
TRIER. Neun Klimaaktivisten müssen sich seit Montag wegen Nötigung vor dem Amtsgericht Trier verantworten. Den zwei Frauen und sieben Männern wird vorgeworfen, im Juni 2021 in Trier am Moselufer eine Straße mit einem Holzgerüst für rund 15 Minuten blockiert zu haben, um damit für den Klimaschutz zu demonstrieren.
Dabei soll unter anderem ein mit Blaulicht fahrender Krankenwagen an der Durchfahrt gehindert worden sein, sagte die Staatsanwältin bei der Verlesung der Anklage.
Krankenwagen im Einsatz nicht durchgelassen
Auch nach polizeilicher Aufforderung sollen die Angeklagten den Krankenwagen nicht durchgelassen haben, so dass dieser nach einiger Wartezeit über einen erhöhten Grünstreifen ausweichen habe müssen. «Nur durch Glück» habe die Verzögerung der Gesundheit der Patientin im Krankenwagen nicht geschadet, sagte die Staatsanwältin. Die Angeklagten waren laut Gericht zur mutmaßlichen Tatzeit zwischen 17 und 57 Jahre alt.
Im gebildeten Stau hätte auch ein hochschwangere Frau in Wehen in einem Auto Sorge und Ängste gehabt, ob sie rechtzeitig zur Geburt das Krankenhaus erreichen würde, sagte die Staatsanwältin. «Ich bedauere, dass eine Frau in Wehen im Stau steckte», sagte einer der Angeklagten, ein 28 Jahre alter Student. Die Aktion habe sich nicht gegen einzelne Verkehrsteilnehmer gerichtet.
«Adressat war die Politik, die ihrer Verantwortung für Klimagerechtigkeit nicht gerecht wird», sagte ein angeklagter 59-Jähriger. Er habe gehofft, durch die Aktion mehr Menschen für den Klimaschutz zu mobilisieren. Ein Teil der Angeklagten gab zu, bei der Blockade dabei gewesen zu sein, ein anderer Teil wollte keine Angaben machen. Bei den Angeklagten handelte sich unter anderem um Studierende, Auszubildende, einen Arzt und eine Physiotherapeutin.
Angeklagter entschuldigt sich
Eine Angeklagte (59) entschuldigte sich bei den Menschen, die durch die Aktion möglicherweise zu Schaden kamen. «Mir liegt es fern, Menschen Schaden zuzufügen.» Ihre Absicht sei durch den Einsatz für den Klimaschutz «Schaden von der Gesellschaft» abzuwenden. In ihren Einlassungen sprachen etliche Angeklagte auch allgemein über die Klimakrise. «Die Klimakatastrophe ist eine Tatsache», sagte Richterin Lisa Winterholler.

Bei der Demonstration am Krahnenufer an der Einmündung zum Irminenfreihof hatte die Polizei die Auflösung angeordnet und auch umgesetzt. Dabei soll sich ein Angeklagter gegen seine Fixierung gewehrt haben, sagte die Staatsanwältin. Ein weiterer Demonstrant sei von der Feuerwehr vom dreibeinigen Holzgerüst geholt worden. Die anderen sollen von der Polizei teils von der Straße getragen worden sein.
Die Gruppe mit Bannern und Transparenten habe es darauf angelegt, dass geräumt werde, sagte ein Polizist vor Gericht. Als der Rettungswagen nicht durchkam, habe er die Aktivisten «zur Seite geschoben», so dass der Wagen über den Grünstreifen vorbeifahren konnte. Er schätzte die Verzögerung für den Krankenwagen ab Beginn der Blockade auf der Straße auf ungefähr eine Minute. Vorher habe er aber auch durch den Rückstau fahren müssen, der sich schnell gebildet habe. Der Verkehr sei rundrum zum Erliegen gekommen.
Zwei Stunden bis zur Auflösung der Blockade
Bis zur Auflösung habe es rund zwei Stunden gedauert, sagte der Polizist. Vor dem Gerichtsgebäude hatten sich am Montag rund 20 Klimaaktivisten versammelt. «Wir sind aus Solidarität hier», sagte einer aus der Gruppe. Der Prozess vor einem Jugendrichter ist bis zum 27. September terminiert.