175 gesicherte Wolfsnachweise in Rheinland-Pfalz im laufenden Jahr

Im Süden von Rheinland-Pfalz häufen sich derzeit Nachweise auf einen Wolf. Wie ein Experte die Entwicklung fürs Land einordnet.

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Foto: Boris Roessler/dpa/Archiv

TRIPPSTADT/MAINZ. Die Hinweise auf einen Wolf im Süden von Rheinland-Pfalz in der Region zwischen Germersheim und Neustadt an der Weinstraße reißen nicht ab. «Uns erreichen kontinuierlich Meldungen und auch gesicherte Nachweise (C1) aus dieser Region seit dem 25. Juni», teilte der Leiter des Koordinationszentrums Luchs und Wolf (Kluwo) des Landes Rheinland-Pfalz, Julian Sandrini, der Deutschen Presse-Agentur mit.

Es könnte sein, dass ein Wolf dabei sei, sich dort zu etablieren. Dies lasse sich jedoch derzeit nicht gesichert prognostizieren. Aber: Die Region in den Kreisen Germersheim und Südliche Weinstraße sei momentan die einzige im Land, in der eine Häufung von Wolfsnachweisen vorliege, sagte Sandrini.

Rheinland-Pfalz beherberge seit längerem ganz oder teilweise vier Wolfsrudel in den Regionen Leuscheid, Hachenburg und Puderbach (Westerwald) sowie im Hochwald. Zudem tauchen immer wieder einzelne Nachweise von mutmaßlich wandernden Wölfen auf.

Breitet sich der Wolf weiter aus?

«Der Etablierungs-Prozesse von Wölfen in Rheinland-Pfalz ist durch uns nicht prognostizierbar», teilte Sandrini mit. Die Dynamik in der Vergangenheit zeigte eine Neugründung von wenigen bis keinem Rudel pro Jahr. «Vor diesem Hintergrund ist kurzfristig nicht mit einer flächigen Verbreitung des Wolfs in Rheinland-Pfalz zu rechnen», sagte er.

«Bei uns entwickelt sich das scheinbar langsam, aber stetig. Erst ein, zwei, drei, dann vier Rudel. Aber es gab bis jetzt keinen Boom der Zahlen.» Die Entwicklung sei vergleichbar mit anderen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern.

«Es wird tendenziell mehr, aber es wird manchmal auch weniger – wie die Auflösung des Rudels im Südschwarzwald zeigt. Aber es gibt hier, zumindest bisher, nicht dieses kurzfristige starke Wachstum, wie in Sachsen oder Brandenburg damals», sagte Sandrini.

Wolfsnachweise wohl ähnlich hoch wie im Vorjahr

Für dieses Jahr stehen in Rheinland-Pfalz bislang 175 gesicherte Wolfsnachweise in der Liste. Es kämen nachträglich weitere Nachweise dazu, sagte der Fachmann. Diese Meldungen würden erst später aufgrund dann abgeschlossener Labor-Analysen oder noch zu kontrollierender Wildkameras überprüft, bestätigt und veröffentlicht.

Im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres (Stichtag 16. September) seien insgesamt 313 Wolfsnachweise dokumentiert worden. Da die Vergleichbarkeit wegen noch offener Vorgänge 2025 nicht gegeben sei, könne man aus der geringeren Zahl keinen Rückgang beim Wolfsbestand ableiten. Man gehe zum Ende des Jahres von einer ähnlich hohen Zahl wie 2024 aus.

Nachweisserie in Region Soonwald-Nahe abgerissen

Keine Hinweise mehr auf einen Wolfsrüden hat es in den vergangenen Monaten in der Region Soonwald-Nahe gegeben. Der letzte Wolfsnachweis aus der Region, die zu Jahresbeginn vermehrt Wolfsnachweise aufwies, stammt vom 26. April, sagte Sandrini. Es handelte sich um den Wolf GW4433m.

Das im Jahr 2021 gegründete Kluwo ist das Zentrum in Rheinland-Pfalz, das die Entwicklung des Wolfs genau beobachtet. Es ruft die Bevölkerung auf, Hinweise auf den Wolf sofort zu melden. Mit einer neuen Homepage, die seit gut drei Monaten im Netz ist, habe man eine Zunahme an Meldungen registriert.

Rund 580.000 Euro für Schutzmaßnahmen

Zur Förderung von Schutzmaßnahmen für Nutztiere gegen Wölfe hat das Land 2024 in 191 Fällen insgesamt rund 580.000 Euro ausgezahlt, teilte das Umweltministerium auf dpa-Anfrage mit. Zu förderfähigen «wolfsabweisenden Herdenschutzmaßnahmen» in Präventionsgebieten gehören Investitionen in Elektrozäune sowie Zubehör, Arbeitskosten für das Nachrüsten eines bestehenden festen Zauns oder Unterhaltskosten für einen Herdenschutzhund.

Foto: Caroline Seidel/dpa/Archiv

2023 hatte die Summe noch bei 688.000 Euro gelegen. Präventionsgebiete wie im Westerwald oder der Eifel werden ausgewiesen, wenn von mindestens einem sesshaften Wolf in der jeweiligen Region ausgegangen werden kann.

Wenn ein Nutztier gerissen wird, ist das Kluwo für die Begutachtung und Dokumentation eines Vorfalls zuständig. Danach können Ausgleichszahlungen für vom Wolf verursachte Schäden an Nutztieren beantragt werden. Die Summe an Ausgleichszahlungen betrug laut Ministerium im vergangenen Jahr rund 26.700 Euro – fast doppelt so viel wie im Vorjahr.

Erster Wolfsnachweis vor 13 Jahren

2012 war im Westerwald der erste Wolf nach mehr als 100 Jahren auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz nachgewiesen worden. Das Tier wurde wenige Wochen später illegal erschossen.

Wie viele Wölfe in den vier Rudeln derzeit in Rheinland-Pfalz lebten, sei schwer zu sagen, sagte Sandrini. Sicher sei nur: Es gebe acht Elterntiere. Auch dieses Jahr hätten alle Nachwuchs gehabt. Da Welpen mit 10 bis 22 Monaten auf die Wanderschaft und Suche nach einem eigenen Territorium gingen, könne nicht prognostiziert werden, welche Nachkommen sich noch im Land befänden. (Quelle: Birgit Reichert, dpa)

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