Fuchsquälerei in Schliefenanlage: Tierschützer fordern Saarland zum Handeln auf

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Foto: Patrick Pleul/dpa/Illustration

SAARBRÜCKEN/STUTTGART. Noch rund 100 Schliefenanlagen existieren in Deutschland, darunter einige im Saarland. Dort werden Füchse unter mangelhaften Bedingungen in winzigen Gehegen gehalten. Mehrmals pro Woche missbraucht man dort die Tiere in unterirdischen Gangsystemen dazu, um „Jagdhunde“ für die Baujagd auf Füchse und Dachse zu trainieren, kritisiert die Tierrechtsorganisation PETA.

Meist liegen diese Anlagen versteckt in unzugänglichen Waldgebieten. PETA hat heute ein Video aus dem Inneren einer Schliefenanlage in Lemgo (Nordrhein-Westfalen) veröffentlicht. Die Aufnahmen aus dem Jahr 2018 wurden der Tierrechtsorganisation vor kurzem zugesandt und zeigen erstmals, wie eine Füchsin in einer solchen Anlage immer wieder panisch und unter Todesangst zusammenzuckt. So ergeht es schätzungsweise 150 bis 200 Füchsen in Deutschland. Die Tierrechtsorganisation hat in der vergangenen Woche die saarländische Ministerin für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz, Petra Berg, sowie 12 weitere Landesregierungen aufgefordert, den Betrieb von Schliefenanlagen durch eine Änderung des Landesjagdgesetzes zu untersagen.

„Schliefenanlagen sind wahre Folterstätten für Füchse. Die ständige Todesangst in den unterirdischen Gangsystemen und die mangelhaften Haltungsbedingungen treiben viele Tiere regelrecht in den Wahnsinn“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Solche tierquälerischen Einrichtungen haben keinen Platz in einer modernen Gesellschaft und müssen durch die Landesregierung verboten werden.

So grausam sind Schliefenanlagen

Eine Schliefenanlage besteht aus einem künstlichen Tunnelsystem, das einen Fuchsbau nachbilden soll. Um die „Jagdhunde“ auf die Baujagd vorzubereiten, werden sie immer wieder in die künstlichen Tunnel geschickt und auf den darin eingesperrten Fuchs gehetzt, der dabei unter Todesangst leidet. Die Tiere sind letztlich nur durch ein Gitter oder einen Schieber voneinander getrennt. Allerdings weiß der Fuchs nicht, dass der Hund ihn nicht jeden Moment doch erreichen kann. Auch die Haltungsbedingungen in den Käfiggehegen bedeuten für die Füchse großes Leid, kritisiert PETA. Wiederholt wurde stereotypes Verhalten wie Auf-und-ab-Laufen am Käfigrand beobachtet. Für die Füchse – viele von ihnen Wildfänge – bedeuten die lebenslange Gefangenschaft in winzigen Käfigen und die ständige Anwesenheit von Hunden und Menschen unglaublichen Stress. Die Anlagen werden meist von jagdnahen Hundezucht-Vereinen wie dem Deutschen Teckelklub oder dem Deutschen Foxterrier-Verband betrieben.

Kritik an Schliefenanlagen wächst

Grundsätzlich ist der Betrieb einer Schliefenanlage nicht verboten. Durch Dutzende PETA-Strafanzeigen wurden in den vergangenen drei Jahren jedoch viele dieser Anlagen zum ersten Mal von Veterinärbehörden kontrolliert. Die vorgefundenen Zustände waren teils so schlecht, dass Füchse gerettet, Anlagen geschlossen oder zumindest Auflagen erteilt wurden. Beispielsweise wurde 2022 eine Füchsin aus der Schliefenanlage Kasendorf (Bayern) in eine Auffangstation überführt. Das Amtsgericht stellte einen Strafbefehl gegen den „Schliefenwart“ aus. Eine Schliefenanlage in Pörnbach (Bayern) wurde zudem geschlossen. In der Folge erstellte das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit 2022 für die bayerischen Veterinärämter „Tierschutzmindestanforderungen für das Betreiben von Schliefanlagen“, die etwas höhere Standards vorgeben. Autorinnen der vorgenannten Mindestanforderungen sprachen sich in dem Magazin der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e.V. in einem Fachartikel für ein Ende von Schliefenanlagen und der Baujagd aus. In der renommierten juristischen Fachpublikation „Agrar- und Umweltrecht“ erschien im Dezember 2023 ein Beitrag, in dem der Autor die Strafbarkeit von Schliefenanlagenbetreibern herausarbeitete. (Quelle. PETA Deutschland e.V.)

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