Update: Großer Kampf nicht belohnt – Gladiators unterliegen Vechta knapp

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Kampf war Trumpf in der Partie Gladiators Trier gegen Rasta Vechta. Der Trierer Eric Anderson (grünes Trikot) und Oliver Mackeldanz beharken sich unter Korb. Foto: Helmut Thewalt

TRIER. Die Gladiators Trier haben das Heimspiel gegen Rasta Vechta, den Meisterschaftsfavoriten Nummer Eins in der ProA, vor 1616 Zuschauern knapp mit 75:78 (40:50) verloren. Es war eine unglückliche Niederlage — eine Sekunde vor Schluss landete ein Dreierversuch von Brandons Spearman auf dem Ring. Selbst Gästetrainer Andreas Wagner sprach nach der Partie von einem „sehr glücklichen Sieg für uns“.

Drei Spiele, 2:4 Punkte. Das ist kein Traumstart. Optimisten sind sicherlich ob dieser Zwischenbilanz enttäuscht, für Realisten ist sie normal. Die Niederlagen in Köln und gegen Vechta musste man einkalkulieren. Erst recht vor dem Hintergrund, dass Trainer Marco van den Berg mit Simon Schmitz, Alexander Engel, Tim Weber drei Akteure noch nie, und gegen Vechta zusätzlich noch Justin Raffington nicht zur Verfügung standen.

Dass „nur“ 1616 Zuschauer den Weg in die Arena gefunden hatten, lag nicht zuletzt daran, dass sich zeitgleich im „Clasico“ der Fußball-Bundesliga der FC Bayern München und Borussia Dortmund gegenüber standen. Die, die gekommen waren, bekamen wie schon im ersten Heimspiel gegen die Baunach Young Pikes einen Krimi geboten. Das Duell wurde allerdings erheblich verbissener geführt und litt unter einer sehr schwachen Schiedsrichterleistung. Die drei Herren in Orange suchten in deutlich mehr als zwei Stunden Bruttospielzeit eine Linie – und fanden sie nicht.

Zwischen den Zonen wurde kleinlich gepfiffen wie beim Jugendbasketball, unter den Körben durften sich die Akteure dafür oft ungestraft beharken und auf die Finger klopfen. Es wurde auch schon mal einem Spieler ein Foul angehängt, der gar nicht auf dem Feld war. Beide Teams standen je 26 Mal an der Freiwurflinie. Vechta erzielte hier drei Punkte mehr als die Gastgeber. Genau die Differenz, die Trier am Ende fehlte.

Nachwuchsmann Marian Dahlem stand gegen Vechta erstmals in der Startformation und setzte im ersten Viertel zwei Dreier. Foto: Helmut Thewalt
Nachwuchsmann Marian Dahlem stand gegen Vechta erstmals in der Startformation und setzte im ersten Viertel zwei Dreier. Foto: Helmut Thewalt

Richtungweisend für die Spielleitung waren schon die ersten Minuten. Es dauerte mehr als sechs Minuten, bis die Gladiators ihren ersten Feldkorb erzielten – bis dahin wurde nur an der Linie gepunktet. Das Heimteam setzte die Forderung von Headcoach Marco van den Berg („das Spiel so lange offen halten, wie möglich“) konsequent um. Das erste Viertel verlief sehr ausgeglichen, allerdings mit dem Nachteil, dass Kevin Smit schnell zwei Fouls kassierte – zumindest in den Augen der Referees. Nach 13 Minuten ging Trier sogar erstmals in Führung, die bis zur 17. Minute (39:38) hielt. Dann packte der Tabellenführer eine 12:1-Serie oben drauf und setzte sich erstmals zweistellig ab.

Das dritte Viertel bot keinen ansehnlichen Basketball. Das Duell wurde immer verbissener geführt, permanent unterbrochen von den Pfiffen der Schiedsrichter und auch immer häufiger denen der Zuschauer, die aber zwischenzeitlich wieder Hoffnung schöpften, vor allem, als die Hausherren auf 50:56 (28.) verkürzt hatten. Dennoch – bis in den letzten Abschnitt hinein, blieb es letztlich beim zweistelligen Abstand (53:65/32.).

„Wir wussten, dass Trier nie aufgibt. Davor habe ich meine Mannschaft seit Freitag permanent gewarnt, offensichtlich hat sie mir nicht richtig zugehört“, kritisierte Vechtas Übungsleiter Andreas Wagner. Denn von da an erlebte das Gros der Zuschauer – aus Vechta war nur rund ein Dutzend Fans angereist – wieder die typischen Gladiatoren. Bissig, leidenschaftlich und den Willen zeigend, dieses Spiel noch umzubiegen. Und es wäre um ein Haar gelungen. Es fehlten nur Nuancen, um den Liga-Favoriten zu stürzen.

Als Trier den Abstand wieder auf unter zehn Punkte verkürzt hatte, wurden aber mehrere Angriffe in Folge nach zum Teil haarsträubenden Entscheidungen unterbunden, nach einem Foul von Derrick Allen an Brandon Spearman nur ein normales statt eines unsportlichen Fouls gegeben und Kevin Smit, der als Point Guard eine gute Leistung ablieferte, ein Offensivfoul angehängt, das nie und nimmer eins war.

