Hohe Gema-Gebühren: Weniger Musik auf Weihnachtsmärkten, auch in Trier

Stille Nächte auf den Weihnachtsmärkten im Land: Gema-Gebühren ziehen Live-Auftritten den Stecker. Was das für das Programm bedeutet - und welche Alternativen es gibt.

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Der Weihnachtsmarkt in Trier. Foto: Harald Tittel / dpa / Archiv

TRIER/MAINZ/KOBLENZ. Auf manchen Weihnachtsmärkten im Land könnte es in diesem Jahr stiller zugehen: Mancherorts wie in Trier wird das Musikprogramm reduziert. Grund sind die Gema-Gebühren, die bei Live-Musikauftritten von Künstlern anfallen. Eine bisherige Kulanzregelung bei der Berechnung der Gebühren gebe es in diesem Jahr nicht mehr, sagte der Sprecher des Trierer Weihnachtsmarktes, Thomas Vatheuer.

Dies hätte in Trier eine Verdopplung der Gebühren zur Folge gehabt, was den finanziellen Rahmen gesprengt hätte. Daher habe man nun die Zahl der Live-Musikauftritte auf zwei reduziert. 2023 habe es noch neun Veranstaltungen gegeben.

Zeit der Kulanz vorbei

«Die Gema berechnet jetzt die komplette Veranstaltungsfläche», erklärte der Sprecher und meinte damit in Trier den Domfreihof und den Hauptmarkt, die zusammen eine Fläche von rund 6.000 Quadratmetern ausmachten. Zuvor war bei der Berechnung aufgrund von Kulanz nur der Domfreihof als Fläche veranschlagt worden, wo auch die Bühne steht.

Konkret bedeute dies nun pro Veranstaltungstag eine Steigerung des Betrags von einer dreistelligen Summe auf eine niedrige vierstellige Summe. Bei Weihnachtsmusik aus den Lautsprechern an Karussells gelte ein anderer Tarif, der günstiger sei.

Damit es nicht zu leise wird, wird es ein Alternativprogramm geben. «Wir lassen die sogenannte Weihnachtakademie wieder aufleben», sagte Vatheuer. Es gebe Veranstaltungen vom Vorlesen von Weihnachtsgedichten über das Singen von Gema-freien Liedern wie «Stille Nacht, heilige Nacht» und dem Basteln von Weihnachtsbaumschmuck bis hin zu Führungen über den Weihnachtsmarkt.

Weniger Bühnenprogramm in der Landeshauptstadt

Auch in Mainz, wo der Weihnachtsmarkt am 28. November startet, wurde das Bühnenprogramm reduziert. Selbst mit dem verringerten Programm – jeweils von Donnerstag bis Sonntag – hätten sich in diesem Jahr die Gema-Gebühren gegenüber früheren Jahren versechsfacht, erklärte Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU).

Der Mainzer Weihnachtsmarkt. Foto: Andreas Arnold / dpa / Archiv

«Die unschöne Debatte zu den enormen Gebührenforderungen seitens der Gema für die Musik auf dem Weihnachtsmarkt hat sich leider nicht in beiderseitigem Einvernehmen lösen lassen – dies gilt für viele Weihnachtsmärkte der Republik», sagte Matz. «Ich bezweifle, dass diese bedauerliche harte Haltung des Verbandes zu einem positiven Finale führen wird.» Sie sprach von einer «weitreichenden Gesprächsverweigerung», die zulasten regionaler Musikgruppen gehe.

Nur Hintergrundmusik in Koblenz

In Koblenz erfordern die Gebühren dieses Jahr keine Umstellung: «Der Koblenzer Weihnachtsmarkt hat sich schon vor Jahren auf die Vorgaben der Gema eingestellt», teilte Jan Moryson von der Koblenz-Touristik GmbH mit. «Daher wird es, wie in den Vorjahren schon, nur etwas Hintergrundmusik über wenige Lautsprecher geben. Dafür wird ein mittlerer vierstelliger Betrag an Gebühren fällig.»

