Kinderhort kämpft um Existenz: Kaum Beachtung und wenig Lobby – Die vergessenen Kinder aus Trier-Nord

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Der "Hort Trier-Nord", ehemals „Hort Exzellenzhaus“, kämpft seit dem Wegfall des Standortes Exhaus, mit immer schlimmer werdenden Problemen. Foto: lokalo.de (se)

TRIER. Mit einer weiteren räumlichen Einschränkung ab dem Sommer des kommenden Jahres wächst in Trier-Nord die Angst um die Existenz des „Hort Trier-Nord“ – ehemals „Hort Exzellenzhaus“. Jahrelange Hilferufe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter blieben ohne Erfolg. Dabei geht es neben den seit Jahren scheinbar sprachlos machenden Arbeitsbedingungen für den Hort vor allem um die Kinder und Jugendlichen im nördlichen Trierer Stadtteil, deren Schicksal in den verantwortlichen Bereichen der Verwaltung und Politik vergleichsweise wenig Lobby zu haben scheint.

Der heutige „Hort Trier-Nord“ – ehemals „Hort Exzellenzhaus“ – steht seit dem 1. Januar 2021 unter der Trägerschaft des Palais e.V. und ist seit nunmehr vier Jahren in der Ambrosius Grundschule im Trierer Norden untergebracht. Hier stehen den derzeit fünf Mitarbeiterinnen in Teil- und Vollzeit sowie der Hausleitung insgesamt vier Räume für 45 Kinder zur Verfügung. Das Betreuungsangebot, inklusive Verpflegung, gilt für die Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 14 Jahren, in der Schulzeit von jeweils 12 bis 17.30 Uhr und in den Ferien von 7.45 bis 17.30.

Insgesamt 36 Familien aus dem Stadtteil nutzen das Betreuungsangebot für ihre Kinder im Anschluss an den Schulalltag. Die Gründe sind vielfältig und individuell – nicht selten aber auch von sozialen Schwierigkeiten geprägt. Der „Hort Trier-Nord“ ist dabei ein wichtiges soziales Angebot und Anlaufpunkt in einem herzlichen, aber auch sehr ehrlichen Stadtteil Triers.

Wichtiger sozialer Anlaufpunkt für über 30 Familien und 45 Kinder

Mit Schwierigkeiten und Herausforderungen kennt der Hort Trier-Nord sich seit Jahren aus. Erst in diesem Sommer mussten die Nutzungsmöglichkeiten der vorhandenen Räumlichkeiten, aufgrund höherer Schülerzahlen der Grundschule, erneut stark eingeschränkt werden.

Das Trierer Ex-Haus im November 2022; Foto: lokalo.de (se)

Aktuell werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor kaum stemmbare, logistische und strukturelle Herausforderungen gestellt. Schon unter den jetzigen Bedingungen und Möglichkeiten ist eine Aufrechterhaltung des wichtigen sozialen Angebots kaum noch möglich. Betreuung, die nur mit viel Liebe zum Beruf und Stadtteil, inklusive privatem Engagement und helfenden Partnern, überhaupt noch durchführbar ist.

Absurd: Nicht einmal fließend warmes Wasser – Spülmaschinen-Nutzung, nicht erlaubt

Kein fließend warmes Wasser, keine Waschmaschine und keine Turnhallen- und Schülerküchennutzung, sind nur einige Probleme, mit denen sich die Erzieherinnen und Erzieher ganz aktuell auseinandersetzen müssen. Auch die strikte Einhaltung bürokratischer Vorgaben stellt das Hort-Team dabei täglich vor teils absurde Situationen. Sinnbildlich: Täglich kann das anfallende Geschirr und Besteck der ganztägigen Betreuung nur in einer Plastikschlüssel gespült werden. Eine Spülmaschinen-Nutzungserlaubnis liegt, trotz Möglichkeit, nicht vor! Auch der tägliche Transport der aktuell 23 Martin-Grundschüler in den Hort – der alte Standort Ex-Haus war fußläufig erreichbar – ist beispielsweise nur durch zusätzliche Privat-Pkws aufrechtzuerhalten.

Mangelende Kommunikation und wenig Interesse durch das zuständige Dezernat

Ansprechpartner auf städtischer Ebene ist das Dezernat II der Stadt Trier „Soziales, Bildung Jugend und Integration“ unter der Leitung von Bürgermeisterin und Dezernatsleiterin Elvira Garbes (Die Grünen) mit dem Dezernat zugeordnetem Jugendamt unter der Leitung von Carsten Lang.

