München weiß die Abendzeitung darüber zu berichten, dass es wahrscheinlich eine Beziehungstat gewesen ist und dass das Mädchen sterben musste, weil sie über Facebook mit einem Freund geflirtet haben soll. Als Quelle dieser Informationen ist die Bildzeitung angegeben.


Vielfältig waren und sind die Reaktionen in der Bevölkerung. Am Fundort wurden Kerzen aufgestellt und Blumen abgelegt. Fassungslos standen die Menschen am Ort des Geschehens. Still der Toten gedenkend oder auch die Tat diskutierend. Dabei gab es zunächst, fast möchte man sagen „die üblichen“ Verdächtigen. Allen voran wurden in den Reihen der Asylanten die Täter vermutet. Aber auch Rumänen, Obdachlose und Junkies wurden ins Visier genommen. Bis die Nachricht kam, der Täter sei gefasst und passte überhaupt nicht ins vorgefertigte Muster.

Trauerkundgebung und Trauerzug

Über das soziale Netzwerk Facebook hatte sich eine Trauergruppe gebildet, die innerhalb kürzester Zeit mehrere tausend Mitglieder hatte. Dort konnten Menschen ihr Mitgefühl ausdrücken. Auch im Rathaus der Stadt hat man Laura-Marie bei einer Sitzung gedacht und Oberbürgermeister Klaus Jensen hat seine Fassungslosigkeit zum Ausdruck gebracht. Am Mittwoch wird es um 18 Uhr eine Trauerkundgebung auf dem Domfreihof geben mit einem anschließenden Zug zur Fundstelle, wo man Kerzen und Blumen ablegen kann.

Es gab aber auch andere Reaktionen, die jetzt sogar die Polizei auf den Plan rufen. Es wurden Schmähungen und Beschimpfungen bis hin zu Morddrohungen gegen den mutmaßlichen Täter ausgesprochen. Auf verschiedenen Seiten im Internet wurde zur Selbstjustiz aufgerufen, was jetzt zu Ermittlungen führt. Damit will die Polizei die Familie des mutmaßlichen Täters schützen.

 

 

 

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Ja, es ist unfassbar, was da am vergangenen Wochenende im schönen Trier geschehen ist. Ein junges Mädchen wird mitten aus dem Leben gerissen. Verständnis kann man für eine solche Tat nicht haben. Selbst wenn irgendwann einmal bekannt werden wird, wie es zu dieser Tat kommen konnte, wird in der Erklärung keine Rechtfertigung zu finden sein.

Aber genauso wenig kann man Morddrohungen oder die Forderung nach Selbstjustiz gegen den mutmaßlichen Täter und seine Familie rechtfertigen. Die Familie ist für die Tat des 24-Jährigen nicht verantwortlich. Und was den vermutlichen Täter angeht, dafür gibt es in Deutschland Gerichte, die zu einem Urteil kommen müssen.

Nicht jeder mag mit jedem Urteil, dass gefällt wird, einverstanden sein. Schnell wurden auch im aktuellen Fall schon Befürchtungen laut, dass es ein zu mildes Urteil geben werde. Aber genau das ist die Aufgabe der Justiz. Fakten ansehen und dann auf der Grundlage der geltenden Gesetze zu einem Urteil kommen. Ohne Ansehen der Person gegen Jedermann gleich. Das macht Laura-Marie nicht wieder lebendig und die Schuld, die der 24-Jährige auf sich geladen hat, wird dadurch nicht weniger. Er wird mit dieser Schuld leben müssen. Vielleicht ist das die schwerste Strafe, die es für ihn gibt.

Ein Aburteilen durch das Volk aber, bei aller verständlichen Wut und auch Verzweiflung, eine solche Aburteilung ist nicht hinnehmbar. Wer das Recht selbst in die Hand nimmt, macht sich schuldig. Diese Zeiten haben wir in Deutschland hinter uns. Wir leben, Gott sei Dank, in einem Rechtsstaat. Und dieser Rechtsstaat gilt für beide Seiten. Für Opfer und für Täter.

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11 Kommentare

  1. Die Schuld immer in die von der Gesellschaft ausgegrenzte Minderheit zu schieben ist echt widerlich. Der anschließende Kommentar ist endlich mal einer der vernünftig ist und spiegelt haargenau meine Meinung wieder! 🙂

  2. @ R.Krause: Wer ständig mit Messer durch die Gegend läuft? In diesem Fall ganz offensichtlich ein deutscher Maler aus Trier-Nord! Und leider hat er es auch benutz.

