6000 Mal Hoffnung auf Leben für Leukämiepatienten weltweit

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TRIER.In 30 Jahren hat Deutschlands erste Stammzellspenderdatei 6000 Stammzellspender vermitteln können – Christian Ruffing aus Trier hat die Lebensretter-Zahl bei der Stefan-Morsch-Stiftung rund gemacht.

Birkenfeld ist eine Kleinstadt in Rheinland-Pfalz. Die Wirtschaft der Stadt ist hauptsächlich durch kleinere und mittlere Betriebe geprägt. Vor 30 Jahren wurde hier die Stefan-Morsch-Stiftung gegründet – damals die erste Stammzellspenderdatei Deutschlands, heute weltweit vernetzt. 6000 Spender hat die Datei bislang vermittelt, fast so viele Menschen wie in Birkenfeld derzeit leben. 6000 ganz konkrete Chancen das Leben eines Leukämie- oder Tumorpatienten durch eine Stammzelltransplantation zu retten. Den 6000 Spender – Christian Ruffing aus Trier – haben wir auf seinem Weg zum Lebensretter begleitet.

Es ist kurz vor Ostern in der Entnahmestation der Stefan-Morsch-Stiftung in Birkenfeld: Christian Ruffing liegt auf einer bequemen Liege, neben ihm summt leise die Apherese-Maschine – eine Zentrifuge, die seine Stammzellen aus dem Blut herausfiltert. In den vergangenen Tagen hat er sich – streng nach ärztlicher Anweisung – einen körpereigenen Botenstoff gespritzt, damit die Zellen aus dem Knochemark ins Blut übergehen und dort „abgesammelt“ werden können. Ruffing ist 27 Jahre alt, in Sötern (Kreis St. Wendel) aufgewachsen und derzeit Referendar am Peter-Wust-Gymnasium in Wittlich: „Ich bin kein Freund von Spritzen, aber ich habe das mit dem Wissen gemacht, dass es einen Menschen gibt, der darauf angewiesen ist, dass er meine Stammzellen bekommt.“

Mehr als 11.000 Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland an Leukämie. Wenn Bestrahlung und Chemotherapie nicht helfen, ist oft die Stammzelltransplantation die letzte Chance um das Leben des Patienten zu retten. Die Überlebenschancen liegen dann je nach Art der Erkrankung und Alter des Patienten bei bis zu 80 Prozent. Christian Ruffing weiß das. Er hat sich 2008 als Stammzellspender registrieren lassen. Damals hat er nach seinem Abitur bei der Stefan-Morsch-Stiftung als Zivildienstleistender gearbeitet: Post sortiert, Telefondienst und Botengänge gemacht, Spenderausweise versendet aber auch manchmal die Spender vom Bahnhof abgeholt, um sie in die Entnahmestation der Stiftung zu bringen. Alles Menschen – die wie er– sich irgendwann typisieren ließen, um im Ernstfall einem wildfremden Menschen freiwillig und unentgeltlich im Kampf gegen den Blutkrebs zu helfen. „Ich habe mich damals als Stammzellspender registrieren lassen, weil ich – frisch von der Schule – gesehen habe, wie wichtig die Arbeit ist, die hier geleistet wird. Dass jeder – ob in der Stiftung oder als registrierter Spender – etwas dazu beiträgt, um Menschenleben zu retten“, erzählt er. Als „Zivi“ fand er die Arbeit in der Stiftung, die heute fast 70 festangestellte Mitarbeiter hat – so spannend und abwechslungsreich, dass er auch danach immer wieder in den Semesterferien hier gejobbt hat.

