Trierer Stadtmuseum Simeonstift überreicht Nazi-Raubkunst an Erbin

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Ijsvermaak / Schlittschuhlaufen

TRIER. Ein in der NS-Zeit geraubtes Gemälde aus der Kunstsammlung des niederländischen-jüdischen Sammlers Jacques Goudstikker (1897-1940) hat das Stadtmuseum Simeonstift Trier am Dienstag an die Erbin zurückgeben können.

Bei einer Überprüfung der Bestände war das Museum auf das Gemälde «Ijsvermaak/ Schlittschuhlaufen» von Adam van Breen (1585-1642) gestoßen, das seit 2019 als «Raubkunst» in der Lost-Art-Datenbank der Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste geführt wird, wie Museumsdirektorin Elisabeth Dühr sagte. «Dann sind wir sofort tätig geworden.»

Als Bevollmächtigter für die Erbin, die in New York lebt, nahm Rechtsanwalt Ewald Volhard das Gemälde entgegen. Er dankte der Stadt und dem Museum im Namen von Marei von Saher für die Überreichung des Werks. Von Saher ist die Schwiegertochter des Kunsthändlers Goudstikker. «Sie freut sich sehr.» Das Kunstwerk solle von Experten voraussichtlich in die USA gebracht werden, sagte Volhard. Mehr als 800 Gemälde der Sammlung gelten noch als vermisst.

Die Sammlung von Goudstikker umfasste rund 1400 Gemälde. Als er im Mai 1940 vor der in Amsterdam einfallenden Wehrmacht floh, musste er sie zurücklassen. Die Sammlung wurde von den Nationalsozialisten zerschlagen und geplündert. NS-Politiker Hermann Göring ließ den Großteil der geplünderten Sammlung nach Deutschland bringen.

Das Gemälde des Malers von van Breen sei über einen Nachlass 1987 als Schenkung in die Bestände des Trierer Museums gelangt. Keiner habe damals vermutet, dass es sich dabei um Raubkunst handeln könnte, teilte das Museum mit. In dem Trierer Haus sei es unter dem Titel «Eissegeln» von David Vinckboons geführt worden. «Die Autorenschaft ist nicht abschließend geklärt», sagte Dühr.

Gemälde „Ijsvermaak / Schlittschuhlaufen“ von Adam van Breem. Foto: Museum Simeonstift Trier

Nach Kenntnis des Deutschen Zentrum Kulturgutverluste sind im Bereich NS-Raubgut seit dem Jahr 2015 insgesamt rund 1200 Objekte aus dem Museumsbereich und mehr als 11 000 Objekte an Bibliotheksgut an die rechtmäßigen Eigentümer oder Nachfahren zurückgegeben worden.

Die sogenannte Provenienz-Forschung stehe auch in rheinland-pfälzischen Museen noch relativ am Anfang, sagte Dühr, die auch Vorsitzende des Museumsverbandes Rheinland-Pfalz ist. Diese Forschung erfordere «ungeheuer viele Ressourcen». Manche Häuser allerdings gingen bereits systematische Recherchen an. Ein «gutes Vorbild» sei die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz mit dem Saarlandmuseum in Saarbrücken, die ihre Privatsammlung «ganz grundsätzlich durchforstet hat».

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