Brandon Spearman beim Korbleger gegen den deutlich größeren Christian Standhardinger. Foto: Helmut Thewalt
Brandon Spearman beim Korbleger gegen den deutlich größeren Christian Standhardinger. Foto: Helmut Thewalt

Dennoch robbten sich die Gladiators langsam heran. Über 60:67 (35.) und 65:69 (36.) gelang in der 38. Minute der Ausgleich zum 71:71 und weiter zum 73:73, nachdem Smit und Benedikt Breiling (2) mit Dreiern erfolgreich gewesen war. In der Arena sitzt niemand mehr. Mit rhythmischem Trommeln und Klatschen wollen die Fans ihr Team zum Sieg peitschen. 1:14 zeigte die Spieluhr noch an. 46 Sekunden vor dem Ende liegt Trier sogar mit 75:73 vorn. Dann die kalte Dusche. Chace Griffin, bis dahin als Scorer nicht in Erscheinung getreten, trifft 32 Sekunden vor Schluss aus mehr als sieben Metern zum 75:76. Den folgenden Angriff verdaddeln die Hausherren.

Es folgt ein Foul an Spearman, das nicht geahndet wird, dafür wird eine Aktion von Dwayne Evans abgepfiffen. Griffin trifft beide Freiwürfe. Noch 15,3 Sekunden zu spielen. In der Pressekonferenz verrät Marco van den Berg den Plan für den letzten Angriff: „Wir wollten für „Benne“ (Breiling) einen freien Wurf kreieren. Das ist uns aber nicht gelungen.“ So nahm Spearman eine Sekunde vor der Sirene den Dreier, der zum Ausgleich führen sollte. Der Ball tanzte auf dem Ring – das Spiel war verloren.

„Wir haben in der Schlussphase zwei falsche Entscheidungen getroffen“, räumte van den Berg ein. Mit der Moral meiner Mannschaft bin ich sehr zufrieden, mit der Entwicklung der jungen Spieler auch. Leider hat es dennoch nicht gereicht.“ Auf Eric Anderson, der in den beiden Spielen zuvor zu Recht in der Kritik stand, war der Coach wieder besser zu sprechen. „Er war heute nicht sehr gut, aber gut.“

Insgesamt – angesichts des kolportierten Budgets von 2,8 Millionen Euro keine Überraschung – verfügte Vechta über den besser besetzten Kader. Der Liga-Krösus trat mit etlichen BBL-erfahrenen Akteuren an. Die tolle Moral der Gastgeber und das trotz der personellen Schwächung knappe Resultat lassen allerdings hoffen, dass sich die Gladiators auf einem guten Weg befinden. Das Schlusswort gehört Vechtas Coach Wagner: „Das war heute in Trier die erwartet schwierige Aufgabe. Wir müssen froh sein, sie bestanden zu haben.“

Gladiators Trier: Luca Breu (3), Benedikt Breiling (6), Kevin Smit (9), Nicolas Ensch (n.e.), Rupert Hennen (n.e.), Dwayne Evans (11), Kilian Dietz (4), Lars Hopp (n.e.), Marian Dahlem (6), Eric Anderson (17), Sebastian Herrera (6), Brandon Spearman (13)

Rasta Vechta: Matthew Reid (8), Carlos Medlock (16), Chase Griffin (10), Karlis Lasmanis (n.e.), Jeremy Dunbar (0), Acha Njei (0), Fabian Franke (9), Derrick Allen (8), Donald Lawson (2), Blanchard Obiango (n.e.), Christian Standhardinger (16), Oliver Mackeldanz (9)

Spielverlauf: 2:6 (4.), 11:14 (7.), 16:17 (8.), 21:23 (10.), 27:25 (13.), 33:30 (15.), 39:38 (17.), 40:50 (Halbzeit); 40:54 (22.), 46:56 (25.), 50:56 (28.), 51:62 (30.), 53:65 (32.) 60:67 (35.), 65:69 (36.), 71:71 (38.), 75:78 (Endstand)

Schiedsrichter: Thomas Pohl/Milutin Jelenic/Marco Behm – Zuschauer: 1616

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4 Kommentare

  1. Die Schiedsrichter waren zwar schlecht, aber nicht so schlecht. In meinen Augen kein Unterschied zu einigen BBL- Schiris. Einzig Ankreiden kann man die Schlammcatch-Einlagen des Standhardinger, die nie abgepfiffen wurden.
    Viel mehr möchte ich die niedrige Zuschauerzahl beim Spiel gegen DEN Spitzenclub der 2.Liga kritisieren. Ich hoffe, es war dem Feiertag geschuldet, und nicht, wie von vielen behauptet, einem wesentlich uninteressanterem Spiel der 1. Fußball-Bundesliga.

  2. Vielen Dank an Willi Rausch für den ausgezeichneten Bericht (der auch mal die Schiedsrichterleistung zu Recht kritisch würdigt), und vor allem vielen Dank an die Galdiators für bislang zwei Super-Heimspiele. Die Jungs haben sich voll reingehangen und niemals aufgegeben. Das verdient definitiv mehr als 1616 Zuschauer, „Classico“ hin oder her. Ich freue mich schon auf die kommende Spiele, hoffentlich mit besserem Ende für Trier!

  3. Die Zuschauerzahl ist deutlich zu niedrig. Wo sind denn die angeblichen Fans alle geblieben? An den Gegnern kann es ja wohl nicht liegen. Es sind genug namenhafte dabei. Also mal aufraffen und zum nächsten Heimspiel hingehen!

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