MAINZ. Wegen offener Rechnungen haben einige Firmen Lieferungen von Medikamenten an die Mainzer Universitätsmedizin zwischenzeitlich gestoppt.
Die Klinik bezifferte die offene Summe an Rechnungen am Mittwoch auf rund 60 Millionen Euro und begründete dies mit Personalknappheit in der Buchhaltung aufgrund von Fachkräftemangel und akuten Ausfällen. «Die Versorgung der Patientinnen und Patienten der Universitätsmedizin Mainz (UM) war stets gewährleistet», heißt es in einer Mitteilung. Die Lieferungen seien auch wieder aufgenommen worden.
Mittlerweile würden externe Kräfte in der Buchhaltung eingesetzt. Zudem werde «der Gesamtprozesses von der Bestellung bis hin zur Bezahlung» analysiert werden. Auch das Gesundheitsministerium in Mainz bestätigt einen Rückstand in der Kreditorenbuchhaltung, weitere Details nennt es aber nicht. Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet.
«Die Behauptung, dass die Universitätsmedizin Mainz in den vergangenen Monaten nicht mehr mit Medikamenten beliefert worden sei, ist falsch», heißt es in der Mitteilung. Zwar sei es aufgrund offener Rechnungen bei einigen Lieferanten von Arzneimitteln, Medizinprodukten und Diagnostika bei Neubestellungen zu einem Lieferstopp gekommen. «Jedoch bestand an der UM auch dank eines vorausschauenden Einkaufs und der Nutzung alternativer Lieferangebote in keiner Produktgruppe ein grundsätzlicher Versorgungsengpass.»
An der UM würden täglich durchschnittlich mehr als 300 Rechnungen eingehen, deren einzelne Beträge stark variieren könnten. Zusammengerechnet entspreche die Summe der offenen Lieferantenrechnungen einem durchschnittlichen Rechnungseingang von etwa 1,5 Monaten. Die 60 Millionen Euro würden etwa 12,5 Prozent der Summe der jährlich eingehenden Kreditorenrechnungen ausmachen, also der Zahlungsforderungen für Produkte und Dienstleistungen.
Die Universitätsmedizin Mainz ist das größte Klinikum in Rheinland-Pfalz und klagt auch an anderen Stellen als der Buchhaltung über Personalknappheit. Außerdem war sie zuletzt wegen scharfer Kritik von Klinikleitern vor allem am kaufmännischen Vorstand des Hauses in die Schlagzeilen geraten. Sie hatten in mehreren Schreiben an das Gesundheitsministerium unter anderem gewarnt, dass die wirtschaftliche Lage prekär sei und die Ausstattung nicht mehr zeitgemäß.
Die Mainzer Universitätsmedizin soll Schritt für Schritt bis zum Jahr 2038 umfassend modernisiert werden. Ein Bau-Masterplan sieht dafür insgesamt rund 2,2 Milliarden Euro vor. Der gesundheitspolitische Sprecher der Fraktion der Freien Wähler im rheinland-pfälzischen Landtag, Helge Schwab, monierte am Mittwoch, die Landesregierung wolle mit Zahlen über bevorstehende Investitionen in die Infrastruktur von den eigentlichen Problemen ablenken.