Die Grünen-Politikerin und Oberbürgermeisterin ,Elvira Garbes (Hier mit Oberbürgermeister Wolfram Leibe) , leitet das Dezernat II (Soziales, Bildung, Jugend und Integration) der Stadt Trier. (Archivbild)

Eine offene und ehrliche Kommunikation bezüglich der derzeitigen Situation findet dabei, nach Ansicht der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, nicht ausreichend, bisweilen überhaupt gar nicht statt. Auch ein Brandbrief verbesserte die Situation nicht. Der emotionale Appell der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hortes an den Leiter des Jugendamtes sowie an Dezerntatsleiterin Garbes, blieb ohne erkennbare Auswirkungen – eine offizielle Antwort gab es nicht. Einen transparenten Austausch und eine realistische Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Problemen in der täglichen Praxis vor Ort bleiben die städtischen Institutionen und handelnden Personen, nach Ansicht der betroffenen Erzieherinnen und Erzieher, schuldig. Kinder, Eltern und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben ein Recht auf Antworten und ehrliche Kommunikation, sind sich die Beteiligten einig.

Angst und Sorge um Erhalt der Betreuungsplätze

Die Entscheidung, welche Kommunikationswege seitens der Stadt Trier in diesem Falle geeigneter oder ungeeigneter erscheinen, obliegt dabei selbstverständlich der Verantwortung der handelnden Akteure. Eine Kommunikation jedoch, in der diejenigen, die täglich am Limit und darüber hinaus den unverschuldeten Widerständen trotzen, nicht über die eigene Zukunft und die aktuelle existenzbedrohende Situation angemessen informiert werden, erweckt dabei nicht den Eindruck besonderer Wertschätzung und des unbedingten Willens, die derzeitige Situation zu ändern.

Im Gegenteil: Daraus resultierend wächst aktuell die Angst und Sorge, sogar über einen existenziellen Wegfall weiterer Betreuungsplätze und -möglichkeiten. Ein Szenario, welches nicht nur aufgrund der wegfallenden Arbeitsplätze unbedingt vermieden werden sollte, sondern insbesondere wegen der stummen Protagonisten in diesem Drama – der vergessenen Kinder aus Trier-Nord.

(Sz)

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5 Kommentare

  1. Ich bin schon vor einiger Zeit durch Bekannte auf dieses Thema aufmerksam gemacht worden.
    Für mich ist es ein Trauerspiel !!
    Aber weder für die zuständige Dezernatsleiterin Frau Garbes noch eine andere Person der Stadt Trier lässt sich hier etwas gewinnen, kein Blumenstrauß oder eine Ehrung von höherer Stelle, es geht ja nur um Kinder aus Trier Nord.
    Auch hier gilt, Füße ruhig halten, wegducken und früher oder später wird dieses Haus wegrationalisiert.

  2. Genau , sind ja nur Assis aus Trier Nord. Ich könnte kotzen wenn ich das lese. Wäre das im Schammat hätte Grinsmariechen , wie sie hier so oft genannt wird ( mt Recht ) , schon lange reagiert.
    Shame on you

  3. Wie schlimm für das Team, das tolle und sozial wichtige Arbeit dort macht! Und wie unwichtig sind mal wieder Kinder, speziell die sozial Schwachen. Ich dachte, wir sind in Trier eigentlich weiter. Leider wohl nicht. Wie unsagbar traurig für die Kinder, die ein Recht auf Förderung und Betreuung in dieser Gesellschaft haben sollten.

  4. Allmählich sollte doch jeder merken, dass wir (also die länger hier Lebenden) hier von unseren Angestellten in Form von „Volksvertretern“ „abgewickelt werden.

    Was der kleine Rest der noch arbeitenden Bevölkerung erwirtschaftet, wird konsequent im Ausland verteilt und hierzulande wird alles konsequent zerstört. Reaktion der Bevölkerung gegen diese Ausplünderung ist gleich null.

    Man braucht sich ja nur die Reaktion der Bevölkerung im Ahrtal anzuschauen. 135 Mitbürger tot, keinerlei Geld trotz vollmundiger Versprechungen der Landesmutter für den Wiederaufbau, dafür aber Impfbusse 🙂 Wie reagieren die Betroffenen? Reaktion ausser ein bisschen Rumgemeckere -> NULL! Insofern sehe ich der nahen Zukunft immer pessimistischer entgegen, man muss da realistisch bleiben.

  5. beim Marsch in den Sozialismus, den viele noch nicht bemerkt haben, bevorzugen ROT-GRÜN die Ganztagsschulen…In Erinnerung an die erfolgreiche DDR. Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf, auch nicht Trier.. Der Trierer Sozialismus wird jetzt auch noch von einer auf Linie gebrachte FDP unterstützt

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