  3. D a s ist das Problem. Ganz viele Zeitgenossen sind ständig bewaffnet. Wer ständig eine Waffe mit sich führt, wird sie auch benutzen. Und wenn einem die Nase oder der Blick des Gegenübers nicht passt. Wir haben in unserer Gesellschaft eine verbreitete Aggressionsbereitschaft. Die Hemmschwellen sind so niedrig geworden.
    Das Leben eines anderen Menschen ist nichts mehr wert. Und eine Bedrohung körperlicher Art kann
    von dem getöteten Mädchen nicht ausgegangen sein. Bis zum Gerichtsverfahren wird es wohl Spekulation bleiben, was den Geständigen geritten hat, das Leben eines so jungen Menschen einfach auszulöschen. Mein Mitgefühl gilt der Familie des Opfers und allen Freunden.

  4. Lieber Kommentator, ein Mensch, der ein Kind von 16 Jahren tötet, es versteckt und 9 Stunden später anzündet, wird wohl keine Schuld erkennen. Wer sagt denn, dass das Mädchen nicht noch zu retten gewesen wäre, hätte er z. B. direkt einen Rettungswagen gerufen? Nur ein Mensch, der sich nicht über seine eigene Tat erschrickt und nur an sein eigenes Wohl denkt, geht 9 Stunden später noch einmal dorthin, um die Tat zu vertuschen. Leider habe ich die Befürchtung, dass das Urteil wirklich zu mild ausfallen wird. Sicherlich bringt es das Kind nicht wieder zurück, aber es würde vielleicht den Eltern, Freunden, Verwandten, Bekannten etwas helfen, wenn sie das Gefühl hätten, dass Gerechtigkeit sich durchsetzt. Egal wie viel Jahre er bekommt, es wird nie genug sein. Für mich ist dieser Mann ein Mörder und ich hoffe sehr, dass das Gericht das genauso sieht.

  5. Ich finde den Artikel sehr gut und würdig formuliert. lokalo.de hatte zuletzt in anderen Zusammenhängen ein wenig an Niveau verloren (meine Meinung).

  6. Dass diverse Trierer zur Selbstjustiz aufrufen, wundert mich nicht. Wahrscheinlich sind das genau die Menschen, die vorher gewettet haben, dass es ja nur ein Ausländer/ Asylant gewesen sein muss. Warum wird nicht darüber berichtet, wie viele Trierer ausländerfeindlich sind. Warum schreiben sie keinen Kommentar darüber? Warum gibt es keinen Kommentar über die Hetze gegen die Menschen, die aufgrund von Not und Krieg zu uns geflohen sind. Mir wird geradezu schlecht, wenn ich über die Folgen nachdenke, wenn es wirklich ein Fremder gewesen wäre. Da hätten wahrscheinlich Heime gebrannt, bevor unser Rechtsstaat sich hätte einschalten können… . Gerade auf ihrer Seite waren Kommentare zu lesen, die einem die Galle hochkommen lassen… Darüber lässt man sich aber nicht aus… Eigentlich liebe ich meine Stadt, aber der zunehmende Rassismus in dieser Stadt, der von tumben Deutschen, die Stammtischparolen lauthals wiedergeben, verbreitet wird, lässt mich zweifeln…

    • @ Indira: Warum machen sie keine eigene online-Plattform und schreiben Ihren eigenen Kommentar, genauso wie und worüber sie wollen!

  7. Lieber Poppel, Sie sind offensichtlich keine Frau, sonst hätten Sie schon mal die Erfahrung gemacht, wie gefährlich es sein kann, einem WEISSEN Mann „Nein“ zu sagen. Von Moslems hingegen wurde ich noch nie bedroht – oder kenne ich vielleicht nur die falschen Moslems? Sie scheinen ja Experte zu sein auf dem Gebiet!

    Ich vermute Sie sind ganz enttäuscht darüber, dass es kein Ausländer/Asylant war, denn dann hätten Sie und Ihresgleichen jetzt einen Grund zur Hetze. Keine Sorge, irgendein Pegidamarschierer wird sich schon bald wieder irgendeinen Mist aus den Fingern saugen, wegen dem Sie dann unschuldigen, rechtschaffenen Leuten das Leben zur Hölle machen können.

    Ich kann mir nur vrstellen, wie schrecklich es für Laura-Maries Familie sein muss, dass das Schicksal ihrer Tochter in erster Linie für Ausländerhasspropaganda benutzt wird, obwohl es rein gar ncihts damit zu tun hatte.

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