MAINZ. Der FDP-Politiker und rheinland-pfälzische Justizminister Herbert Mertin ist tot. Der 66-Jährige sei am Freitag plötzlich und unerwartet in Koblenz gestorben, teilte ein Sprecher des FDP-Landesverbands mit.
Wie der SWR unter Berufung auf Parteikreise berichet, sei Mertin am Vormittag bei einer Feierstunde für ehrenamtliche Richter in Koblenz kollabiert. Er sei in ein Krankenhaus gebracht worden und dort später verstorben.
Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) und Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) würdigten Mertin «als einen herausragenden Vertreter demokratischer Werte und eine prägende Persönlichkeit der rheinland-pfälzischen Politik». Sein unermüdlicher Einsatz für Freiheit, Gerechtigkeit und den Rechtsstaat habe das Bundesland nachhaltig geprägt. «Unsere Gedanken und unsere tief empfundene Anteilnahme sind bei seiner Familie und seinen Angehörigen.»
Erstmals Justizminister vor 26 Jahren
1996 zog Mertin als Abgeordneter in den rheinland-pfälzischen Landtag in Mainz ein. 1999 wurde er vom damaligen Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) zum Nachfolger des aus
gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen Justizministers Peter
Caesar (FDP) bestellt.
Nach der Landtagswahl 2006, als die SPD die absolute Mehrheit gewann, wechselte Mertin von der Regierungs- auf die Oppositionsbank. 2016 übernahm er in der Mainzer Ampel-Koalition von SPD, FDP und Grünen erneut das Justizressort.
Wissing: Ein großer Justizminister und wunderbarer Mensch
Der ehemalige FDP-Landesvorsitzende, Bundesverkehrs- und Justizminister Volker Wissing (parteilos), äußerte sich zutiefst betroffen über den Tod seines «politischen Ziehvaters». «Herbert Martin hat in meinem Leben eine wichtige Rolle gespielt – nicht nur beruflich, sondern auch privat.» Mertin sei «ein leidenschaftlicher Kämpfer für die liberalen Werte und ein versierter Jurist» gewesen.
«Seine Menschlichkeit im Handeln und sein unermüdliches Engagement haben Maßstäbe gesetzt», sage Wissing. Er sei immer ein Vorbild und ein verlässlicher Ratgeber gewesen. «Rheinland-Pfalz hat einen großen Justizminister verloren und seine Familie einen wunderbaren Menschen. Ich bin in diesen schweren Stunden mit meinen Gedanken bei ihr.»
Schweitzer: «Feste Säule unserer Demokratie»
«Herbert Mertin war eine feste Säule unserer Demokratie», betonte Schweitzer. «Er war ein kluger und integrer Politiker, ein angesehener Jurist und vor allem ein Mensch, dem Gerechtigkeit ein Herzensanliegen war. Sein Verlust wiegt schwer – für unser Land und für alle, die ihn schätzten.»
Schmitt sagte der dpa, sie habe Mertin immer als Fels in der Brandung wahrgenommen, mit ihm einige Jahre lang auch in der außerparlamentarischen Opposition zusammengearbeitet. «Er war für mich immer ein starker und verlässlicher Partner und Ratgeber.»
Schmitt und Carina Konrad, beide stellvertretende Landesvorsitzende der FDP, sprachen in einer Mitteilung von «einem außergewöhnlichen Menschen, der mit klarem Kompass, tiefem juristischem Sachverstand und großem Herzen für den Rechtsstaat gekämpft hat».
«Auf Herbert Mertin war immer Verlass», sagte FDP-Fraktionschef Philipp Fernis, früher Staatssekretär bei Mertin. «Sein Wort hatte Gewicht. Er war ein Stabilitätsanker in der rheinland-pfälzischen Ampelkoalition. Sein Rat und sein Feinsinn werden fehlen.» Auch CDU und Grüne sowie Kabinettskollegen würdigten sein politisches Schaffen. Landtagspräsident Hendrik Hering bezeichnete ihn als «engagierten Streiter für unsere Demokratie». «Herbert Mertin stand immer klar für seine Überzeugungen ein und hat diese auch konsequent, beharrlich und fundiert vertreten.»
Mertin wuchs als Kind in Chile auf
Der Liberale war 1958 im chilenischen Temuco geboren worden. Er
besuchte zunächst die Deutsche Schule in Santiago de Chile. Sein
Abitur machte er in Linz am Rhein. Nach dem Wehrdienst studierte er
in Mainz und Bonn Jura. Er hinterlässt eine Frau und vier erwachsene Söhne.