Mit seinen 66 Jahren tanzt Ernst Spätling jedes Wochenende in der Trierer Diskothek Musikpark A1 und unterhält damit die Gäste. Im lokalo.de-Interview verrät er, was ihn am Tanzen begeistert, woher er sich die Inspiration für seine Kostüme holt und wie er sich fit hält.
Ernst, wo und wann bist Du geboren?
Ich wurde im April 1948 in Linz an der Donau geboren, habe Großhandelskaufmann gelernt und dann im Elektrohandel im Bereich Rundfunk, Fernsehen und Schallplatten gearbeitet. Seit ich klein war, habe ich mich für Musik interessiert und mir ganz viele Schallplatten gekauft. Aufgewachsen bin ich mit der Musik von Radio Luxembourg, das war ganz heiße Musik.
Seit wann tanzt du?
Ich tanze seit 1962, 1963. Damals gab es bei uns noch keine Diskotheken, das waren Lokale, wo am Wochenende was aufgebaut wurde und Bands spielten. Das erste Lokal, das ich besuchte, war in Duisburg, der Tanzpalast Chattanooga und danach, ein Stadtteil weiter, das Tante Olga. Dort spielten erst indonesische Bands, das war damals in Mode und später spielten da auch englische und deutsche Bands. Die Musikrichtung war Beat und Rock’n’Roll. Schon ein halbes Jahr später hat in Duisburg Ruhrort die erste Diskothek aufgemacht, der New York City Club, da bin ich dann auch direkt da gewesen.
Später war ich in einer namhaften Diskothek Mitte der 70er Jahre, dem La Bamba in Düsseldorf, in Krefeld im St.Tropez und in Essen im Big Ben. Meine bunten und ausgeflippten Outfits von heute hatte ich damals natürlich noch nicht, sondern Rüschenhemden und solche Sachen, aber meistens einen Anzug und schicke Schuhe.
Wo hast du das Tanzen gelernt?
Ich war in zwei Tanzschulen, aber das waren Standard-und Lateinamerikanische Tänze. Diese Discothekentänze sind dann doch ganz was anderes.
Bist du verheiratet?
Ich habe mit zwei Frauen zusammengelebt, bin aber nicht verheiratet. Einige meinen, ich sei homosexuell aufgrund der Kostüme, die ich anhabe, aber das hat nur was mit der Musik und der Show zu tun. Ich bin hetero.
Wie kam es, dass du im Musikpark A1 als Tänzer angefangen hast?
Ich bin 2006 nach Merzig gezogen und habe dort in einer ganz kleinen Diskothek getanzt, jedoch nur als Gasttänzer bis ich vom A1 gehört habe. Dann war ich einige Male als Gast dort und dann wollte mich der damalige Chef einstellen. Seitdem, also schon seit fast vier Jahren, tanze ich nun jeden Freitag und Samstag dort.
Wie reagieren die Partygäste auf dich?
Die meisten sind sehr nett, manche wollen jedoch meine Kostüme anfassen, das habe ich nicht so gerne.
Was ist deine Motivation nachts zu tanzen?
Das Diskotheken Leben findet nun mal nachts statt. Und die meisten Leute kommen in die Clubs zum Gucken und zur Unterhaltung. Ich tanze aus Spaß und aus Freude und Begeisterung für Tanz und Musik. Die Musik begleitet mich das ganze Leben.
Was inspiriert dich zu deinen Outfits?
Die Stars haben alle besondere Outfits, wie zum Beispiel Lady Gaga, die ich vor Kurzem schon zum zweiten Mal in Köln gesehen habe. Lady Gaga ist ohne Zweifel die größte Frau aller Zeiten, was die moderne Musik und die Shows betrifft. Ich habe noch von keinem anderen Star eine so riesige Show gesehen.
Wo kaufst du deine Outfits?
Beim OTTO-Versand, in den Modehäusern, bei Bonprix. Diese Schuhe [Ernst zeigt auf seine Ed Hardy Schuhe] sind vom OTTO-Versand.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Popartmäßig. Popart-Kultur und Popmusik waren schon immer meine Richtung. Ich höre immer noch das internationale Programm von RTL Radio zum Abendessen. Da kommen die großen internationalen Oldies aber haben auch neuere Songs. Ich finde zum Beispiel den Song „Little talks“ von Of Monsters and Men so gut oder „Get Lucky“ von Daft Punk. Dieser Sender war hier der Anfang der 60er Jahre, Begründer der modernen Musik. Tagsüber kam deutsches Programm und größtenteils Schlager und abends englisches Programm. Das habe ich immer gehört. Ich war in den 60er Jahren auch mehrmals in England, weil die Popmusik damals aus England kam, aus Liverpool und später erst aus der ganzen Welt.
Man merkt, dass Musik deine Leidenschaft ist, was machst du sonst in deiner Freizeit? Wie hälst du dich fit?
Ich bin ja nun schon Rentner. Von April bis November bin ich Saisongärtner bei der Stadt Merzig. Zudem bin ich noch aktiver Wanderer. Mit dem Wandern habe ich angefangen, um mich fit zu halten, da war ich so Mitte fünfzig. Ich wandere jeden Mittwoch und jeden Sonntag mit den Merziger Vereinen, da bin ich überall bekannt wie ein bunter Hund. Man sieht wunderschöne Gegenden.
Außerdem rauche ich nicht, ich trinke sehr wenig Alkohol, ein gutes Glas Sekt oder Limonadenbiere. Ich ernähre mich gesund und fettarm und esse viel Obst und Gemüse.
Welche Träume und Ziele hast Du?
Es wäre toll im Rahmen einer RTL-Reportage auf Tanz-Tournee zu gehen, da will ich mich noch bewerben. Ich will zudem auch wieder nach England, ein Konzert von The Searchers sehen, nach den Beatles und den Stones waren sie damals die Nummer 3 und existieren immer noch.
Vor allem will ich meiner Leidenschaft dem Tanz nachgehen bis zum Tod, denn die großen Musiker sind meine Vorbilder, die haben das meistens bis zum Tod gemacht.
Was ist deine Lebensphilosophie?
Popmusik und Mode, da beide oft konform gehen. Alles verändert sich. Altes geht und Neues kommt aber die großen Sachen, die großen Namen bleiben für immer bestehen.
Ernst Spätling lebt seine Leidenschaft vom Tanzen und zeigt, dass man nie zu alt dafür ist, seinen Träumen nachzugehen und sein Leben nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten.
Am 21.11.2015 habe ich das A1 in Trier besucht. War wirklich eine gute Stimmung, man konnte gut feiern. Auf der anderen Seite liegen betrunkene, bewusstlose junge Mädchen auf der Toilette, denen vom Personal nicht geholfen wird, trotz mehrmaligem bescheid geben, dass dort jemand dringend Hilfe benötig. Gäste mussten dieses Mädchen raus tragen. Soweit ich mitbekommen habe, war dies kein Einzelfall.