Aus nach 55 Jahren: Letztes Auto von Ford im Saarland rollt bald vom Band

Mehr als 15 Millionen Fahrzeuge wurden im saarländischen Werk gebaut. Offiziell endet die Produktion am 30. November, tatsächlich rollt das letzte Auto jedoch schon früher vom Band.

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In rund einem Monat wird bei Ford in Saarlouis das letzte Auto produziert. Foto: Oliver Dietze/dpa/Archiv

SAARLOUIS. Es ist das Ende einer Ära: Nach 55 Jahren sind bei Ford in Saarlouis die Tage der Autoproduktion gezählt. Offiziell ist am 30. November Schluss. Weil danach aber noch Restarbeiten anstehen, sei derzeit geplant, das letzte Auto bereits am 21. November zu bauen, sagte der Betriebsratsvorsitzende von Ford in Saarlouis, Markus Thal.

«Das ist ein emotionaler historischer Schnitt»: Für die Menschen, die bei Ford arbeiteten und gearbeitet haben, aber auch für eine ganze Region, meinte Thal. Derzeit werden am Tag noch rund 350 Autos vom Typ Focus gefertigt. Aktuell sind laut Thal noch 2.700 Menschen im Saarlouiser Werk beschäftigt. Für 1.000 Mitarbeiter geht es danach im Werk weiter: Sie werden Komponenten und Ersatzteile für Ford in Europa bauen.

Was hat Ford in Saarlouis produziert?

Seit Beginn der Fertigung des US-Autobauers in Saarlouis im Januar 1970 sind im Werk mehr als 15,6 Millionen Fahrzeuge gebaut worden, wie ein Ford-Sprecher in Köln mitteilte.

Dazu gehörten die Modelle:

  • Escort
  • Capri
  • Fiesta
  • Focus
  • Kuga
  • C-Max

Die erfolgreichsten Modelle, die in Saarlouis vom Band liefen, waren der Ford Escort und der Ford Focus.

Im saarländischen Werk sei von 2013 bis 2018 zudem das erste in Serie produzierte Elektroauto von Ford in Europa gebaut worden, sagte der Sprecher. Es sei der Focus Electric gewesen – in kleinen Stückzahlen.

Warum stellt Ford die Autofertigung im Saarland ein?

Die Ford-Geschäftsführung hatte im Juni 2022 entschieden, die Produktion des Modells Focus im Saarland zu beenden und dem Werk im spanischen Valencia den Vorzug für den Bau einer Elektroauto-Plattform zu geben. Die Entscheidung traf die damals noch 4.600 Beschäftigten hart. Eine anschließende Investorensuche zur Übernahme und zum Erhalt des Ford-Werks war im Anschluss letztendlich gescheitert.

Seit Februar 2024 gilt für die Beschäftigten im Ford-Werk ein Sozialtarifvertrag, der unter anderem die Weiterbeschäftigung von 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bis Ende 2032 vorsieht. Zudem sind hohe Abfindungen und Prämien, die Bildung einer Transfergesellschaft und Qualifizierungsprogramme vereinbart worden. Das Produktionsende wurde außerdem von Ende Mai auf Ende November 2025 verschoben.

Wie geht es am Standort Saarlouis weiter?

Rund 1.400 Beschäftigte werden am 1. Dezember in eine Transfergesellschaft wechseln. Bei den 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die weiter im Werk blieben, laufe derzeit ein freiwilliges Programm, bei dem noch bis zu 250 Menschen ausscheiden könnten, sagte der Betriebsratsvorsitzende. Das sei dann frühestens ab Ende Januar 2026 möglich.

Auf dem Ford-Gelände will sich der Pharmadienstleister Vetter ansiedeln. Laut einer Ankündigung vom Juni 2024 will er in den kommenden Jahren für mehrere hundert Millionen Euro ein Werk für 2.000 Beschäftigte bauen. Dafür sollen 50 Hektar der bisher unbebauten Ford-Flächen und nach dem Auslaufen der Ford-Produktion der Standort der Endmontage genutzt werden. (Quelle: dpa)

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2 Kommentare

  1. Deutschland hat als Wirtschaftsstandort keine Bedeutung mehr. Zu verdanken haben wir das einer komplett aus dem Ruder gelaufenen Bürokratie , nicht endende Genehmigungsverfahren, wirtschaftlich nicht umsetzbare Ideologien und explodierende Energiekosten. Die Verantwortlichen dieser Misere zeigen sich geschockt und können das ganze überhaupt nicht verstehen!
    Bei Ford in Saarlouis haben zu Spitzenzeiten 2018 über 7000 Leute gearbeitet. Mit den 2900 Mitarbeitern die ZF in Saarbrücken entlassen will bis Ende 2026 , 760 bei der Dillinger Hütte plus 1250 bei Bosch in Homburg , wird das im Saarland ganz übel werden !

  2. Es trifft nicht nur die Ford Beschäftigten und ihre Familien, es trifft Handel, Handwerk, Gastronomie, Tourismus, weit über die Grenzen des Saarlandes hinaus.
    Leider nicht die Politiker die durch ihre linke Politik, die Misere zu verantworten haben.
    Und die deutschen Zwangskammern, die immer behaupten sie seien das Bindeglied zwischen Wirtschaft und Politik, von ihnen gibts keine Unterstützung bei Betriebsaufgaben, Firmenpleiten, Insolvenzen.
    Für sie gilt: hauptsächlich immer Zwangsgebühren abkassiert.
    Nach der Schließung der Kohlegruben, eine weitere Belastungsprobe für die saarländische Bevölkerung.
    Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf.

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