Tag des offenen Schlags: Brieftaubenzüchter machen Werbung

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Brieftauben sitzen in einem Brieftaubenverein in Stuttgart. Foto: Sebastian Gollnow/Archivbild

MERCHWEILER. Bei Manfred Meiser gehören Brieftauben zur Familie. Rund 200 gurrende Exemplare hat er in seinem Schlag im saarländischen Merchweiler sitzen: «Ich erkenne jedes einzelne Tier am Kopf», sagt der 79-Jährige, der seit seiner Kindheit züchtet. Es sei nicht nur die Arbeit im Schlag, die ihm Spaß mache, sondern auch das Training. Jedes Jahr sind seine Tauben auf Wettflügen unterwegs: Die längste Strecke sei Luftlinie 640 Kilometer lang. «Das schaffen sie in etwa acht Stunden. Wenn der Wind günstig ist, fliegen sie über Tempo 120.»

Um von seinem Hobby zu erzählen, macht Meiser an diesem Sonntag (14. April) beim bundesweiten «Tag der Brieftaube» mit. Mehr als 100 Züchter quer in Deutschland von Dinkelsbühl (Bayern) bis Bad Segeberg (Schleswig-Holstein) öffneten dabei Interessierten ihre Schläge, sagt die Sprecherin vom Verband Deutscher Brieftaubenzüchter, Elena Finke, in Essen. Es gehe um Information, aber auch darum, neue Menschen für Brieftauben zu begeistern.

Denn der Brieftaubensport leidet unter Nachwuchsproblemen. Vor 15 Jahren gab es bundesweit rund 60 000 Züchter, heute sind es noch 30 000, sagt Thomas Dümmermann, Redakteur bei der Verbandszeitung «Die Brieftaube». «Und es geht weiter abwärts.» Das große Problem sei die Überalterung bei den Züchtern. Es sei heute schwer, junge Leute für das Hobby zu gewinnen. Weil es sehr zeitaufwendig ist, einiges kostet und es viele andere Freizeitangebote gibt. «Dabei ist der Umgang mit den Tieren etwas Wunderbares», findet er.

Das sieht Meiser auch so. Es sei einfach das Schönste, wenn die Tauben nach den Wettflügen «nach Hause» kämen. Und dann auch noch erfolgreich waren: Meiser hat schon etliche Auszeichnungen bekommen – und gerade hat er wieder einen kleinen Star im Schlag. Es ist das Männchen mit Ringnummer 308, das sich von allen Brieftauben im Regionalverband Saar-Pfalz 2018 (reicht bis Zweibrücken und bis Trier) das allerschnellste war. Es sei erst ein Jahr alt – normalerweise seien Tauben mit drei Jahren ausgereift. «Es scheint ein Riesentalent zu haben», sagt Meiser.

Wie die Brieftaube den Weg nach Hause findet, ist bis heute nicht endgültig wissenschaftlich geklärt. «Man weiß nur, es hat mit dem Erdmagnetismus und der Sonneneinstrahlung zu tun», sagt Meiser. Auch im Saarland gebe es immer weniger Züchter, erzählt er. «Als ich anfing, gab es im Ort noch 52. Heute sind wir als einzige übrig geblieben.»

In anderen Ländern kommen Menschen gerade erst auf die Taube, sagt Dümmermann. «Boomsport ist es im Moment in China», berichtet er. Da entdeckten auch junge Leute die Freude an den Tieren. Hochburgen von Brieftauben-Züchtern in Deutschland seien das Ruhrgebiet und das östliche Westfalen. Früher wurden Brieftauben zur Übermittlung von Nachrichten eingesetzt. Die Taubenpost ist aber heute mit den modernen Kommunikationsmitteln ausgestorben.

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