War fast ausgestorben: Steinkrebs wird in Rheinland-Pfalz wieder ausgewildert

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Junge Steinkrebse, die zur Wiederansiedlung in Bächen gezüchtet wurden. Foto: SGD Nord / Dr. Kai Lehmann

KOBLENZ. Der Steinkrebs, der vor allem Quellbäche in Mittelgebirgen besiedelt, ist in Europa vielerorts ausgestorben. Ursache ist eine Pilzkrankheit, auch Krebspest genannt, die sich durch im 19. Jahrhundert eingeführte amerikanische Krebse ausgebreitet hat.

Aktuell gestalten und erproben Wissenschaftler und Fachleute aus Schleswig-Holstein sowie Ehrenamtliche aus Koblenz im Auftrag der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord eine Methode zur Gewinnung von Jungtieren, die künftig zur Wiederbesiedlung geeigneter Bäche eingesetzt werden kann. Die SGD Nord fördert das Projekt mit rund 35.000 Euro.

Insgesamt 504 gesunde Jungsteinkrebse sind es, die jüngst mit Erfolg im Kleinbornsbach im Koblenzer Stadtwald und im Aspeler Bach oberhalb von Niederfell ausgewildert werden konnten. SGD-Nord-Präsident Wolfgang Treis stimmt das hoffnungsvoll: „Die Testansiedlungen zeigen: Mit der entwickelten Methode können künftig Jungtiere der bedrohten Art in hinreichender Zahl für Wiederbesiedlungsprojekte in Rheinland-Pfalz bereitgestellt werden“. Es ist bereits der zweite Erfolg in dem Projekt, denn schon vergangenes Jahr wurden rund 200 Tiere in Gewässer eingesetzt.

Die Eier, aus denen die Tiere geschlüpft sind, stammen von weiblichen Steinkrebsen, die in Bächen im Koblenzer Stadtwald siedeln. Dieses Vorkommen ist eines von mehreren Steinkrebsvorkommen im Zuständigkeitsgebiet der SGD Nord, die sich in gutem oder sehr gutem Zustand befinden, und sich als Spenderpopulationen eignen. „In ihren Funktionen als Obere Wasser- und Naturschutzbehörde ist die SGD Nord zuständig für den Schutz der Gewässer und der darin lebenden Tiere im nördlichen Rheinland-Pfalz. Die intakten Vorkommen können als Beleg für den Erfolg unserer Arbeit gewertet werden“, erklärt Wolfgang Treis.

Seit drei Jahren nutzt die SGD Nord in Zusammenarbeit mit ehrenamtlich engagierten Personen und spezialisierten Unternehmen das Vorkommen im Koblenzer Stadtwald, um Eier zu gewinnen und daraus Jungtiere aufzuziehen. Die weiblichen Steinkrebse, aus denen die Eier schonend entnommen werden, dürfen nach der Entnahme zurück in ihr Heimatgewässer. Die Eier hingegen werden an das Institut für nachhaltiges Ressourcenmanagement in Schleswig-Holstein übergeben, das hieraus Jungtiere heranzieht. Denn in der speziellen Aufzuchtanlage des Instituts findet der Steinkrebsnachwuchs optimale Bedingungen vor. Sobald die Jungtiere stark genug sind, können sie zur Wiederansiedlung eingesetzt werden.

Zum Hintergrund

Aktuell gibt die Entwicklung der Gewässerqualität in einigen Quellbächen in Rheinland-Pfalz Anlass zur Hoffnung, dass diese für eine Wiederansiedlung mit Steinkrebsen geeignet sein könnten. Im Rahmen des abgeschlossenen EU-INTERREG Oberrhein-Projektes „Gefährdete Tierarten“ erfolgten dazu erste Versuche im grenzübergreifenden Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen. Aktuell finanziert die SGD Nord die Maßnahme in ihrer Funktion als Obere Fischereibehörde. Ohne die zahlreichen Arbeitsstunden der engagierten Ehrenamtlichen wäre das Projekt jedoch nicht denkbar beziehungsweise mit deutlich höheren Kosten verbunden.

Die SGD Nord ist in ihrer Funktion als Obere Wasser- und Naturschutzbehörde unter anderem für den Artenschutz im nördlichen Rheinland-Pfalz zuständig. Weitere Informationen hierzu sind unter dem nachfolgenden Link zu finden: www.sgdnord.rlp.de/themen/wasserwirtschaft/fischerei. (Quelle: SGD Nord)

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