TRIER – Ist der Weg hin zu Holzbauten der richtige Weg oder befinden wir uns auf dem Holzweg? Nutzt verstärkter Holzbau und der Einsatz von Holz dem Klimaschutz und hilft das den Wäldern?
Diese Fragen stellten sich in der Trierer Europahalle Experten aus Wissenschaft, Politik, Forst, Verbänden und Verwaltungen. Ein Thema, das ankam. Rund 500 Besucher kamen zur Veranstaltung, zu der Landesforsten in enger Zusammenarbeit mit dem Land Rheinland-Pfalz und der Stadt Trier eingeladen hatte.
Auch zwei Ministerinnen waren der Einladung gefolgt. So konnte der Trierer Forstamtsleiter Gundolf Bartmann Bundesbauministerin Verena Hubertz und die rheinland-pfälzische Klimaschutzministerin Katrin Eder begrüßen. Um es vorweg zu nehmen: Beide Ministerinnen zeigten sich voll des Lobes über diese Veranstaltung und sehen im Bauen mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz große Chancen, die genutzt werden müssen.
Für Katrin Eder ist der Wald mehr als nur Klimaschutz, „man darf bei diesem vielfältigen Erholungs- und Lebensraum nicht nur eine Sache sehen“. Den Rohstoff Holz gelte es bewusst und mit Verstand zu nutzen. Einen großen Vorteil sieht sie in den kurzen Transportwegen: „Das bringt transparente Lieferketten.“ Die Chancen, die sich im Holzbau bieten, gelte es genau zu betrachten: „Wir brauchen vor dem Hintergrund des Klimaschutzes beim Bauen und Sanieren intelligente Lösungen“. In den Hochschulen und Universitäten des Landes sieht die Staatsministerin wichtige Helfer, um den Herausforderungen gerecht zu werden.
In dem Zusammenhang geht Eder auch auf den Waldumbau ein, mit dem Landesforsten dem Klimawandel begegnet. Hier sieht sie die Zukunft in klimaresistenten Mischwäldern, die das Bild der Monokulturen mehr und mehr ablösen. Eder schließt nicht aus, dass es auch in Zukunft immer wieder zu Rückschlägen kommen kann. Auch Totholz sei ein wichtiger Lebensraum für verschiedene Lebensarten. Grundsätzlich gelte: „Der Wald ist multifunktional – und dafür steht die Waldpolitik in Rheinland-Pfalz“.
Bundesbauministerin Verena Hubertz möchte den Wald nicht als Holzfabrik sehen, in erster Linie ist er für sie „ein unverzichtbarer Teil der Biosphäre“. Im Sinne der Nachhaltigkeit gelte aber „Erhalt vor Neubau“. Dennoch ist Holz auch für sie das ideale Material, weil es sich problemlos mit anderen Baustoffen kombinieren lässt. Als das waldreichste Bundesland nimmt Rheinland-Pfalz für die Bundesbauministerin eine besondere Stellung ein. Schließlich gebe es hier viele holzverarbeitende Betriebe und auch das Holzhandwerk könne sich sehen lassen. Die Faktoren Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Holzbauten sieht sie im Einklang: „Wir haben hier kurze Transportwege und eine tolle Kompetenz, die man stärken muss.“
Für die Ministerin ist die Holzbauweise „längst in den Köpfen der Menschen angekommen“. Entsprechende Bauwerke fänden sich allerorten. Habe es früher Befürchtungen in Sachen Brandschutz gegeben, baue man heute sogar ganze Feuerwachen in Holzbauweise – so auch in Trier. Noch sei das Bauen mit Holz nicht billiger als in herkömmlicher Art. Allerdings könne sich das Anfang 2027 ändern, wenn der europäische Zertifikatehandel komme und der CO2-Preis frei gehandelt werde.
