Noch immer ist das Coronavirus nicht nur eine gesundheitliche Bedrohung für uns alle.
Durch die Eindämmung der zwischenmenschlichen Kontakte leidet auch die Wirtschaft – besonders Bereiche, die auf den zwischenmenschlichen Kontakt angewiesen sind. Dazu gehören natürlich auch die Sexarbeiterinnen. Doch Teile der Branche erwachen nun in der Schweiz zu neuem Leben.
Das Erwachen der Sexarbeit aus dem Dornröschenschlaf
Seit Juni wurden die Maßnahmen zur Corona-Eindämmung in der Schweiz durch den Bundesrat schrittweise gelockert. Die seit März geltenden Einschränkungen haben dazu geführt, dass die Verbreitung des Virus eingedämmt wurde, da die Zahl der auf Corona positiv getesteten Personen abgenommen hat. Seit dem 6. Juni sind auch viele Bordelle wieder geöffnet. Sexarbeit, beispielsweise Escort Services, ist zwar legal, wird aber nicht als wichtig angesehen.
ProKoRe, ein Verband, der Schweizer Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter vertritt, hat eine Liste von Regeln aufgestellt, die das Risiko der Übertragung des Coronavirus in Bordellen minimieren sollen. Diese Liste wurde beim Entscheidungsprozess des Bundesrats ebenfalls beachtet und liegt allen Bordellen und Arbeitern der Sex- und Erotikbranche vor.
Neue Technologien bieten neue Chancen
Schwierige Zeiten führen zu neuen Spielarten der Sexarbeit. Eine Alternative zu klassischen Dates sind beispielsweise virtuelle Treffen. Die Webseite CatGirl bietet schon seit einiger Zeit erotische Videochats an. Die Einnahmen aus Videochats reichen als Lebensgrundlage natürlich nicht aus. Viele Sexarbeiterinnen finden es außerdem ungewohnt, sich vor der Kamera zu präsentieren oder sie haben nicht die Ausrüstung, die man für Videotreffen braucht. Trotzdem erschließen sich hier neue Geschäftsfelder.
Die 28-jährige Marina hatte Ihre Laufbahn in der Prostitution in der Zürcher Langstrasse begonnen. Dort bieten sich manche Frauen schon für 20 Franken an. Sie entdeckte das Internet für sich und erstellte ein Profil auf der Seite CatgirlEscorts. Das hat eine Reihe von Vorteilen für sie: „Jetzt bekomme ich mehr Anfragen von Kunden und kann schon vorher abchecken, ob die Männer in Ordnung sind“, sagt sie. Die Sicherheit ist in diesem Geschäft wichtig. Durch Covid-19 hat sich eine weitere Bedrohung in den Alltag der Frauen geschlichen. Die Kontaktanbahnung über die erotische Werbeseite lässt aber viele persönliche Begegnungen wegfallen und verringert so die Gefahr der Ansteckung: „Die Auflagen der Regierung dienen auch zu unserem Schutz.“
Die Politik tut nichtviel
Obwohl die Coronakrise die Sexarbeiterinnen besonders hart trifft, erwarten Frauen wie Marina sich keine besondere Hilfe von der Politik. Sexarbeit gilt immer noch als anrüchig. Die schwierige Arbeitssituation vieler Prostituierter hat sich durch die Krise noch verschlechtert. Sie kämpfen mit finanziellen Problemen. Hier könnte sich die Politik etwas überlegen, um finanzielle Absicherung für Krisenzeiten zu ermöglichen.
Sexarbeiterinnen sind von den Lock-Down-Maßnahmen besonders schwer betroffen. Das Beantragen von staatlichen Hilfen, Camming oder das Ausstellen von Gutscheinen sind kurzfristige Strategien, mit denen sie versuchen, über die Runden zu kommen. Langfristige Chancen bietet der konsequente Einsatz neuer Technologien.
Die Zukunft der Technik in der Sexarbeit
Heutzutage machen Sexarbeiterinnen Treffen mit ihren Kunden längst per Kurznachricht aus. Die Bezahlung erfolgt oft mit PayPal. Die Kunden können sich auf Webseiten mit Fotos, Preisangaben und Rankings ausführlich informieren. Auch im ältesten Gewerbe der Welt haben neue Technologien also schon jetzt zu mehr Effizienz geführt. Sie verstärken Mundpropaganda auf eine neue Weise. Manche Sexarbeiterinnen können sich selbst zur begehrten Marke machen und loyale Kunden gewinnen.
Die Technik hat dieses Geschäft in mancher Hinsicht einfacher gemacht. Einerseits können die Klienten sich in aller Ruhe aussuchen, wen sie buchen wollen. Andererseits können auch die Sexarbeiterinnen sich über ihre Klienten informieren. Prostitution gilt zwar als das Älteste Gewerbe der Welt. In den Zeiten der Krise sind die Prostituierten aber gezwungen, Soziale Medien und neue Kommunikationstechnologien konsequent einzusetzen.
Wer gewinnt und wer verliert
Es gab schon immer Unterschiede zwischen Sex in Etablissements und Straßenprostitution. Auch heute gibt es Gewinnerinnen und Verliererinnen: Sexarbeiterinnen können heutzutage nicht nur effiziente Geschäfte führen. Sie können auch Mundpropaganda auf neue Weisen einsetzen, und sozusagen Branding betreiben. Online Communities rund um die Sexarbeit schaffen eine stärkere Kundenbindung.
Es gibt auch für die Schweiz Escorts Foren, wo Freier und Interessierte Informationen austauschen und einzelne Frauen bewerten können. Solche Seiten ziehen natürlich auch Werbeanzeigen von Sexarbeiterinnen an.
Die moderne Technik vereinfacht generell den geschäftlichen Teil der Sexarbeit. Potenzielle Kunden finden schneller zu Gespielinnen und die Sexarbeiterinnen können über eine Google-Suche schnell Informationen über die Kunden herausfinden.
Nicht zuletzt die Abwicklung der Zahlungen ist einfacher geworden. Smartphones sind praktisch, um mit einfachen Textnachrichten Termine zu vereinbaren. Webcams haben zu neuen Möglichkeiten des Kontakts geführt. Durch sie können die Kunden über weite Distanzen Camsex mit Prostituierten betreiben. Alle diese Technologien werden in der Sexarbeit durch die Krise noch zusätzlich an Bedeutung gewinnen.