Treviris-Passage: Hoffnung für den “Schandfleck” in der Trierer Innenstadt

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Foto: lokalo.de (se)

TRIER. Das Wort „Schandfleck“ machte vergangene Woche im Stadtrat die Runde. Gemeint war die wenig attraktive, größtenteils leer stehende Treviris-Passage in der Innenstadt. Entsprechend viel Zustimmung erhielt der geplante Kauf der Immobilie durch die Stadtwerke und die Volksbank mit anschließender Sanierung.

Die Stadtwerke Trier GmbH und die Volksbank Trier Beteiligungsgesellschaft arbeiten schon bei der Entwicklung des bisherigen SWT-Standorts an der Ostallee zu einem Wohnquartier zusammen. Jetzt soll mit der Treviris GmbH & Co. KG eine weitere Immobiliengesellschaft gegründet werden, an der die beiden Partner je zur Hälfte beteiligt sind. Der Stadtrat hat dieses Projekt einstimmig befürwortet. Für die Gründung der Treviris GmbH ist jetzt noch die Zustimmung der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion erforderlich.

Ziel ist zunächst der Erwerb der Treviris-Passage „zu 80 Prozent zu marktüblichen Bedingungen über Fremdkapital und zu 20 Prozent über Eigenkapital“ der Gesellschafter, wie es in der Beschlussvorlage heißt. Anschließend ist die energetische, ökologische und ökonomische Sanierung des Komplexes geplant. Entstehen soll ein nachhaltiges und urbanes Innenstadtquartier, das wie bisher als Wohn- und Gewerbestandort zur Verfügung steht.

Oberbürgermeister Wolfram Leibe sprach in diesem Zusammenhang von einem „Kraftakt, den wir mit zwei regionalen Akteuren angehen“. Die derzeitige Ladenpassage und die dazugehörigen Wohnungen wurden in den 1970er Jahren errichtet, nachdem die alte Treviris, ein beliebter Konzertsaal, abgerissen worden war.

Für die Stadtwerke ergeben sich durch das Projekt Synergieefekte mit der gleichnamigen Bushaltestelle und dem in der Passage angesiedelten Stadtbus-Servicecenter, das in Kooperation mit dem Verkehrsverbund Region Trier zu einem Ticketshop erweitert werden soll. Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der SWT könnten Werkswohnungen entstehen. Mietern der Treviris-Wohnungen könnten zudem Dauer-Stellplätze im benachbarten Parkhaus Hauptmarkt angeboten werden, das ebenfalls von den Stadtwerken betrieben wird.

Michael Lichter (Bündnis 90/Grüne) freute sich über die Initiative, das Potenzial des Standorts endlich weiterzuentwickeln: „Besonders lobend zu erwähnen ist der Aspekt der Werkswohnungen, denn er bedeutet für die Stadtwerke einen Wettbewerbsvorteil bei der Gewinnung neuer, dringend benötigter Arbeitskräfte. Außerdem zeigt das Projekt, dass es anscheinend möglich ist, auch in so einer exponierten Lage bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.“

Birgit Falk (CDU) betonte: „Mit den Stadtwerken und der Volksbank gibt es jetzt zwei regionale und verantwortungsvolle Investoren, die sich hervorragend um diesen bisherigen Schandfleck in der Innenstadt kümmern und dringend benötigten Wohnraum, aber auch Dienstleistungsflächen, schaffen können.“

Isabell Juchem (SPD) sprach von einem „absolut positiven Signal von zwei Investoren mit viel Lokalkolorit, die sich auf den Weg machen, das Sorgenkind Treviris-Passage neu aufleben zu lassen“. Längere Leerstände an diesem Standort wie auch im ehemaligen Karstadt-Gebäude könne sich die Stadt nicht leisten, weil sie das Erscheinungsbild der Innenstadt stark beeinträchtigten, so Juchem.

Matthias Koster (Die Linke) hob gleichfalls die Aspekte bezahlbarer Wohnraum, Innenstadtentwicklung und Werkswohnungen hervor. „Dieses Projekt zeigt erneut, wie wichtig es ist, dass wir mit den Stadtwerken einen regionalen Akteur haben, auf dessen starke Schultern wir bauen können.“

(Artikel-Text: Rathauszeitung – Ralph Kießling)

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11 Kommentare

  1. Ach was, sanieren. Es war ein Fehler, das Ungetüm jemals gebaut zu haben. Abreißen und die alte Treviris im originalgetreuen Jugendstil wieder aufbauen. Mit Bäumen und Grünflächen und so, wie vorher. Das wäre das Beste (die Generationen X, Y, Millenials und Z mögen bitte googeln, damit sie verstehen, was für eine Schandtat der Abriss des „Katholischen Vereinshauses Treviris“ gewesen war).

    Man wird ja noch mal träumen dürfen.

    Großartig Gewerbeflächen würde ich da jedenfalls nicht einplanen. Die Zeiten für Einkaufen in der Innenstadt sind aus und vorbei. Die Städter wollen sowieso keinen Verkehr in der Stadt haben. Und die, die außerhalb wohnen, haben schon lange die Schnauze voll von Parkplatzstress und -abzocke. Draußen vor den Toren gibts auch Gewerbe – mit kostenlosen Parkplätzen.

