Bei Grenzschließung: Wirtschaftliche Risiken für die Region Trier

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Verkehrende Diesel- und Benzinfahrzeuge auf einer sich stauenden Autobahn.
Symbolbild

TRIER.Im Zuge der Diskussion um die Eindämmung der Flüchtlingszahlen wird zunehmend die Forderung laut, die deutschen Grenzen für Flüchtlinge zu schließen. Die Handwerkskammer (HWK) Trier spricht sich gegen diesen Vorschlag aus und warnt eindringlich vor den Folgen, die eine Schließung der Grenzen mit sich bringen würde. Sollte dieses Szenario wahr werden, hätten die Berufspendler sowie die gesamte Wirtschaft in der Region Trier tiefgreifende Nachteile zu befürchten, so die HWK.

Die Großregion Saar-Lor-Lux ist in der EU der Raum mit den meisten Grenzpendlern. Mehr als 200.000 Grenzpendler sind täglich in den Teilregionen zwischen Luxemburg, der Wallonie, Lothringen, dem Saarland und Rheinland-Pfalz unterwegs. Darunter sind allein 30.000 Berufstätige aus Rheinland-Pfalz, die in Luxemburg arbeiten. Hinzu kommen zahlreiche Fahrten von Betrieben, die im Nachbarland Aufträge ausführen.

„Schon jetzt ist der Grenzverkehr von vielen, teilweise kilometerlangen Staus geprägt. Verstärkte Grenzkontrollen würden ihn vollends kollabieren lassen“, erklärt Dr. Matthias Schwalbach, Leiter der HWK-Wirtschaftsförderung, Diplom-Volkswirt und Experte für das Verkehrswesen in der Großregion. „Die Bundespolizei müsste dann die Autobahnen und Zubringerstraßen kontrollieren, Patrouillen würden die grüne Grenze sichern. Die langen Autoschlangen an den Grenzen würden zu einem deutlichen Rückgang des wirtschaftlichen Austausches zwischen den Teilregionen führen. Für die Region Trier hätte dies verheerende Folgen.“ Es würden weniger Einkommen in Luxemburg verdient und dann in der Region Trier ausgegeben werden, befürchtet Schwalbach. Auf der anderen Seite würden die luxemburgischen Kunden wegen der Staus seltener in die Region Trier zum Einkaufen kommen.

Negative Auswirkungen hätte die Schließung der Grenzen aber nicht nur auf die Wirtschaft in der Region Trier. Auch die wirtschaftliche Dynamik in der gesamten Großregion würde ins Stocken geraten. „Die Arbeitsteilung innerhalb der Großregion ist inzwischen sehr stark“, hebt Schwalbach hervor. „Eine solch intensive Zusammenarbeit funktioniert aber nur mit offenen Grenzen.“

Der Volkswirt warnt vor Zeitverlusten und deren Folgen. Aufwendige Grenzkontrollen würden ungeplante Störungen und erhöhte Kosten nach sich ziehen und die Arbeitsteilung verkomplizieren. „Der wirtschaftliche Austausch würde zurückgehen und das Wirtschaftswachstum einbrechen“, erklärt Schwalbach und resümiert: „Die niedrige Arbeitslosigkeit und der Wohlstand der Region Trier hängen entscheidend von ihrer Integration in die Großregion, insbesondere von der engen wirtschaftlichen Verflechtung mit Luxemburg ab. Engmaschige Grenzkontrollen könnten dieses Erfolgsmodell zu Fall bringen.“ Die Handwerkskammer Trier setze sich deshalb dafür ein, die ungehinderte Mobilität im Schengen-Raum aufrechtzuerhalten.

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