++ Lokalo nachgefragt: Influenza, RS-Virus, Corona – die aktuelle Lage im Trierer Mutterhaus ++

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Das Klinikum Mutterhaus in Trier. Foto: Bettina Leuchtenberg, Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen

TRIER. Lieferengpässe bei Medikamenten, eine Infektionswelle bei Atemwegs-Erkrankungen durch Corona, Influenza und RS-Virus, Ausfall von medizinischem Fachpersonal – der Vorstandschef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, warnte erst vor wenigen Tagen, dass die Situation insbesondere in Kinderkliniken, aber auch im gesamten deutschen Gesundheitssystem, extrem prekär ist (lokalo berichtete). Doch wie ist die Lage vor Ort in Trier? Lokalo hat beim Mutterhaus nachgefragt.

Wie Pressesprecherin Kristina Kattler mitteilt, befinden sich derzeit sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klinikums Mutterhaus aufgrund einer Corona-Infektion in Quarantäne, hinzukommen 126 Krankmeldungen und acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Aufgrund einer Erkrankung des Kindes zuhause bleiben. Diese Zahlen beziehen sich auf alle Berufsgruppen, eine genaue Zahl nur für das medizinische Personal lasse sich nicht ermitteln. Zudem werde der Grund der Krankmeldungen nur bei meldepflichtigen Erkrankungen (in diesem Fall Covid-19) mitgeteilt, so dass auch nicht gesagt werden könne, wie viele der Mitarbeiter insgesamt an Atemwegserkrankungen litten. Bei größeren Personalausfällen könne es zur Verschiebung von elektiven (vom Patienten frei wählbaren bzw. terminierbaren) Eingriffen kommen, so Kattler.

Hinsichtlich der Patienten werden im Klinikum Mutterhaus 16 Patienten wegen RSV, 13 aufgrund von Influenza und 26 wegen einer Corona-Infektion behandelt. Primär seien Kinder und immungeschwächte Menschen betroffen. Wie in jedem Jahr beobachte man gegenwärtig saisonbedingt einen Anstieg an Atemwegsinfektionen. Diese Erreger haben insbesondere im Herbst und Winter wegen des nassen und kalten Wetters gute Bedingungen.

Influenza spielte in den vergangenen Jahren laut Kattler eine eher untergeordnete Rolle im Klinikum Mutterhaus. Durch das Maskentragen, aber auch durch allgemeine Kontaktreduzierungen wurden durch die Luft übertragbare Infektionen minimiert.

Beim RSV-Virus sei im Vergleich zum ersten Corona-Lockdown, in dem viele Kinder zuhause waren, der Anstieg höher, aber auch im Vergleich zu den Jahren vor Corona. Im Mutterhaus sehe man derzeit eine eher untypische Alterszusammensetzung, so seien auch sehr kleine Patienten in den ersten drei Lebensmonaten betroffen, aber auch Kinder über 1-2 Jahren. Dabei sei zu bedenken, dass man sich sich im Leben immer wieder mit RSV anstecke. Diese Infekte verliefen in der Regel als harmlose Atemwegsinfekte.

Gefährlich kann aber die sogenannte Primärinfektion werden, wenn der junge Organismus zum allerersten Mal im Leben Kontakt mit dem Virus hat. Risikofaktoren für einen schwereren Verlauf der Primärinfektion gibt es einige: z.B. Frühgeburtlichkeit, rauchende Eltern, männliches Geschlecht, sehr junges Alter bei Infektion, Herzfehler. Besonders an der jetzigen Situation sei die Vielzahl der Kinder, die schwer erkranken, auch im zweiten Lebensjahr oder später, erläutert die Pressesprecherin des Mutterhauses. Dies liege wahrscheinlich an den Corona-Regeln, die dazu geführt haben, dass viele Kinder sich erst im späteren Alter als üblich zum ersten Mal mit dem Virus infizieren.

Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich in den ersten zwei Lebensjahren mit RSV anstecke, liege bei fast 100 Prozent. In der gegenwärtigen Situation führe dies dazu, dass sich sich mindestens zwei Jahrgänge zeitgleich zum ersten Mal mit dem RS-Virus anstecken. Dies erkläre die Vielzahl an schwereren Verläufen, so Kattler.

In der Konsequenz führe dies dazu, dass die Lage auf den Kinderstationen derzeit äußerst angespannt ist. So findet jeden Morgen eine Lagebesprechung (Triage) statt: Geplante Aufnahmen werden verschoben und es ist eine erhebliche Herausforderung. Die quantitative Belastung fordere die Ressourcen des Klinikums maximal. Daher stehe das Mutterhaus in Kontakt mit den umliegenden Kinderkliniken, wenn es zu akuten Engpässen bei verfügbaren Betten auf den Kinderstationen kommt, um ggf. Patienten dort aufnehmen zu lassen. Aber auch in diesen Kliniken sei die Situation mehr als angespannt. Auch die Belastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter habe im Zuge der Pandemie deutlich zugenommen und setze sich durch die derzeitige Situation weiter fort, erklärt die Pressesprecherin.

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7 Kommentare

  1. Es geht uns ALLE an!
    Ein Mangel an allem!
    Eines der reichsten Ländern der Welt steht vor den Trümmern der eigenen Selbgefälligkeit.
    Ärztliche Versorgung ist eingeschränkt, Personal und Medikamente fehlen, Krankenhausbetten können nicht mehr belegt werden, Rettungsdienste personell nicht mehr aufrecht gehalten werden.

    Einst waren die Berufe im der medizinischen Bereich gefragt und angesehen.
    Applaus reicht eben nicht aus.
    Das ist an den entsprechenden Stellen aber noch nicht angekommen.

  2. Triage bedeutet im Klartext, dass aufgrund Auslastung der Behandlungskapazitäten einige Patienten gar keine Behandlung bekommen. Ist eine Triage aktiv, dann wird ausgesucht, wen man behandelt und wen man leider ggf. sterben lassen muss.

  3. Tja..so sie es leider aus.!! Das zeigt aber auch das Deutschland von völlig unfähigen Leuten regiert wird..!! Das zieht sich durch alle Bereiche !! Man regiert in den Tag hinein und nicht weiter..! Wird schon klappen..! NIX..klappt.!!! Man schaut nicht einen Meter nach vorne…! Es muss immer erst eng werden bevor man sich halbwegs mal bewegt..! DEUTSCHLAND….was ist aus dir geworden..????

    • @Realist, in allen Punkten gebe ich recht. Hauptsache, man hat sich bereichert ,ob Personen oder Pharmaindustrie. Und die Gelder werden durch die Inflation wieder durch den Bürger wieder rein geholt.
      Die Theoretiker müssten in den Praxisalltag, und das für Jahrzehnte .

  4. Der Übeltäter muss noch gesucht werden. Nach über 2 Jahren tragen von Masken ist es doch kein Wunder, dass das Immunsystem so runter gefahren wurde, das jetzt die verschiedenen Infektionsarten in höherem Rahmen ausbrechen. Welchen Theoretikern hat man es zu verdanken????

    • @Insider: wenn ich an die Worte eines wahrscheinlich gut bezahlten Virologen denke, der sagte, man solle mit der „politischen“ Pandemie aufhören, hätte man dem besser Folge leisten sollen, und dann noch unfähige
      Gesundheitsminister.

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