Weihnachtsmarkt in Koblenz. Foto: Thomas Frey / dpa / Archiv

2023 hatten sich zahlreiche Kommunen über deutlich gestiegene Gema-Rechnungen für die Musik auf Weihnachtsmärkten beschwert. Die Gema hatte dazu mitgeteilt, dass sich die Berechnungsgrundlage nicht geändert habe. Allerdings hätten einzelne Weihnachtsmärkte deutlich zu kleine Veranstaltungsflächen gemeldet, seit 2022 würden diese erstmals überprüft. Aufgrund dieser «Unsicherheiten bei der Tarifanwendung», hieß es von der Gema, habe man nun alle Veranstalterinnen und Veranstalter frühzeitig über die Musiknutzung auf ihren Weihnachtsmärkten informiert.

Gema-Gebühr immer dann, wenn Musik öffentlich genutzt wird

2023 lizenzierte die Gema nach eigenen Angaben die Musiknutzung auf rund 4.000 Weihnachtsmärkten in Deutschland. Diese hätten in der Regel eine Fläche von 100 bis 3.000 Quadratmetern gehabt, in Einzelfällen bis zu 10.000 Quadratmetern.

Die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (Gema) ist ein Verein mit Sitz in München. Sie vertritt rund 95.000 Musiker, Songwriter, Komponisten und Texter. Grundsätzlich wird immer dann eine Gema-Gebühr fällig, wenn Musik öffentlich genutzt wird, etwa bei Veranstaltungen.

Ob sich trotz weniger Musik genügend Menschen für Glühwein, Bratwurst und Co. auf die Weihnachtsmärkte begeben, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. In Trier und Koblenz starten die Weihnachtsmärkte am Freitag, in Mainz in der kommenden Woche. In Ludwigshafen sind die Stände bereits seit vergangener Woche offen. (Quelle: Birgit Reichert / Christian Schultz / Mona Wenisch, dpa)

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11 Kommentare

  1. Wir haben Ihren Leserbrief erhalten und werden ihn nun prüfen.

    Also…. voll die Unverschämtheit!

    Sagen wir der komplette Markt zahlt für die ganze Zeit, sehr sehr hochgegriffen, 60000€,
    Die gute Firma Bruch wird das ja nicht selbst tragen, sondern auf alle Stände umlegen.

    5000€ : 30 Veranstaltungstage = 2000€/Tag
    2000€ : 90 Stände = 22,20€ am Tag pro Stand

    Wie soll man als Standbetreiber von einer verkauften 7€ bratwurst auch noch geschätzt 0,5-2 cent oder Pro 4€ Glühwein noch weniger Cent zur Musik beisteuern?

    Die werden verhungern!

    Es iat ja aber praktischer wenn man keine Live-Musiker bezahlen muss und kannn der GEMA die Schuld geben und muss die Musiker nicht von den generierten Mieteinnahmen des Marktes bezahlen.
    das ist Augenwischerei.

  2. In einem ist Deutschland immer noch weltspitze , im Erheben von Steuern und Gebühren um den total aufgeblähten Verwaltungsapparat und diversen anderen Blödsinn finanzieren zu können. Nebenbei zerstört man mit diversen Vorschriften und Regulierungen die deutsche Kultur wodurch immer weniger Feste und Umzüge stattfinden.
    Zum kotzen !

    • Die Sache ist doch ganz einfach, dieses Land ist zwischenzeitlich trotz einer unglaublichen Abgabebelastung der Bevölkerung komplett pleite.

      Meine Meinung und Sichtweise sieht so aus:

      Nehmen Sie einen durchschnittlichen Arbeitnehmer, dem von seinem Bruttogehalt schon vorab fast die Hälfte seines Einkommens wegrasiert wird. Wenn er einkaufen geht, wird er über die Mehrwertsteuer weiter geschröpft. Die Bezeichnung „Mehrwert“ finde ich lustig. Für wen konkret ist denn das ein Mehrwert ??? Aber egal, dann kommen noch CO2 Steuer, Energiesteuer,Tabaksteuer, Steuer und Steuer und Steuer ….u.s.w.

      Letztendlich bleiben ihm noch ca. 20 % übrig. Der Rest wird ihm weggenommen und ein Grossteil der Bevölkerung findet das normal????? Meiner Meinung nach ist das Konzept aus Sicht der Herrschenden ( einige von denen sind ja auf „Diät“ gesetzt) genial.

