Trier: “Leuchtturmprojekt” – historische Globen in der Schatzkammer werden digitalisiert

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Heinz Papst (links) digitalisiert gemeinsam mit einem Kollegen die beiden Coronelli-Globen. Auf das Ergebnis freuen sich Anja Runkel und Dr. Simone Fugger von dem Rech (beide Stadtarchiv) sowie Restauratorin Ute Dietzen-Seitz (v. l.). Sie hatte die Globen bereits 1983 restauriert. Foto: Presseamt Trier

TRIER. Die beiden historischen Globen, die dauerhaft in der Schatzkammer an der Weberbach ausgestellt sind, gehören zu den besonderen Attraktionen der Wissenschaftlichen Bibliothek und des Stadtarchivs. Nun werden sie mittels eines aufwändigen Verfahrens digitalisiert und so der Öffentlichkeit noch besser zugänglich gemacht, wie die Stadt Trier mitteilt.

Der Erdglobus und ein zugehöriger Himmelsglobus wurden 1688 und 1693 in der Werkstatt des venezianischen Franziskaners, Kartographen und Globenbauers Vincenzo Coronelli (1650-1716) gebaut. Sie stammen aus dem Vorbesitz des Trierer Kurfürsten Johann Hugo von Orsbeck (1634-1711) und waren als Bestandteil der Jesuitenbibliothek in die Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Trier gelangt. Die Globen besitzen einen Durchmesser von 1,10 Meter und eine Gesamthöhe von 1,75 Meter. Wegen ihrer Größe und ihres Standorts in Vitrinen war es bislang schwer, sie detailliert zu betrachten.

Das soll sich nun dank einer 3D-Visualisierung ändern. Die Objekte wurden innerhalb von sechs Tagen in einem aufwändigen Verfahren in einem dreidimensionalen Format (Fotogrammetrie) mit rund 500 Aufnahmen pro Objekt von einer Spezialfirma gescannt. Zuvor nahm ein Trierer Schreinermeisterbetrieb die sensiblen Stücke aus ihrer schützenden Hülle. Der gesamte Prozess wird zudem konservatorisch von der Restauratorin Ute Dietzen-Seitz begleitet, die die Globen 1983 mit Kolleginnen und Kollegen umfassend restaurierte.

Möglich wurde die Digitalisierung durch Fördergelder des Deutschen Bibliotheksverbands im Rahmen des Förderprogramms „WissensWandel. Digitalprogramm für Bibliotheken und Archive innerhalb von Neustart Kultur“. Der dbv stufte den Antrag der Wissenschaftlichen Bibliothek und des Stadtarchivs als „Leuchtturmprojekt“ ein.

Die historischen Globen sind ein besonderes Prunkstück unserer Schatzkammer. Dank der Förderung des Bundes über den Deutschen Bibliotheksverband können wir über die Digitalisierung die Globen noch stärker nutzbar und erfahrbar machen“, zeigt sich Kulturdezernent Markus Nöhl begeistert. „Das ist nicht nur ein Beitrag für mögliche Forschungsprojekte. Auch interessierte Bürgerinnen und Bürger können über die Digitalisate den Globus gebrauchen. Das öffnet die Tür zu mehr kultureller Teilhabe dieses wertvollen historischen Erbes.

So liegen die Vorteile der Digitalisierung auf der Hand: die bessere Lesbarkeit und Sichtbarkeit des geographischen und astronomischen Materials sowie die Möglichkeit, die Globen virtuell drehen zu können. Aus einer wissenschaftlichen Perspektive bilden die Darstellungen des Himmels und besonders der (zum Zeitpunkt der Erschaffung der Globen) bekannten Welt eine äußerst wertvolle Quelle, deren digitale Aufnahme einen profunden Beitrag zur Erforschung der frühneuzeitlichen Geo- und Kartographie bildet. Die Globen können in den Ausstellungsräumen der Schatzkammer im Original, aber auch in der 3D-Visualisierung betrachtet und untersucht werden. Nach der Fertigstellung Anfang 2023 soll die Visualisierung zunächst auf der Webseite der Bibliothek und des Stadtarchivs zugänglich sein.

Geplant ist zudem die Einrichtung einer Infrastruktur zur Präsentation der 3D-Visualisierung in räumlicher Nähe zu den Originalen in der Schatzkammer und ein Abruf mittels QR-Code. Simone Fugger von dem Rech, Leiterin des Stadtarchivs, betont: „Das Projekt ist ein weiterer wichtiger Baustein der gesamten Digitalisierungsstrategie der Wissenschaftlichen Bibliothek und des Stadtarchivs.“ (Quelle: Pressemitteilung der Stadt Trier)

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