Ganz viel Herzblut – Heimatforscher Adolf Welter übergibt Sammlung an Stadtarchiv

0
Adolf Welter (86) mit seiner Frau Maria (84)

TRIER. 15 Kartons, 7,5 Regalmeter, tausende von Bildern und Dokumenten und jede Menge Herzblut: Der Eurener Heimatforscher Adolf Welter hat jetzt seine umfangreiche Sammlung an das Trierer Stadtarchiv übergeben. Ein Glücksfall für das Archiv und für alle, die sich für die Geschichte Triers interessieren.

„Ich muss Ihnen ja nicht sagen, dass in der Sammlung, die ich jetzt weggebe, auch sehr viel Herzblut steckt“, betonte Welter bei der Übergabe. Einerseits blute sein Herz, wenn er sehe, dass er sein Lebenswerk jetzt aus den Händen gebe. „Andererseits bin ich aber auch sehr froh, dass meine Sammlung in ein gutes und professionelles Haus kommt und so der Nachwelt erhalten bleibt“, sagte Welter im Rahmen der Übergabe in der Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier in der Weberbach am vergangenen Freitag. Diese fand wegen der Corona-Bestimmungen im kleinen Kreis statt.

Schon im Oktober hatte Welter mit der Stadt Trier einen entsprechenden Stiftungsvertrag abgeschlossen, in dem Einzelheiten über die künftige Nutzung der Sammlung geklärt sind. So wird die Stiftung als „Sammlung Welter“ als Ganzes im Stadtarchiv aufbewahrt und nicht aufgeteilt. Zudem wird die Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich sein, allerdings nur unter entsprechender Aufsicht. „Das ist mir wichtig, denn da sind auch viele ganz seltene und wertvolle Dokumente dabei, Unikate, die sollen nicht wegkommen“, erklärte der 86-Jährige diesen Passus.

Sein Wunsch wird verständlich, wenn Welter erzählt, unter welchen Mühen er die jetzt übergebene Sammlung über Jahrzehnte zusammengetragen hat. „Da war auch manches persönliche Opfer mit verbunden“, erinnert er sich und seine 84-jährige Frau Maria nickt nachdenklich. Damit meinen die beiden nicht nur die erheblichen materiellen Kosten zum Beispiel für alte Fotos oder Ansichtskarten, die sie sich teils mühsam zusammensparen mussten. „Das hat mich auch sehr viel Zeit gekostet“, betont Welter. So habe ihn die Jagd nach seltenen Fotos regelmäßig bis nach Aix-en-Provence in Südfrankreich, Reims, Arras, Paris und Bar-le-Duc geführt und sogar in die USA.

Für die Stadt Trier dankte Oberbürgermeister Wolfram Leibe dem Ehepaar für die Übergabe der Tausenden Dokumente vor allem aus der Zeit des Ersten und Zweiten Weltkriegs. „Die Stiftung Welter wird ein Highlight unseres Archivs und deckt einen Zeitraum ab, an dem immer mehr Menschen Interesse zeigen“, unterstrich Leibe die Wichtigkeit dieser Stiftung. Dabei beeindrucke ihn besonders, dass Welters Sammelleidenschaft niemals Selbstzweck gewesen sei. „Es ging immer auch darum, Geschichte und Schicksale aufzuarbeiten, da wird nichts beschönigt oder das Bild einer heilen Welt gezeichnet.“ Welter habe sich bei seiner Beschäftigung mit dem Zweiten Weltkrieg stets bemüht, das ganze Bild zu zeichnen. „Dabei sind Sie auch zum Botschafter geworden“, sagte Leibe. Denn Welter habe schon vor Jahrzehnten Kontakt zu ehemaligen Kriegsgegnern gepflegt, um deren Geschichte aufzuschreiben. „Sie haben als ‚anderer Deutscher‘ das Gespräch gesucht und so bei vielen auch das Bild vom Deutschen relativiert“, sagte Leibe, nachdem Welter von seinen Besuchen im ehemaligen Konzentrationslager Natzweiler-Struthoff im Elsass oder im russischen Wolgograd, dem ehemaligen Stalingrad, erzählt hatte.

Professor Michael Embach, Leiter der Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier, bezeichnete die Stiftung Welter als einen Glücksfall. „Unser Bestand ist auch geprägt von den Stiftungen und Schenkungen der Trierer Bürgerinnen und Bürger.“ Das Werk Welters sei ein Beispiel für Bürgersinn und Engagement, von dem dann die Allgemeinheit profitiere. „Sie hätten das Ganze auch einfach bei einem Auktionshaus zu Geld machen können.“ Ganz besonders freute sich der Leiter des Stadtarchivs, Bernhard Simon, der mit Welter schon lange zusammenarbeitet, über das kostbare Geschenk. „Ich bin von der Sammlung Welter einfach nur begeistert. Sie ist von ihrem Inhalt und ihrem Umfang sehr eindrucksvoll und ergänzt unsere vorhandenen Bestände. Das ist eine Stiftung von unschätzbarem Wert für uns.“

(Quelle: Pressemeldung Stadt Trier)

Vorheriger ArtikelMissbrauch von Kindern in 14 Fällen – Trierer Landgericht verkündet Strafe
Nächster Artikel„Weltfrühchentag“ am 17. November – Die Geschichte von Bastian und dem roten Kugelschreiber

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Die Redaktion behält sich vor, Lesermeinungen zu kürzen. Es besteht kein Anspruch auf die Veröffentlichung Ihrer zugesandten Meinungen. Klarname ist nicht erforderlich. Eine E-Mail-Adresse muss angegeben werden, wird aber nicht veröffentlicht.