Medizincampus: Gewinn für den Gesundheitsstandort Trier

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Thilo Hoff hat sein zehntes Fachsemester Medizin am Medizincampus Trier absolviert. Aktuell macht er seine Facharztausbildung zum Unfallchirurgen am Mutterhaus. Foto: TRIERER RATHAUS ZEITUNG

TRIER. Trier als Gesundheitsstandort stärken und den medizinischem Nachwuchs langfristig für Stadt und Region sichern – das sind zwei zentrale Ziele, die mit dem Medizincampus Trier (MCT) der Universitätsmedizin Mainz verfolgt werden.

Das berichtet die Trierer Rathaus Zeitung in ihrer aktuellen Ausgabe vom Dienstag.

Dort können Medizinstudierende ihr neuntes und zehntes Semester in Trier absolvieren. Nun soll das Angebot erweitert werden. Was schätzen Studierende am MCT und wieso ist das Angebot für Trier so wichtig? Die RaZ hat nachgehört.

Für Assistenzarzt Thilo Hoff beginnt sein Arbeitstag um 7 Uhr in der Notaufnahme des Trierer Klinikums Mutterhaus mit einer Fallbesprechung mit seinen Kolleginnen und Kollegen: Welche Fälle kamen noch am Abend und in der Nacht rein, wie sieht die Behandlung bei den Patientinnen und Patienten aus? „Da lernt man – gerade als junger Arzt – sehr viel“, erzählt er im Gespräch mit der Rathaus Zeitung. Hoff, 33 Jahre alt, schlanke Figur, braunes Haar und Oberlippenbart, hat im Januar dieses Jahres mit seiner Facharztausbildung zum Unfallchirurgen am Mutterhaus begonnen.

Sein zehntes Semester hat er 2022 am Medizincampus Trier absolviert – zuvor studierte er in Mainz. In einer Art „Schnupperwoche“ lernte er den MCT kennen. Das Studium in Trier lobt Hoff in den höchsten Tönen: „Die Lehre in Trier ist sehr gut. Es wird einem was zugetraut und ich hatte die Möglichkeit mitzugestalten und vor allem als Student gesehen zu werden.“

Hoff empfand vor allem den Kleingruppenunterricht – gerade im Vergleich zu einer großen Uni wie Mainz – als sehr angenehm. Vorlesungen hatten also eher den Charakter von Seminaren und am Patientenbett standen statt zehn nur zwei Studierende. „Klar war aber auch“, erzählt er, „in einer kleinen Gruppe musst du mehr tun, du kannst dich nicht verstecken.“ Für ihn war das Studium am Medizincampus genau das Richtige: „Ich würde immer wieder zum MCT gehen“, betont er. Sechs Jahre dauert jetzt seine Ausbildung zum Facharzt in Unfallchirurgie. Der gebürtige Bitburger kann sich sehr gut vorstellen, auch danach in Trier zu bleiben und als Arzt zu arbeiten. Im aktuellen Semester studieren 29 junge Menschen am MCT, 14 machen gerade ihr Praktisches Jahr und 16 Absolventinnen und Absolventen – darunter Thilo Hoff – durchlaufen ihre Facharztausbildung.

Oberbürgermeister Wolfram Leibe und das Amt für Stadtentwicklung, Statistik und Wahlen haben sich schon frühzeitig für die Etablierung des MCT eingesetzt, um Trier als Gesundheitsstandort zu stärken und die Gewinnung von medizinischem Nachwuchs langfristig zu sichern. Die beiden Amtsleiterinnen Dr. Nicole Thees und Nadja Driessen halten dies für besonders wichtig, hat Trier als Oberzentrum doch nicht nur eine Versorgungsfunktion für die städtische Bevölkerung, sondern auch für die umliegenden Landkreise und damit für mehr als eine halbe Million Menschen.
Die städtischen Amtsleiterinnen begrüßen die sukzessive Ausweitung des Studiums – so wird das Angebot ab dem Sommersemester 2025 um das achte Fachsemester und ab dem Wintersemester 2025/26 um das siebte Fachsemester erweitert.

Bereits zum Sommersemester 2022 wurde das Angebot um das neunte Semester ergänzt. „Mit der Ausweitung des Studiums am MCT erhöht sich die Zahl medizinischer Nachwuchskräfte weiter. Damit baut die Stadt ihr Potenzial als Wissenschaftsstandort für Forschung und Lehre weiter aus, wovon die beiden großen Krankenhäuser in besonderem Maße profitieren“, so Thees und Driessen.

Der Medizincampus Trier der Universitätsmedizin Mainz wurde im Oktober 2020 offiziell eröffnet und bietet seit dem Wintersemester 2020/21 bis zu 30 Studierenden der Humanmedizin die Möglichkeit, ein Teil ihres Studiums in Trier zu absolvieren. Zudem wird ihnen die Möglichkeit geboten auch ihr unmittelbar anschließendes Praktisches Jahr an den Trierer Krankenhäusern zu absolvieren – so wie Thilo Hoff es auch getan hat.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Wissenschaftsminister Clemens Hoch wissen um die große Bedeutung des MCT für Stadt und Region: „Der Medizincampus Trier ist sehr erfolgreich und aufgrund der hohen Qualität der dortigen Lehre auch bei den Studierenden sehr beliebt. Erste Ergebnisse zeigen, dass dort bereits heute positive Effekte für die ärztliche Versorgung in der Region erzielt werden. Aufgrund des Fachkräftemangels, der sich eben auch im ärztlichen Bereich zeigt, stellt der Medizincampus Trier daher einen wichtigen Beitrag für die zukünftige, flächendeckende ärztliche Versorgung in Rheinland-Pfalz dar.“

Professor Tim Piepho, Ärztlicher Direktor im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Trier und fachübergreifender Lehrverantwortlicher am Medizincampus, betont: „Wir freuen uns sehr, dass das Erfolgsmodell erweitert wird und danken der Landesregierung für ihr Vertrauen sowie die Unterstützung bei der Ausbildung von Medizinerinnen und Medizinern in Trier. Der Medizincampus Trier basiert auf einer qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung in den beiden Trierer Kliniken und stellt diese durch die Ausbildung von Nachwuchsmedizinern in der Region langfristig sicher.“

Dr. Christian Sprenger, Geschäftsführer des Klinikums Mutterhaus, sagt: „Die Erweiterung des Medizincampus Trier ist der richtige Schritt für eine bedarfsorientierte Medizinerausbildung in Trier und Rheinland-Pfalz. Als Klinikum Mutterhaus freuen wir uns auf die zukünftigen Studierenden und die Möglichkeit, ihnen eine längere Perspektive in unserer attraktiven Region zu bieten. Danke an die Landesregierung und unsere Partner in Mainz und Trier.“ Das Land wird den Ausbau des Medizincampus Trier voraussichtlich in der Größenordnung von rund einer halben Million Euro pro Jahr unterstützen.

(Quelle: TRIERER RATHAUS ZEIGUNG, Björn Gutheil, 21.05.24)

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