RLP: Müssen 44 Erstklässler in einer Grundschule sitzen bleiben?

Erschwerter Start ins Leben: Schon die Grundschule bereitet Kindern in Ludwigshafen viel Mühe. In der zweitgrößten Stadt in Rheinland-Pfalz müssen zahlreiche Erstklässler das Jahr wohl wiederholen.

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Sporttaschen und Schulranzen hängen an der Garderobe vor einem Klassenzimmer. Foto: Christian Charisius/dpa/Symbolbild

LUDWIGSHAFEN. In der Gräfenauschule im pfälzischen Ludwigshafen haben viele Erstklässler mit Migrationshintergrund das Lernziel auch in diesem Jahr nicht erreicht.

«Im Augenblick sind es 44 von 147 Kindern, bei denen eine Klassenwiederholung sinnvoll wäre. Allerdings müssen die Eltern damit einverstanden sein», sagte Rektorin Barbara Mächtle am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Der Schulstandort Hemshof, wo zahlreiche Migrantinnen und Migranten leben, wird von vielen als Brennpunkt oder Problemviertel bezeichnet. Zuvor hatten mehrere Medien über die Erstklässler berichtet.

Die Situation in der zweitgrößten Stadt in Rheinland-Pfalz hatte schon im vergangenen Jahr überregional für Aufsehen gesorgt. Damals mussten 39 der 126 Erstklässler das Schuljahr wiederholen. Die Probleme seien die gleichen, sagte Mächtle. «Oft sprechen die Kinder schlecht Deutsch oder kommen aus bildungsfernen Familien – wie an vielen anderen Schulen in Ludwigshafen auch. Und es gibt das Problem, Strukturen des Schulalltages anzunehmen, was nach einem kurzen Kita-Besuch vielen Kindern sehr schwer fällt.»

Die Rektorin betonte, es sei innerhalb der vergangenen Monate einiges passiert. «Es gab durchaus gute Angebote, zum Beispiel unterstützen Studenten der Universität Landau die Lehrkräfte der ersten Klassen in den ersten sechs Wochen nach den Sommerferien.» Zudem bekamen die Leitungen der Grundschulen in Ludwigshafen ein Gesprächsangebot bei der Landesregierung in Mainz.

«All das löst jedoch das Problem der Sprachförderung nicht. Hier benötigen wir dringend andere Lösungen, etwa Sprachförderlehrkräfte oder Sprachkurse, die dem Schulbesuch vorgeschaltet sind. Das ist in anderen Bundesländern auch so.»

Das Bildungsministerium in Mainz teilte mit, «die Situation der Ludwigshafener Grundschulen im Allgemeinen und der Grundschule Gräfenau im Besonderen» stets im Blick zu behalten. «Die Gräfenau wird seit einem Jahr von Fachleuten eng begleitet, und es wurden zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um die Situation dort zu verbessern», sagte ein Sprecher. «Wir kennen die großen Aufgaben, vor denen diese Schule aufgrund ihrer herausfordernden Lage steht, und wir sehen auch das Engagement der Schulleiterin.» Deshalb gebe es viele Unterstützungsmaßnahmen, die aber Zeit bräuchten, bis sie vollumfänglich wirken könnten.

«An anderen vergleichbaren Schulen sehen wir, dass Unterstützungsmaßnahmen trotz der Herausforderungen positive Effekte haben», erklärte der Sprecher. «Warum dies an der Grundschule Gräfenau offensichtlich bisher nicht gelingt, werden wir intensiv analysieren und gegensteuern.» Die Entwicklung zeige erneut, dass nur eine gemeinsame Anstrengung aller Beteiligten zu Verbesserungen führen könne. «Dies schließt neben Ministerium und Schulaufsicht die Schulleitung, die Lehrkräfte, die Eltern und das Pädagogische Landesinstitut mit ein. Alle müssen hier mithelfen, jeder in seinem Verantwortungsbereich.»

