TRIER. Die Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Trier erinnert mit ihrer Vortragsreihe „Sacra Treveris capta – Vor 200 Jahren wurde Trier preußisch“ an den Beginn von Triers „preußischer Ära“ 1815. Nach dem Ende der Herrschaft Napoléons und dem Wiener Kongress wurde nämlich unsere Heimatstadt Teil des Königreichs Preußen. Die Veranstaltungsreihe eröffnete der Trierer Kirchenhistoriker Professor Dr. Bernhard Schneider vor zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörern mit dem Referat „Vereint aus Kalkül, nicht aus Liebe – Preußen und das Bistum Trier (1815-1824)“.
Preußen beerbte im Trierer Land das französische Kaiserreich und hatte es auch mit dem Erbe der französischen Kirchenpolitik zu tun. Deshalb skizzierte der Vortragende zunächst die Geschichte des neu errichteten Bistums Trier seit dem Konkordat Napoléons mit dem Heiligen Stuhl 1802. In Folge dieses Vertrags wurden die Bistumsgrenzen neu zugeschnitten und die Pfarrgemeinden neu organisiert. Mit Charles Mannay bestieg ein Franzose den Trierer Bischofsstuhl, dessen unermüdlichen Einsatz für das neue Bistum Trier Schneider anerkennend hervorhob. Aber lange blieb Mannay nicht Trierer Oberhirte, da ihn seine Mitgliedschaft im Staatsrat des Napoléonischen Empires 1815 sein Bischofsamt kostete. Die preußische Verwaltung wollte keinen „Sympathisanten“ des ersten französischen Kaisers als Trierer Oberhirten dulden.
Weitere „Knackpunkte“ im Verhältnis zwischen Bistum Trier und Königreich Preußen waren die preußischen staatskirchlichen Prinzipien und die Selbstdefinition als protestantischer Staat. Dennoch mussten Regierung und Verwaltung die katholische Kirche pflichtgemäß und angemessen behandeln.
Von 1816 bis 1821 befand sich somit das Bistum in einem Übergangszustand, da die Verhandlungen über dessen Zukunft sich in die Länge zogen. In dieser Zeit verwaltete der langjährige Generalvikar Anton Cordel deshalb das hiesige Bistum weiter – mit päpstlicher Ermächtigung als Apostolischer Vikar bzw. Administrator. Letztendlich einigten sich Preußen und der Heilige Stuhl 1821 auf ein neues Bistum. Nach beschwerlicher Suche wurde mit Josef von Hommer, dem Pfarrer von Ehrenbreitstein, auch 1824 ein für alle Seiten annehmbarer Kandidat zum Bischof geweiht.
Ob der hiesige, katholische Klerus durchgängig antipreußische Ressentiments hegte, ließ der Referent wegen fehlender Forschungen offen. Nicht wenige sahen in den neuen protestantischen Machthabern aber Eindringlinge und gerieten mit der Verwaltung in Streitigkeiten. Ebenso fühlte sich die Mehrheit der katholischen Bevölkerung in Trier noch lange nicht „preußisch“. Spannungsfelder waren das wechselseitig fehlende Verständnis für die fremdartige konfessionelle Kultur im Bereich der Frömmigkeitspraxis oder auch der Umgang mit den konfessionsverschiedenen Paaren.
Die kleine Reihe zur Trierer „Preußenzeit“ wird fortgesetzt mit Vorträgen von Prof. Dr. Stephan Laux („Preußen an der Mosel – Schlaglichter auf eine schwierige Beziehungsgeschichte [1815-1848]“) am 9. Juni und von Dr. Beate Dorfey („Eine unauflösliche Einheit? – Die Stadt Trier und die preußische Rheinprovinz [1900-1932]“) am 7. Juli, jeweils um 18 Uhr in der Bibliothek des Priesterseminars Trier.
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