Auf die besondere Last der Kommunen weist Moritz Petry, Geschäftsführender Vorstand Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz, hin. Mit seinem Anliegen findet er bei der Bundesbauministerin ein offenes Ohr. Sie sagt zu, ab dem kommenden Jahr, wenn die neuen europäischen Richtlinien für öffentliche Gebäude in Kraft treten, die Kommunen nicht alleine zu lassen. Allerdings steht Hubertz nach eigener Aussage hier vor einer Mammutaufgabe: Sie selbst ist für den Neubau verantwortlich, ihre Kabinettskollegin Katharina Reiche für die Sanierung…
Zu der Tagung waren namhafte Referenten angereist, wie beispielsweise der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirates für Waldpolitik des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat, Prof. Dr. Jürgen Bauhus. Er konstatiert ein klimabedingtes Absterben der Bäume, die dann kein CO2 mehr aufnehmen können. Dadurch werde das bereits in Bäumen und Böden gespeicherte CO2 teilweise wieder freigesetzt und in die Atmosphäre entlassen. Vor diesem Hintergrund gebe es Überlegungen für einen Einschlagstopp bei alten Buchenwäldern. Seine Prognose zum Klimawandel fällt pessimistisch aus: „Selbst, wenn wir wollten, wir könnten die bis 2030 gesteckten Ziele nicht mehr erreichen“. Das Erfahrungswissen erodiere rapide. Maßnahmen, die noch vor zehn oder 20 Jahren richtig gewesen seien, erwiesen sich heute als falsch: „Wir müssen neue Wege finden, um die Wälder in Zukunft verjüngen zu können“.
Eine Anhängerin der Holzbauweise ist die Trierer Architektin Petra Riegler-Floors, auch als Professorin an der Hochschule Trier tätig. Für sie steht fest: „Die Energiewende und die Holzbauweise müssen zusammen kommen“. Damit einhergehen muss ihrer Auffassung nach eine Reduzierung der Wohnraumgröße. Eine Person bewohne heute den 2,5-fachen Raum, den ein Mensch vor 60 Jahren innehatte. Auch hier gelte, alle Faktoren zu beachten: „So lange wir noch Holz verbrennen, wird uns der Holzbau alleine nicht retten“. Überhaupt müsse die thermische Nutzung der allerletzte Schritt sein: Das einmal verbaute Holz lasse sich mehrfach nutzen, ehe es dann am Ende verbrannt werden könne.
Österreich hat in Sachen Holzbau offenbar eine Vorreiterrolle. „Gerade junge Menschen interessieren sich für das Arbeiten mit Holz, Zimmerleute sind bei uns ein angesehener Beruf“, informiert Professor Hermann Kaufmann, der in der Branche gerne als „Papst der Holzbauweise“ apostrophiert wird. Forschung und Entwicklung hätten in den letzten Jahren viele neue Möglichkeiten eröffnet, wodurch ein richtiger Boom entstanden sei. Doch nicht nur das: „Gebäude in Holzbauweise können heute höher sein als zwei oder drei Stockwerke“. Derzeit gebe es einen richtigen Wettbewerb um den Höhenrekord: „So soll in Japan bis 2041 ein 350 Meter hohes Hochhaus entstehen. Bereits jetzt befinde sich in der Schweiz ein 100 Meter hohes Gebäude im Bau. Bei allem Rekorddenken gilt aber, greift er gerne einen Gedanken seiner Trierer Kollegin Riegler-Floors auf: „Wir müssen in Zukunft mit unseren Gebäuden einfacher werden“.
Als Forstamtsleiter Gundolf Bartmann gegen 17.15 Uhr sein Schlusswort spricht, ist es das Ende der ebenso spannenden wie informativen Tagung, bei der noch weitere Experten zu Wort kamen. Durch seine Teilnahme an der Veranstaltung habe das Publikum sein Interesse am Wald, einer intakten Umwelt und der bestmöglichen nachhaltige Nutzung des Rohstoffes Holz unter Beweis gestellt. Ihm selbst habe der Tag gezeigt, dass sich der Blick auf das Tun in der Forstwirtschaft aber auch in der Bauwirtschaft wandele. Die Gefahren für den Wald würden steigen. Aber es stiegen auch die Chancen, Ökosystemleistungen würden honoriert, nachhaltige und innovative Holzprodukte nachgefragt. Es seien aber auch echte Zielkonflikte vorhanden, die faktenbasiert austariert und politisch ausgehandelt werden müssten.














