Kommunen am Limit: „630 Millionen Euro fehlen – und kein Ende in Sicht“

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Symbolbild: Haushaltsdefizit und Finanzlage der Kommunen – Dokument mit Balkendiagramm zeigt sinkende Einnahmen und steigende Ausgaben
Symbolbild: Viele Kommunen in Rheinland-Pfalz schreiben 2024 tiefrote Zahlen – ein Rekorddefizit gefährdet ihre Handlungsfähigkeit.

Gütersloh/Mainz – Die Städte und Gemeinden in Rheinland-Pfalz schlagen Alarm: Laut dem aktuellen Kommunalen Finanzreport 2025 der Bertelsmann Stiftung befinden sich die Kommunalfinanzen im größten Defizit seit 14 Jahren. Rund 630 Millionen Euro fehlten 2024 in den Haushaltskassen – ein Tiefpunkt, der laut Experten eine strukturelle Zeitenwende einläutet.

Schwache Konjunktur – steigende Ausgaben

Ein Blick auf die Ursachen zeigt ein klares Bild: Schwache Steuereinnahmen durch die lahmende Konjunktur treffen auf explodierende Ausgaben, insbesondere für:

  • Personal (80 % Anstieg in 10 Jahren)

  • Sachkosten

  • Soziale Leistungen

Allein im Bereich Jugend und Soziales entsteht jährlich ein Fehlbetrag von über 3 Milliarden Euro, wie die kommunalen Spitzenverbände betonen.

Kaum Überschüsse – nur drei Landkreise im Plus

Von den 36 rheinland-pfälzischen Landkreisen und kreisfreien Städten konnten 2024 lediglich drei überhaupt einen Überschuss erzielen:

  • Stadt Kaiserslautern

  • Kreis Neuwied

  • Kreis Bad Kreuznach – laut Kommunalverbänden jedoch nur durch einen Sondereffekt

Der Rest des Landes sieht rot – und das im wahrsten Sinne des Wortes.

„Zeitenwende“: Warnung vor dem Kollaps der kommunalen Handlungsfähigkeit

Für Brigitte Mohn, Vorständin der Bertelsmann Stiftung, ist die Entwicklung alarmierend:

„Das Defizit 2024 markiert eine Zeitenwende, die die finanzielle Handlungsfähigkeit der Kommunen nachhaltig infrage stellt.“

Die kommunalen Spitzenverbände – darunter der Städtetag, der Landkreistag und der Gemeinde- und Städtebund – sprechen von einer „Abwärtsspirale“, an deren Ende der kommunale Zusammenhalt und die demokratische Glaubwürdigkeit des Staates gefährdet seien.

Was fordern die Kommunen?

Die Kernforderung ist eindeutig: Eine nachhaltige Strukturreform des Staatssystems. Konkret heißt das:

  • Neuer Finanzausgleich zwischen Land, Bund und Kommunen

  • Reform der Sozialausgabenverteilung

  • Langfristige Investitionssicherheit

Denn: Über 50 % der öffentlichen Investitionen werden laut Report auf kommunaler Ebene gestemmt – bei gleichzeitig immer enger werdendem finanziellen Spielraum.

Ausblick: Defizit wird sich 2025 weiter verschärfen

Trotz geplanter Aufstockung des kommunalen Finanzausgleichs rechnen Fachleute mit einer weiteren Verschärfung der Lage. Die Inflation hat viele kommunale Haushalte strukturell belastet – ein kurzfristiges Gegensteuern scheint kaum möglich.

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