      In früheren Zeiten wurden Menschen als Sklaven gehalten. Wenn der damalige Sklave an der Kette zur Maloche geführt wurde, war ihm zumindest bewusst, dass er Sklave ist. Heutzutage läuft das eben subtiler und deutlich effizienter ab, wenn der Sklave nicht erkennt/erkennen will, dass er ein Sklave oder Nutzvieh ist.

      https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/steuerzahlergedenktag-ab-wann-sie-in-die-eigene-tasche-arbeiten-01/100051934.html

      Eine bedeutende Person der Zeitgeschichte sagt: [Ihr werdet nichts besitzen aber trotzdem glücklich sein …]

      Ich sage: Gut gelaunt in die Zukunft!

      • Wenn die Doofmichels nicht alles über sich ergehen lassen würden wie die Sklaven wäre es nicht soweit gekommen. In Frankreich wird bei jedem Anlass gestreikt und überhaupt arbeitet man dort niht wie irre, in den anderen meisten Ländern auch nicht. Selber schuld. Gebt ihnen die Peitsche, sollen sie ackern. Alleine die ungerechtfertigte GEZ Abzocke, da würden anderswo 100tausende auf die Strasse gehen, aber den deutschen Doofies ist das egal.
        Zu Studentenzeiten habe ich immer in einer Fabrik am Fliessband gearbeitet, da war ein Pole, also ein Aussiedler, immer wenns dem zuviel wurde hat er ins Band eine Schraube gleiten lassen, dann wurde durch den Metalldetektor ein Alarm ausgelöst und der Maschinenführer musste das ganze Band anhalten und absuchen. Er hat mir dann augenzwinkernd erklärt: „Deutsche zuviel arbeiten, müssen manchmal bremsen.“
        Der Maschinenführer fand dann nach ca 15 Minuten Pause die Schraube (Scheisse, da hatte sich irgendwo eine Schraube gelöst), dann gings weiter.

  3. Trierischer Volksfeind, XX.XX.2024
    Ein tragisches Ereignis überschattete den diesjährigen Weihnachtsmarkt. Nachdem aufgrund überhöhter Gemagebühren einstimmig beschlossen worden war, ausschliesslich das gemeinfreie Lied Stille Nacht, heilige Nacht… auf dem diesjährigen Trierer Weihnachtsmarkt zu spielen erlitt der Marktstandbetreiber Jupp K. am Morgen des 24.12.2024, mutmasslich ausgelöst durch die mehrwöchige akkustische Beschallung mit genanntem Weihnachtslied, einen psychotischen Anfall, riss einem auf dem Markt aufgestellten lebensgrossen Weihnachtsmann den Kopf ab und lief, diesen wild an einer Hand über seinem Kopf schwenkend, lauthals: „Weihnachtsmänner in Deckung, Stille Nacht, halt die Fresse!“
    Eine herbeieilende Streife der gemischten deutsch-französischen Weihnachtspolizeipatrouillen zwang er durch Bewerfen mit glühendheissen Bratwürsten von seinem Marktstand zum Rückzug.
    Bei dieser Gelegenheit erlitt eine ältere Frau, die Beobachterin des Geschehens wurde, einen hysterischen Anfall und riss sich sämtliche Kleider vom Leib.
    Bevor es letztendlich gelang ihn durch Tasereinsatz zu überwältigen verschlang er noch mehrere Krippenfiguren einer ausgestellten historischen Weihnachtskrippe aus dem 19. Jahrhundert, unter anderem den Hl. Josef und mehrere Schafe. Diese wurden ihm anschliessend in einer Notoperation aus dem Verdauungstrakt entfernt.
    Ein Restaurator soll nun die durch die Magensäure angegriffenen Figuren wiederherstellen, ist sich aber nicht sicher, ob aufgrund der starken Verätzungen eine vollständige Instandsetzung möglich sein wird und blablabla.

    Ja es hätte auch eine jüngere Frau sein können die sich sämtliche Kleider vom Leib reisst aber dann wäre die Geschichte nicht jugendfrei

  4. @GrafZahl: auch ein Ansatz. meiner Meinung sind eben die Bratwürste und der Glühwein zu teuer und die GEMA soll einfach mal nichts erhalten. Aber grundsätzlich eine gute Berechnung, die ich nicht prüfen will und deswegen so stehen lasse, weil mir keine belastbaren Zahlen vorliegen.

  5. Wieso spielt man nicht einfach GEMA-freie Musik?
    Und „Last Christmas“ dudelt einem auf’m Weihnachtsmarkt eh von selbst durch den Kopf, kann man sich das Abspielen sparen.

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