    Wohnraum wird allerdings gebraucht, immer mehr, wie wir alle wissen. Am Besten gleich auch noch in einem Aufwasch den Karstadt nebenan zum Wohnhaus umbauen.

  2. Na da war die gute Frau Juchem aber wohl schon länger nicht mehr in der Innenstadt. Sonst wäre ihr ja sicher aufgefallen, dass Leerstand in der Fußgängerzone gerade groß in Mode ist. Scheinbar die einzigen, die noch tapfer dagegen ankämpfen, sind die Barbiere aus dem Morgenland.
    Und die Trier Galerie ist auch nur noch ein paar Geschäftsschließungen von Status eines Lost Place entfernt

    • „die Barbiere aus dem Morgenland“ das liest sich sehr schön, da drängt sich unweigerlich ein Spaziergang durch die Neustraße auf, die in meinem Kopfkino plötzlich ein bisschen aussieht wie bei Aladdin… made my day

  3. Das einzige was die Stadt nur noch baut sind Fressbuden, Nagelstudios und Handyläden aus was anderes entsteht in der Stadt nichts. Wie wäre es mal mit Starbuckscafe? Läden die es nur in anderen Städten gibt. Trier hängt sehr stark hinterher auch was die Modernisierung betrifft. Die Innenstadt ist schon tot. Hier gibt es einfach nur müll, nichts nur leere läden, teure markenläden und wie schon erwähnt zich fressbuden. Die Stadt ist nicht mehr das was sie ma war. Einfach altmodisch, out, müll. Da fahre ich eher lieber in eine andere Stadt ganz ehrlich. Einfach nur Traurig. Die Stadt macht sich selber kaputt, hätten wir hier nicht den starken Tourismus…oh jeee.

    • Die Vermietung der Ladenlokale hat nichts mit der Stadt zu tun. Offensichtlich hat die Attraktivität der Stadt Trier als Einkaufszentrum der Region für Unternehmer stark abgenommen. Die Händler und Wirte entscheiden selbst, ob ihnen der Standort gefällt oder nicht. Die öffentliche Verwaltung hat jedoch in den vergangenen Jahren alles dafür getan, dass durch einengende Vorschriften, kommunistische Kontrollen und Vereinheitlichungen im Straßenbild die Trierer City ein Maximum an Langeweile verordnet bekam. Die Bevölkerung wurde erkennbar bunter, die Händler und Gastronomen leider nicht. Hinzu kommt dann auch noch eine große Packung idiotische grüne Politik und schon ist eine Stadt ruiniert. Aber was solls, es passt zum gegenwärtigen deutschen Gesamtzustand. Wer die liberale soziale Marktwirtschaft ablehnt wird irgendwann in der DDR 2.0 aufwachen. Diesmal gehört Trier dazu.

    • @ Lu
      Trier ? Ist doch schon Jahrzehnten ne tote Stadt .Wenn hier dank der Römer keine Touristen kämen könnten wie es doch glatt mit Pompei vergleichen

  4. Kompliment an den Mut der Volksbank/SWT, in schwierigen Zeiten gleich ein zweites Großprojekt in Trier zusammen anzugehen. Offensichtlich sitzen in Trier die Unternehmer in der Volksbank, während die örtliche Sparkasse eher die Unterlasser beherbergt.
    Wohnraum in der Stadt wird dringend benötigt, Gewerbefläche eher nicht so sehr. Bleibt zu hoffen, dass Zeit- und Kostenplanung professionell durchgeführt werden. Die R+V Versicherung hat die Sanierung 2022 sicher nicht zufällig verworfen.

  5. Was die Stadt noch retten könnte wären 0% Gewerbesteuer, dann würden viele Unternehmen kommen. Blitzer abbauen und kostenlose Parkplätze schaffen, dann kommen auch wieder Luxembourger Kunden. Ein paar Bäume in die Fussgängerzone pflanzen, dann wäre sie nicht so trostlos. Radwege bauen die das Umland anbinden, weder Castelnau 1,2 noch BU12,13,14,15,16 sind angebunden, weder nach Euren, Trierweiler, Butzweiler, Zemmer, Korlingen, Gusterath, Pellingen, Niedermennig, Roscheid gibt es einen gefahrlosen Radweg. Die Passage ist als Wohnraum unnütz, da hier nicht richtig gelüftet werden kann, hier sollten nach aussen geöffnete Gewerbeeinheiten rein, die Strasseb müssten für den Verkehr wieder freigegeben werden, die Bushaltestelle verlegt werden.

    • Das städtische Leben pulsiert woanders. Trier will Großstadt sein aber lässt es nicht zu das die Innenstadt lebt. Es ist anstrengend die einzelnen Fehler aufzuzählen. Und dann auch immer noch diese verdammte grüne Ideologie. Die Luxemburger? Fahren wir doch mal nach Luxemburg und staunen wie eine Stadt aussehen kann. Der Unterschied zwischen Luxemburg und Trier ist wie zwischen Westberlin und Ostberlin im Jahr 1985!!! 🤣🤣🤣 Trier pulsiert schon lange nicht mehr. Trier ist tot. Trier ist langweilig. Trier ist keine pulsierende Großstadt!
      Finden wir uns damit ab.

    • @Schröder
      Nöööö, Radwege gibt es schon satt und genug – rücksichtslos, dreist und frech – braucht die Welt nicht.

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