Störfall in Cattenom: Nur knapp am Ernstfall vorbei geschlittert

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TRIER. Zum gestern veröffentlichten Bericht der französischen Atomaufsicht ASN zum Störfall im AKW Cattenom am 28.5.2015, erklärt Stephanie Nabinger, Atompolitische Sprecherin der Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:

„Der Bericht der französischen Atomaufsicht ASN ist äußerst besorgniserregend. In diesem wird als Grund für den Störfall am 28. Mai 2015 ein offenstehendes Ventil genannt, welches zu einer Absenkung des Kühlwasserstands und des Drucks im Primärkreislauf und letztendlich zur Abschaltung des Blocks 1 führte. Die ASN weist selbst darauf hin, dass unter anderen Bedingungen hätte der starke Druckabfall im Dampferzeuger erhebliche Auswirkungen auf Menschen und die Umwelt haben können. Denn zum Zeitpunkt der Notabschaltung wurde Block 1 nach einer Wartungsphase erst wieder angefahren und arbeitet daher nur mit 2% seiner Kapazität. Es ist nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn sich dieser Störfall während des normalen Betriebs ereignet hätte. Sicherlich wären aber weite Teile unserer Region durch den Austritt von Radioaktivität betroffen gewesen. Dies zeigt einmal wieder, dass Cattenom ein nicht hinnehmbares Risiko darstellt und muss deshalb schnellstmöglich abgeschalten werden.“

Hintergrund
Ein offenstehendes Ventil führte am 28. Mai 2015 im AKW Cattenom zu einem steigenden Dampfdurchsatz, Druckabfall und sinkendem Wasserstand in dem betroffenen Dampferzeuger. Als Konsequenz daraus wurde der Primärkreislauf zu stark gekühlt, sein Kühlwasserstand und der Druck sanken ab. Vom Sicherheitssystem wurden diese Probleme erkannt, der Reaktor automatisch abgeschaltet und die Noteinspeisung für Kühlmittel (Borwasser) in Gang gesetzt.

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7 Kommentare

  1. solange die naheliegenden Länder und Staaten sich nicht mit der franz. Regierung zusammen setzten und die Probleme von Cattenom ernsthaft diskutieren wird nichts geschehen. Solange auch diese Länder Strom von dort beziehen auch nicht.

  2. @Eric:
    Seit die erneuerbaren Energien mehr und mehr in’s Netz eingespeist werden, sinkt der Preis an der Leipziger Strombörse. Ein Anstieg der Strompreise nach der Abschaltung von Atomkraftwerken ist daher total unwahrscheinlich. Eine Schließung von Cattenom ist lange überfällig – u.a. dann zeigen sich horrende Folgekosten, die nicht im offiziellen kw/h-Preis enthalten sind.
    Nebenbei: Das sogenannte „Restrisiko“ (ein verharmlosender Begriff) ist in Wirklichkeit eine unberechenbare Größe, die zu Kraftwerks-GAUs in vielen Ländern geführt hat. Unfälle passieren oft aus (Verkettungen von) Ursachen, die sich kein Ingenieur am Schreibtisch hätte vorstellen können. Wenn die Stromkonzerne diese Unfall-Folgekosten zu tragen hätten, wäre kein Atomkraftwerk mehr am Netz.
    Erneuerbare Energien tragen dazu bei, daß (abgesehen von Volkswirtschaften bedrohenden Kosten im Falle von GAUs) Kosten für atomare Endlager, Klimaschutz oder die Renaturierung von Kohlegruben gar nicht erst entstehen.
    Cattenom muß sofort und für immer abgschaltet werden!
    H. Andersson

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