Trierer Amokfahrt-Prozess für Opfer «Meilenstein» in Verarbeitung

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Trauerkerzen vor der Porta Nigra
Viele Kerzen stehen nach der Amokfahrt vor der Porta Nigra in Trier. Foto: dpa-Archiv

TRIER. Für die Opfer und Angehörigen der Amokfahrt von Trier ist der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter ganz entscheidend. «Er ist ein Meilenstein in der Verarbeitung», sagte Bernd Steinmetz für die Stiftung Katastrophen-Nachsorge in Trier der Deutschen Presse-Agentur. Die Belastung für die Betroffenen werde sehr stark vom Prozessverlauf abhängen. «Gäbe es zu Beginn des Prozesses eine Einlassung zur Schuldfrage und zum Motiv, wäre das eine Riesenerleichterung für alle Betroffenen.» Wenn nicht, werde «der Alptraum unter Umständen über den gesamten Prozessverlauf fortgesetzt».

Es sei die Frage nach dem Warum, die viele Menschen umtreibe. Manche sagten auch, dass sie den Mann, der das getan habe, überhaupt einmal sehen möchten. Steinmetz ist über die Stiftung in die Betreuung der Opfer und Hinterbliebenen eingebunden. Er wird beim Prozess ab diesem Donnerstag (19. August) vor dem Landgericht Trier als Ansprechpartner für Betroffene vor Ort sein.

Ein Amokfahrer war am 1. Dezember 2020 mit seinem Sportgeländewagen mit hohem Tempo durch die Trierer Fußgängerzone gerast und hatte laut Staatsanwaltschaft «wahllos und gezielt» Passanten angesteuert. Bei der Tat wurden fünf Menschen getötet, zudem gab es zahlreiche Verletzte. Der angeklagte 51-Jährige muss sich wegen fünffachen Mordes und versuchten Mordes in 18 weiteren Fällen verantworten.

Für manche Traumatisierte sei der Prozess auch wichtig, um genau zu erfahren, wie alles an dem Tag ablief, sagte Steinmetz. Denn manche hätten teilweise «einen Filmriss». Sie hätten die Erwartung: «Ich möchte Klarheit kriegen, was ist da passiert.» Die Betroffenheit der Menschen sei unterschiedlich: Es gebe auch Wut, Ärger, Aggressionen.

Eine Erleichterung für Betroffene wäre es auch, wenn der Prozess nicht wie geplant bis Ende Januar 2022 dauere, sondern kürzer werde. Zu den Nachsorge-Treffen der Stiftung seien jüngst jeweils um die 60 Personen gekommen, sagte Diplom-Pädagoge Steinmetz. Man verstehe sich als «Schicksalsgemeinschaft», die offen bleibe für alle, die sich auch später noch anschließen wollten. (dpa)

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