Geschichte: Napoleon in Trier – Eine handgeschriebene Entdeckung aus dem Jahr 1804

0
Foto: Stadtarchiv Trier

TRIER. Man muss schon genau hinsehen, um sie zu erkennen: Eine Unterschrift von keinem Geringeren als Napoleon Bonaparte. Als Objekt des Monats Oktober präsentieren die Wissenschaftliche Bibliothek und das Stadtarchiv ein Schriftstück, das der Erste Konsul Frankreichs vor 220 Jahren in Händen hielt, persönlich unterzeichnete und dabei trierischen Boden unter seinen Füßen hatte.

Dass Napoleon sich damals in der Moselstadt aufhielt, war weder ein Zufall noch ein Geheimnis. Sein Besuch vom 6. bis 9. Oktober 1804 war Teil einer größeren Unternehmung, die man heute als PR-Kampagne bezeichnen würde. Nur wenige Wochen bevor er sich selbst zum Kaiser der Franzosen krönte, bereiste er mit einer Delegation von französischen Staats- und Militärvertretern das Rheinland. Frankreich hatte die linksrheinischen Gebiete samt der Moselstadt im Zuge des Ersten Koalitionskrieges erobert und sich 1801 im Friedensvertrag von Lunéville einverleibt. Was staatsrechtlich besiegelt worden war, galt es kurz vor der Kaiserkrönung politisch zu festigen. Mit seiner Rheinlandreise im Herbst 1804 verfolgte Napoleon demnach das Ziel, seine Herrschaft zu legitimieren.

n dem historischen Schriftstück ist Napoleons Unterschrift am linken Rand (rot umrandet zu erkennen). Foto: Stadtarchiv Trier

Die Entstehung des herausragenden Schriftstücks lässt sich heute im Detail rekonstruieren. Es handelt sich um eine Eingabe des damaligen Trierer Bürgermeisters Anton Joseph Recking. Dieser nutzte die Gunst der Stunde, um Napoleon anlässlich seines Aufenthalts in Trier um finanzielle Unterstützung zu bitten. Recking legte schriftlich dar, dass insbesondere an der Römerbrücke dringende Reparaturarbeiten nötig seien. Napoleon verfügte daraufhin eigenhändig, dass das Schreiben an die zuständige Straßenmeisterei weiterzuleiten sei. Nach gängiger Verwaltungspraxis zeichnete er dafür am linken Rand einen Aktenvermerk gegen, der in Trier erstellt wurde und das Datum vom 9. Oktober 1804 (nach dem Revolutionskalender: 17. Vendémiaire Jahr XIII) trägt. Diesem Verwaltungsakt ist es zu verdanken, dass heute eine Unterschrift aus der Feder des weltberühmten Staatsmannes überliefert ist. Es ist bei Weitem nicht die einzige erhaltene Unterschrift von Napoleon. Wer online ein bisschen recherchiert, wird schnell weitere Exemplare finden. Dafür handelt es sich bei dem vorliegenden Exemplar aber im wahrsten Sinne des Wortes um ein Trierer Original.

Auch abgesehen von diesem prominenten Besuch war das Zeitalter der Französischen Revolution und Napoleons eine spannende Zeit in der Moselstadt. Wer sich näher dafür interessiert, wie die Trierer Bevölkerung die bewegte Phase zwischen dem Revolutionsjahr 1789 und dem Sturz Napoleons 1814 erlebte, dem ist mit einem neuen Buch aus der Reihe „Publikationen aus dem Stadtarchiv Trier“ viel Lesestoff auf mehr als 750 Seiten geboten. Es handelt sich um eine thematische Quellenedition, die 250 Originaldokumente aus den historischen Archiv- und Bibliotheksbeständen umfasst. Die deutsch- und französischsprachigen Texte sind mit begleitenden Kommentaren versehen und richten sich an ein breites Publikum.

Am 29. Oktober wird das Buch im Lesesaal der Wissenschaftlichen Bibliothek vorgestellt – ein Muss für alle, die mehr über Trier und seine bewegte Vergangenheit erfahren möchten.

Info: Die Veranstaltung ist kostenlos, eine Anmeldung ist per Mail an: [email protected] möglich.

(Quelle: Stadt Trier)

Vorheriger ArtikelRLP: Pferd auf Landstraße von Auto erfasst – Tier stirbt
Nächster ArtikelFlüchtlingsunterkünfte in Zweibrücken: Schwarzbuch kritisiert Geldverschwendung in RLP

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Die Redaktion behält sich vor, Lesermeinungen zu kürzen. Es besteht kein Anspruch auf die Veröffentlichung Ihrer zugesandten Meinungen. Klarname ist nicht erforderlich. Eine E-Mail-Adresse muss angegeben werden, wird aber nicht veröffentlicht.