TRIER. Nach neuen massiven Missbrauchsvorwürfen gegen einen 2022 verstorbenen Trierer Bistumspriester hat Bischof Stephan Ackermann eine umfassende Aufarbeitung angekündigt.
Dieser Fall habe «Ausmaße, die den heute Verantwortlichen im Bistum bislang nicht bekannt waren», teilte das Bistum am Montag mit. Ackermann habe deshalb Generalvikar Ulrich Graf von Plettenberg beauftragt, alle vorhandenen und neuen Informationen zusammenzutragen, «um die Dimension des Falles wirklich zu erfassen» und aufarbeiten zu können.
In der vergangenen Woche war bekanntgeworden, dass der katholische Priester Edmund Dillinger jahrzehntelang Minderjährige missbraucht und die Opfer fotografiert sowie gefilmt haben soll. Mehrere Hundert Aufnahmen habe sein Neffe nach dem Tod des Geistlichen in dessen Wohnung entdeckt.
In der Stellungnahme des Bistums vom heutigen Montag heißt es wörtlich:
„In der vergangenen Woche (13. April) hat sich gezeigt, dass der Fall des Trierer Bistumspriesters Edmund Dillinger Ausmaße hat, die den heute Verantwortlichen im Bistum bislang nicht bekannt waren. Bischof Dr. Stephan Ackermann erklärt: „Als der Neffe des im November 2022 verstorbenen Edmund Dillinger sich zu Beginn dieses Jahres an mich gewandt und mir berichtet hat, dass er kinderpornografisches Material im Haus des Onkels gefunden hat, haben wir besprochen, die Aufarbeitungskommission zu Rate zu ziehen. Schon das wenige Material, das er mir gezeigt hat, war erschütternd.“ Dass es eine Aufarbeitung braucht, sei bereits in dem Gespräch klar geworden. Durch die Berichterstattung und die darauffolgenden Meldungen und Hinweise werde nun aber deutlich, dass eine Befassung nur der Unabhängigen Kommission nicht ausreichend ist. Es sei wichtig, dass alle vorhandenen und neuen Informationen zusammengetragen werden, um die Dimension des Falles wirklich zu erfassen, und dann entsprechend aufzuarbeiten.
Damit hat Bischof Ackermann den Generalvikar des Bistums Trier, Dr. Ulrich Graf von Plettenberg, beauftragt. Während des Wochenendes hätten sich unter anderem Hinweise auf ein Doppelleben in Afrika von Dillinger unter falschen Namen ergeben sowie Hinweise auf Vorwürfe, die über die Vorwürfe aus den 1960er und 1970er Jahren hinausgehen, die in die kirchenrechtliche Voruntersuchung aus dem Jahr 2012 eingeflossen sind, erklärt von Plettenberg.
Der Generalvikar kündigt an, heute (17. April) zum einen mit der Unabhängigen Kommission Kontakt aufzunehmen. Die Kommission hatte eine erste Studie zur Amtszeit von Bischof Stein veröffentlicht, in dessen Verantwortung die bislang bekannten Vorwürfe gegen Dillinger fallen, so dass hier möglicherweise bereits Unterlagen vorliegen, die die Kommission zur Verfügung stellen kann. Zur Kritik von MissBit am Sprecher der Unabhängigen Aufarbeitungskommission im Bistum Trier, Prof. Robbers, erklärt der Generalvikar: „Ich werde hierzu das Gespräch mit Herrn Prof. Robbers suchen, um eine Einordnung vornehmen zu können.“
Zudem wird der Generalvikar mit der Bildungsministerin des Saarlandes Kontakt aufnehmen, um zu klären, ob es eine gemeinsame, unabhängige Kontaktstelle für mögliche Betroffene geben kann. Die saarländische Bildungsministerin Streichert-Clivot hatte bereits die Schaffung einer solchen Stelle angekündigt. Zur Kritik der saarländischen Bildungsministerin, das Bistum habe ihr Haus nicht angemessen eingebunden, sagte von Plettenberg: „Diese Kritik nehme ich an und ernst – wir sind auf eine gute Zusammenarbeit in diesem Fall angewiesen und ich hoffe, dass dies weiterhin möglich ist.“
Bischof und Generalvikar bitten mögliche Betroffene, sich an die Ansprechpersonen des Bistums (https://www.bistum-trier.de/hilfe-soziales/hilfe-bei-sexualisierter-gewalt/ansprechpersonen/) zu wenden. Wer darüber hinaus Hinweise oder Informationen zu dem Fall hat, kann sich auch ab 18. April per Mail an [email protected] wenden. Die beruflichen Stationen Dillingers sind nachfolgend aufgeführt. Derzeit werde auch geprüft, wie eventuelle Betroffene aus Afrika, wo Dillinger ebenfalls engagiert war, erreicht werden können, sagte von Plettenberg.
Generalvikar von Plettenberg bittet um Verständnis, dass derzeit keine Einzelfragen beantwortet werden können: „Im Moment erreichen uns viele neue Informationen und Hinweise, die wir zunächst auswerten und zusammenführen müssen.“ Der Generalvikar kündigt an, regelmäßig zu informieren.“
(Quelle: dpa/ Stellungnahme Bistum Trier vom 17.04.23)
Müssen wohl wieder einige Schubladenschränke bei einem bekannten schwedischen Möbelhersteller geordert werden damit genügend Platz bereit steht um die Akten darin verstauben zu lassen.