Die CDU-Opposition im rheinland-pfälzischen Landtag kritisierte, der «Gräfenau-Krise» drohe die Wiederholung. «Die Schule braucht endlich eine verlässliche, kontinuierliche Förderung, auch mit Blick auf die Sprachförderung», betonte die Ludwigshafener CDU-Abgeordnete und Leiterin des Arbeitskreises Bildung ihrer Fraktion, Marion Schneid. «Viele Kinder sprechen einfach zu schlecht Deutsch und können dem Unterricht so gar nicht folgen. Direkte Hilfe und Unterstützung braucht es auch für die Lehrerinnen und Lehrer, die auf dem Zahnfleisch gehen.»

Rektorin Mächtle sagte, sie sei nicht «enttäuscht» über die Lage. «Ich hoffe weiterhin, wie alle anderen auch, dass gemeinsam mit den Schulen nach praktikablen und sinnvollen Lösungen gesucht wird. Ansonsten wird sich die Situation in Ludwigshafen nicht ändern.»

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6 Kommentare

  1. Was sollen 44 Schüler, die zuhause
    nur in ihrer Landessprache sprechen,
    in der zweiten Klasse ?

    Integration kann nur gelingen,
    wenn der Lernstoff, der in der
    zweiten Klasse vermittelt wird,
    auf dem in der ersten Klasse
    Erlernten aufbaut…

  2. Wir haben ein Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung dass solche Probleme eigentlich schon im Vorfeld erkennen und präventiv verhindern sollte. Stattdessen geht die total gescheiterte Migrationspolitik weiter und die Leute an der Basis, hier das Lehrpersonal, müssen sich damit rumärgern.

  3. Wenn Migrantenkinder in Schule und Freundeskreis umgeben sind von Kindern, die ganz überwiegend Deutsch als Muttersprache sprechen, ist Integration und Deutsch lernen kein Problem. Idealerweise findet das schon im Kindergarten statt.

    Offensichtlich ist dies im Hemshof aber nicht der Fall. Vermutlich, weil kaum oder gar keine deutschen Muttersprachler unter den Schülern sind. Und in den Freundeskreisen der migrantischen Schüler erst recht nicht.

    Das Problem ist nicht lösbar. Jedenfalls nicht für eine Regierung/Verwaltung, welche die Realität in erster Linie als einen Störfaktor betrachtet, der zwischen ihnen und dem Futtertrog der Staatsknete im Wege steht. Was Ignorieren oder Schönreden zur bevorzugten „Strategie“ der Zukunftsgestaltung macht. Das erkennt man daran, dass das Problem im Prinzip seit Jahrzehnten besteht – ungelöst, natürlich.

    Entweder müsste man massenhaft deutschsprachige Eltern dazu zwingen, ihre Kinder in die Brennpunktschulen zu schicken – keine Chance. Oder man müsste die Migranten zwangsweise umsiedeln in andere Regionen der Stadt oder des Landes, wo sie dann jeweils nur noch eine kleine Minderheit bilden – das wäre nicht nur irgendwie „rechts“, sondern die blanke Bankrotterklärung aller linksgrünwoken Multikulti-Träume.

    Entweder Parallelgesellschaft oder Integrationszwang – es führt kein Weg vorbei an dieser politischen Entscheidung. Wobei es dann sehr interessante Auseinandersetzungen gäbe mit den ortsansässigen Grünen-Wählern in den „besseren Lagen“, die ganz bestimmt ü-ber-haupt gar nichts gegen Diversity haben. Außer vor der eigenen Haustür mit den eigenen Kindern.

    Für die Kinder der Migranten ist die Situation furchtbar – sie können überhaupt nichts dafür, und sie können auch nichts daran ändern. Die Regierung könnte das – aber sie will es garantiert nicht. Sonst wäre es ja schon längst passiert.

  4. ich habe die Rektorin der Schule im Fernsehen erleben dürfen: Bei der undeutlichen Aussprache ist es kein Wunder, dass die Schüler kein „Deutsch“ verstehen. Da hatte ich mit LK Deutsch ja vor allem am Anfang der Sendung sogar
    Verständigungsprobleme.

  5. Hätte man mal einen Studenten einer Koranschule genommen der den Kindern hilft den Koran auf Arabisch auswendig zu lernen, dann hätten sie es schon geschafft.

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