RHEINLAND-PFALZ. Der Konsum von Kokain und Crack nimmt in Rheinland-Pfalz rasant zu. Während Straftaten im Zusammenhang mit anderen Drogen wie Cannabis und Amphetamin rückläufig sind, verzeichnet das Landeskriminalamt (LKA) einen Anstieg von fast 30 Prozent bei Delikten im Zusammenhang mit Kokain. Dies geht aus aktuellen Zahlen hervor, die das LKA auf Anfrage des SWR veröffentlichte.
Mehr Straftaten, mehr Konsum – Kokain immer verbreiteter
Im Jahr 2024 wurden demnach 1.432 Kokain-Delikte in Rheinland-Pfalz registriert – ein Anstieg um 29,2 Prozent im Vergleich zu 2022. Besonders stark wuchs die Zahl der Fälle von unerlaubtem Besitz (+34,1 Prozent) und Handel (+11,3 Prozent). Im Gegensatz dazu nahm die Gesamtzahl der Rauschgiftdelikte im Land um ein Drittel ab. Die Legalisierung von Cannabis im Februar 2024 führte sogar zu einem Rückgang der Cannabis-Delikte um mehr als die Hälfte.
Kokain nicht mehr nur eine „Schickimicki-Droge“
Lange galt Kokain als teure Partydroge für die Reichen – doch das hat sich geändert. Can Depré, Leiter des Zentrums für ambulante Suchtkrankenhilfe der Caritas Koblenz, beobachtet, dass sich immer mehr Menschen aus allen sozialen Schichten an seine Beratungsstelle wenden. Besonders betroffen seien Männer zwischen 25 und 40 Jahren.
Ein Grund für den Anstieg: Die Droge ist erschwinglicher geworden. Mit einem Straßenpreis von etwa 75 Euro pro Gramm (Stand 2023) bleibt Kokain zwar teuer, ist für viele Berufstätige jedoch bezahlbar.
Hohe Verschuldung und gesundheitliche Folgen
Was oft mit gelegentlichem Konsum beginnt, kann schnell zur Abhängigkeit führen. „In sechs bis acht Wochen geben manche bis zu 10.000 Euro für Kokain aus“, warnt Depré. Das führt nicht nur zu massiver finanzieller Verschuldung, sondern auch zu ernsthaften gesundheitlichen Folgen.
Laut dem BARMER-Suchtatlas suchten 2023 landesweit 1.690 Menschen wegen Kokainsucht ärztliche Hilfe – 28 Prozent mehr als 2019. Experten gehen davon aus, dass die Dunkelziffer weitaus höher ist, da viele Abhängige den Gang zum Arzt meiden.
Studien belegen steigenden Kokain-Konsum
Neben den Polizeistatistiken gibt es weitere Hinweise auf den zunehmenden Konsum. Eine Studie der Hochschule Koblenz aus dem Jahr 2022 ergab, dass sich in den Abwasserproben der Städte Koblenz und Neuwied erhebliche Mengen von Kokain-Rückständen fanden. Dies deutet darauf hin, dass der tatsächliche Konsum noch weit über die erfassten Zahlen hinausgeht.
Experten warnen: Kokain wird zur Alltagsdroge
Suchtforscher und Sozialarbeiter schlagen Alarm: Kokain ist längst keine Randerscheinung mehr, sondern wird zunehmend zu einer gesellschaftlichen Herausforderung. Die Droge wirkt leistungssteigernd und euphorisierend, was dazu führt, dass viele Konsumenten ihren Konsum lange nicht als problematisch wahrnehmen.
Da Kokain jedoch eine hohe psychische Abhängigkeit erzeugt, ist es schwer, den Konsum wieder einzustellen. Viele Betroffene kommen erst dann zur Beratung, wenn ihr soziales Umfeld oder finanzielle Probleme sie dazu zwingen.