Fußgängerzone absurd! Wie Lieferdienste aus der Trierer Fußgängerzone eine Gefahrenzone machen

6
Foto: Lokalo.de

TRIER. Wir befinden uns im Jahre 2024 n. Chr.. Großteile der altrömischen Stadt Trier sind von der Fußgängerzone besetzt… Ganz Trier? Nein! Einige unbeugsame Gastronomien bevölkern Parkplätze in der Innenstadt und hören nicht auf, der Fußgängerzone mit ihren Lieferdiensten Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die Anwohner, die in den befestigten Lagern Stockplatz, Domfreihof, Kornmarkt und Neustraße liegen…

So oder so ähnlich sähe das Intro wohl aus, würde es sich um einen Asterix-Comic handeln. Anders als in den beliebten Heftchen sind die „Unbeugsamen“ hier allerdings nicht die Helden des Geschehens. Ganz im Gegenteil – es handelt sich um enorme Gefahrenquellen!

Während in diesen Tagen rund um den Hauptmarkt die Bauarbeiten für die schützenden Poller beginnen, haben findige Gastronomen seit längerer Zeit ein Schlupfloch im System gefunden. Ein Schlupfloch, das es ihnen ermöglicht, 24 Stunden am Tag mit Kraftfahrzeugen durch die Fußgängerzone zu fahren und ihre Essenslieferungen auszuüben –  voller Gefahr für Passanten und ohne Konsequenzen.

Lieferdienste konterkarieren Fußgängerzone mit System

Es funktioniert über Privat- und Anwohnerparkplätze im Bereich der Fußgängerzone – wovon es im Stadtgebiet sehr viele gibt. Hat man einen solchen gemietet und weist dies der Stadtverwaltung nach, kann man gegen eine Gebühr die Durchfahrtsberechtigung durch die Fußgängerzone beantragen, um seinen Stellplatz zu erreichen. Das wird in der Regel auch ohne Probleme genehmigt. Liegen z.B. Poller auf der Strecke, bekommt das KFZ eine Vignette, die zur Durchfahrt berechtigt.

Anders als der Otto-Normalbürger, der sein Auto, wie es gedacht ist, abstellt und parkt, nutzen diese Gastronomen die Möglichkeit, um zu jeder Zeit des Tages und teilweise mit mehreren Autos ihren Lieferservice aus der Fußgängerzone heraus durchzuführen.

Situation für Anwohner und Passanten unerträglich

Anwohner des Stockplatzes berichten, dass „sich nach Einführen der Fußgängerzone Anfang März 2024 nichts geändert hat. Im Gegenteil – man fühlte sich erstmal sicher, achtete nicht mehr so sehr auf den Verkehr, da man sich schließlich in der Fußgängerzone befand. Trotzdem muss man alle paar Meter einem Auto ausweichen und man fragt sich, wie das überhaupt möglich ist. Auch Touristen schütteln den Kopf und fragen, ob dies in Deutschland normal seiFamilien mit Kindern meiden die anliegenden Terrassen und es gab schon mehrfach Situationen, in denen gerade noch Schlimmeres verhindert werden konnte“.

Alleine um den Stockplatz herum scheint es derzeit drei Gastronomien zu geben, die das Schlupfloch nutzen und mitunter im Minutentakt mit ihren Fahrzeugen über den Platz fahren. Ein Zustand, der absolut nicht akzeptabel ist!

Fotogalerie: „25 Minuten am Trierer Stockplatz“

Lieferdienste agieren ungestraft – Behörden machtlos? 

Den Mitarbeitern des Ordnungsamtes sind größtenteils die Hände gebunden: „Solange ein KFZ fährt, sind wir nicht in der Zuständigkeit und wir dürfen es nicht aufhalten. Parkt das KFZ auf einem genehmigten Parkplatz, dürfen wir dies dann zwar überprüfen, können aber nichts weiter dagegen machen solange kein Falschparken vorliegt„, geben Mitarbeiter Auskunft.

