TRIER. Beim nächsten Trierer Kinderrechtetag am Samstag, 21. September, auf dem Kornmarkt gibt es mit dem Schutz vor sexuellem Missbrauch einen Schwerpunkt, bei dem Aufklärung und Sensibilisierung wichtiger denn je ist.
Man sieht eine unbeschwert spielende Kindergruppe. Fröhlich verabschieden sie sich, doch eines der Kinder hat nun einen schweren Weg: nach Hause, wo es nicht sicher ist. „Geh nicht mit Fremden mit“, heißt es immer. Und wenn es gar kein Fremder ist? Der Film der Kampagne „nicht wegschieben.de“ sensibilisiert für sexuellen Missbrauch – in der eigenen Familie beziehungsweise dem direkten familiären Umfeld: 75 Prozent aller Straftaten passieren dort. Die Täterinnen und Täter sind Erwachsene, denen die Kinder vertrauen. Bei einer aktuellen Umfrage gaben 90 Prozent an, zu glauben, dass Missbrauch in Familien möglich ist, gleichzeitig denken aber 85 Prozent, dass er nicht in ihrem Umfeld möglich ist.
Das Netzwerk Kinderrechte, dem auch die Stadtjugendpflege und das Bildungs- und Medienzentrum angehören, setzt sich vor allem mit der Frage auseinander, wie Kinder lernen können, sich zu schützen und was Erwachsene beitragen können? Koordinatorin Sandra Rouhi: „Die Kurzformel lautet: Alle Kinder müssen ihre Rechte und Grenzen kennen, aber wir Erwachsene müssen sie verteidigen. Dazu ist Aufklärung auf allen Seiten notwendig. Emotional unsichere Kinder, die sich unverstanden fühlen, sind gefährdeter, als selbstsichere, aufgeklärte Kinder, die ernst genommen werden, denen man zuhört, die ein gutes Körpergefühl haben und die gelernt haben, auf ihre ‚Alarmanlage‘ zu hören“, so Rouhi.
Nach ihrer langjährigen Erfahrung hat das Nein-Sagen viele Facetten: Neben der direkten Reaktion bedeutet es auch, sich Hilfe zu holen und jemandem davon zu erzählen. Dazu müssen Kinder wissen: „Niemand darf Dich anfassen, wenn Du das nicht möchtest. Wenn jemand etwas sagt oder macht, bei dem Du Dich unwohl fühlst, darfst Du jemandem davon erzählen. Es gibt die kostenlose anonyme Telefonberatung 116 111“, erläutert Rouhi. Erwachsene sollten hinsehen, wenn jemand auf dem Spielplatz merkwürdig mit einem Kind umgeht oder wenn ein Kind nicht gerne nach Hause geht. Wenn ein Verdacht aufkommt, sollte der Kinderschutzbund kontaktiert werden oder die kostenlose, anonyme Telefonberatung für Erwachsene: 0800/1110550.“
Im September sind auf Trierer Plakatwänden Motive zu diesem Thema zu sehen, die Jugendliche vom „Treffpunkt Am Weidengraben“ entworfen haben. Beim Kinderrechtetag am 21. September können sich Familien kindgerecht mit Themen wie „Meine Stärken, mein Körper, Gefühle“ oder „Gute und schlechte Geheimnisse“ auseinandersetzen und direkt mit Fachleuten vor Ort sprechen. (Quelle: Stadt Trier)