Krankenkasse warnt: Therapie mit Schmerzmitteln birgt oft Risiken

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Foto: dpa/Symbolbild

MAINZ. Ihre Schmerzmitteltherapie bringt Patientinnen und Patienten in Rheinland-Pfalz oft in Gefahr. Das zeigt der Barmer-Arzneimittelreport. Er untersucht die Schmerztherapie mit Medikamenten in Arztpraxen bei erwachsenen Versicherten ohne Tumorerkrankung.

Demnach erhielten hochgerechnet 33.000 Patientinnen und Patienten aus Rheinland-Pfalz trotz Herzschwäche Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac. Medizinische Leitlinien raten davon ab, da auch ein nur kurzer Einsatz dieser Wirkstoffe die Herzleistung deutlich mindern kann. „Besonders starke und chronische Schmerzen können den Alltag zur Tortur machen. Die Verordnung vermeintlich harmloser Schmerzmittel kann aber fatale Folgen haben bei bestimmten Vorerkrankungen“, sagt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Schmerzmittel wie Ibuprofen und Diclofenac seien auch rezeptfrei erhältlich, weshalb der Arzneimittelreport das tatsächliche Ausmaß der bedenklichen Schmerzmitteleinnahme nicht komplett abbilden könne.

Einnahme von Schmerzmitteln weit verbreitet

Laut Arzneimittelreport ist die Verordnung von Schmerzmitteln in Rheinland-Pfalz weit verbreitet. So erhielten hochgerechnet rund eine Million Erwachsene ohne Tumorerkrankung aus Rheinland-Pfalz im Jahr 2021 mindestens ein Schmerzmittel in einer Arztpraxis verordnet, darunter 547.000 Frauen. Mit zunehmendem Alter steigt der Anteil der Menschen mit mindestens einmaliger Schmerzmittelverordnung in Arztpraxen. Hier war der Anteil bei den über 80-Jährigen ohne Tumorerkrankung aus Rheinland-Pfalz (52,5 Prozent) im Jahr 2021 fast doppelt so hoch wie bei den 18- bis 64-Jährigen (29,4 Prozent). „Ärztinnen und Ärzten Versäumnisse bei der Arzneimitteltherapie vorzuwerfen, wäre zu kurz gegriffen. Ohne digitale Hilfe sind die oft sehr komplexen Arzneimitteltherapien nicht beherrschbar“, betont Kleis. Nötig sei der konsequente und verbindliche Einsatz digitaler Helfer in der Arzneimittelversorgung, damit Medizinerinnen und Mediziner den Überblick über die Gesamtmedikation und alle Neben- und Wechselwirkungen behalten könnten.

Langfristige medikamentöse Schmerztherapien mit besonderen Risiken

Nach Hochrechnungen für den Arzneimittelreport erhielten rund 167.000 Erwachsene ohne Tumorerkrankung aus Rheinland-Pfalz in einer Arztpraxis Schmerzmittel im Rahmen einer langfristigen Schmerztherapie. 100.000 von ihnen waren Frauen. Auch bei langfristigen Schmerztherapien steigt der Anteil der Menschen mit Schmerzmittelverordnung in Arztpraxen mit dem Alter. So lag hier der Anteil bei den über 80-Jährigen ohne Tumorerkrankung aus Rheinland-Pfalz (17,5 Prozent) im Jahr 2021 fünfmal so hoch wie bei den 18- bis 64-Jährigen (3,5 Prozent).

Gerade bei einer Langzeittherapie mit Schmerzmitteln ist es wichtig, die Neben- und Wechselwirkungen aller Medikamente zu kennen. Die Barmer entwickelt schon seit Jahren praxistaugliche Lösungen zur Unterstützung der Arzneitherapie“, erklärt Kleis. Allen voran sei AdAM zu nennen, ein vom Bund gefördertes Projekt für digital unterstütztes ärztliches Medikamentenmanagement. „AdAM sollte nach positiven Studienergebnissen rasch in die medizinische Regelversorgung überführt und somit Teil des Leistungskatalogs der gesetzlichen Krankenversicherung werden“, fordert Kleis. (Quelle: BARMER Rheinland-Pfalz/Saarland)

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1 Kommentar

  1. Man kann das auch auf andere medikamentöse Therapie beziehen, wenn zuviel verschrieben wird, und diese einnehmen soll. Da können schnell zusätzliche Probleme entstehen.

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