Die Polizei kontrolliert zwar punktuell die fahrenden Autos – wird aber die Durchfahrtsberechtigung vorgezeigt, die vorhanden ist, kann auch sie nicht weiter einschreiten.

Das Straßenverkehrsamt, das über die missbräuchlichen Nutzungen informiert wurde, reagierte zwar aufgeschlossen und hilfsbereit, konnte jedoch bislang keine Besserung der Situation herbeiführen. Was auch schwierig ist, wenn man bedenkt, dass es sich um die Behörde handelt, welche die Durchfahrtsberechtigungen ausgestellt hat.

Essen neben Auspuffgasen – Bärendienst für die Trierer Fußgängerzone 

Gerade in diesen absteigenden Zeiten für die Innenstadt Triers sollte hier dringend etwas geschehen. Geschäfte schließen, die Straßen sind voll von Leerständen und viele Außenstehende empfinden die älteste Stadt Deutschlands nur noch als unattraktiv. Wenn Menschen sich dankenswerter Weise trotzdem dazu entschließen, Trier zu besuchen, und dann im Herzen der Stadt neben Auspuffgasen essen und teilweise um ihr Leben fürchten müssen, macht das die Situation sicher nicht besser.

Es sollte dringend generell die Frage gestellt werden, inwiefern Parkplätze und Durchfahrten innerhalb einer Fußgängerzone überhaupt existieren dürfen. Solange dies nicht geklärt scheint, konterkarieren Lieferservices den Sinn der verkehrsfreien Zone und setzen alle anderen Menschen einer nicht abzuschätzenden Gefahr aus! Schließlich kann jede Person, die durchfahren darf und an Pollern vorbeikommt, auch jederzeit, warum auch immer, zu einem erheblichen Sicherheitsrisiko werden…

Vorheriger ArtikelLandesregierung tagt mit BASF: Einsatz für klimaneutrale Transformation
Nächster ArtikelTRIER: Mann an der Ostallee ausgeraubt – Täter flüchten Richtung Palastgarten

6 Kommentare

  1. Dass der Lieferservice viele Gastronomen während der Pandemie davor bewahrt hat, Konkurs anmelden zu müssen, denkt der Verfasser dieses Artikels wohl nicht.
    Dass Menschen mit Schwerbehinderung und entsprechenden Merkzeichen eventuell ebenfalls langsam, d.h. Schrittgeschwindigkeit, durch die Fußgängerzone fahren dürfen, wird ebenfalls geflissentlich ignoriert.
    Gut: für den Lieferservice im Bereich der Fußgängerzone gäbe es die Möglichkeit, Lastenfahrräder einzusetzen. Für alles, was über diesen Radius hinaus geht, geht’s nicht ohne Auto. Meiner Meinung nach ist dieser Artikel ein typischer Hetzartikel, der verschiedene Bevölkerungsgruppen gegeneinander ausspielen soll.
    Übrigens: Wer keinen Lieferservice der Gastronomen möchte, sollte entweder selbst kochen oder eben vor Ort im jeweiligen Lokal essen.

  2. Selten so einen übertreibenden und einseitigen Artikel gelesen.
    Die betreffenden Gastronomen hatten ihr Lieferdienste schon vor der sog. Erweiterung der Fußgängerzone und bezahlen viel Geld für die Sondergenehmigungen.
    Sollen die ihren Lieferdienst schließen? Dann sinds wahrscheinlich die nächsten 3 Insolvenzen in der Innenstadt.
    Unter der sog. Erweiterung leiden alle Gastronomen,Geschäfte,Praxen, Apotheke n etc der Innenstadt.
    Der Verkehr wird nicht reduziert sondern nur abkassiert und allen das Leben erschwert.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Die Redaktion behält sich vor, Lesermeinungen zu kürzen. Es besteht kein Anspruch auf die Veröffentlichung Ihrer zugesandten Meinungen. Klarname ist nicht erforderlich. Eine E-Mail-Adresse muss angegeben werden, wird aber nicht veröffentlicht.