Zuletzt war er im Herbst 2015 wieder als Aushilfe bei der Birkenfelder Stiftung. Als er im Februar 2016 einen Anruf von der Stiftung bekam, dachte er deshalb erst gar nicht an eine mögliche Stammzellspende: „Aber für mich war es keine Frage, dass ich spende“, erzählt der angehende Gymnasiallehrer für Geschichte und Erdkunde. In seiner Freizeit geht er mit seiner Freundin gerne am Moselufer in Trier joggen. Doch in den Tagen vor der Entnahme war das kaum möglich. Kopf – und Gliederschmerzen haben fast alle Spender, wenn sie vor der Stammzellspende den körpereigenen Botenstoff verabreicht bekommen. „Die treten auf, wenn der Körper die Stammzellen produziert“, so die Ärztin der Stefan-Morsch-Stiftung. Das ist also normal. Das wusste auch Christian Ruffing: „Ich bin vorher wie jeder andere Spender umfassend aufgeklärt und ganz fürsorglich betreut worden. Das war toll. Und die Rückenschmerzen waren nicht so schlimm.“

Trotzdem war er froh, als der Tag der Spende da war: „Ich bin froh, dass ich spenden kann“, sagt er. Ruffing kann sich vorstellen, wie es sein muss, wenn man als Patient wartet und hofft, dass dieser eine Mensch, der als Stammzellspender in Frage kommt auch wirklich spendet. 6000 Mal wurde diese Hoffnung von Menschen erfüllt, die bei der Stefan-Morsch-Stiftung als potenzielle Lebensretter registriert sind.

Termine:

In Kooperation mit dem DRK Blutspendedienst West und den DRK Ortsvereinen werden folgende Blutspende-Termine angeboten, bei denen auch die Gelegenheit besteht sich als Stammzellspender bei der Stefan-Morsch-Stiftung registrieren zu lassen.

24.03.2016, 17:30 – 20:30 Uhr, Bürgerhaus Römerkastel, Pelzergasse 7, 54347 Neumagen (Kreis Bernkastel-Wittlich)
07.04.2016, 17:00 – 21:00 Uhr, Geschw. Scholl-Schule, Boorwiese, 54439 Saarburg (Kreis Trier-Saarburg)
22.04.2016, 16:30 – 20:30 Uhr, Paul-Schneider Realschule, Sohrener Straße, 55491 Büchenbeuren (Rhein-Hunsrück-Kreis)
29.04.2016, 17:00 – 20:30 Uhr, Schule, Schulstr. 11, 54558 Gillenfeld (Kreis Vulkaneifel)
29.04.2016, 17:00 – 20:30 Uhr, Kultur- und Marktscheune, Burgstr. 1, 54298 Welschbillig (Kreis Trier-Saarburg)

Warum kooperiert die Stefan-Morsch-Stiftung mit dem DRK-Blutspendedienst West?

Der überwiegende Teil der Empfänger von Bluttransfusionen sind heute Patienten mit bösartigen Erkrankungen: Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die beispielsweise an Blutkrebs (Leukämie) erkrankt sind. Dies hängt neben der eigentlichen Erkrankung insbesondere mit der modernen Chemotherapie zusammen. Diese Chemotherapie führt in vielen Fällen zu einer vorübergehenden kompletten Unterdrückung der körpereigenen Blutbildung im Knochenmark (Aplasie), so dass die Patienten in diesen kritischen Behandlungsphasen lebenswichtig auf Blutübertragungen angewiesen sind. Viele moderne und heilende Behandlungsverfahren, gerade im Kampf gegen Krebs, können nur durchgeführt werden, wenn für diese Patienten genügend Blut zur Verfügung steht. So helfen Blutspenden auch über die Wartezeit hinweg, die es dauert, um beispielsweise einen passenden Stammzellspender zu finden, wenn eine Transplantation erforderlich ist.

Die Stefan-Morsch-Stiftung mit Sitz in Birkenfeld ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ bietet die gemeinnützige Stiftung seit 1986 Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Hauptziel der Stiftung ist, Menschen zu werben, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. So werden täglich Stammzell- oder Knochenmarkspender aus der stiftungseigenen Spenderdatei mehr als 400 000 potentiellen Lebensrettern weltweit vermittelt. Die Stiftung ist Mitglied der Stiftung Knochenmark- und Stammzellspende Deutschland (SKD).

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