Messi im Fußball-Olymp: Argentinien ist Weltmeister

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TRIER. Die Krönung! Für einen Moment ganz alleine ließ sich Lionel Messi von den entfesselt jubelnden argentinischen Fans feiern. Mit beiden Armen in der Luft stand der neue Weltmeister auf dem Rasen des gigantischen Lusail Stadions, dann fiel er in die Umarmung seiner Teamkollegen.

Die Albiceleste mit ihrem wieder überragenden Anführer gewann das am Ende hochdramatische Finale der umstrittenen Katar-Endrunde gegen den entzauberten Titelverteidiger Frankreich mit 4:2 (3:3, 2:2, 2:0) im Elfmeterschießen. 36 Jahre nach dem Titelgewinn des großen Diego Maradona erspielte sich Messi im fünften Anlauf die allergrößte Fußball-Ehre für sein Heimatland, in dem ekstatisch gefeiert wurde.

„Wir haben unglaublich gelitten. Eigentlich hatten wir es unter Kontrolle. Gottseidank haben wir es doch noch geschafft“, sagte Argentiniens Torhüter Emiliano Martinez, der im Elfmeterschießen den Versuch des Bayern-Profis Kingsley Coman gehalten hatte. „Es war ein unglaubliches Finale, das hätte ich mir nicht erträumt.“

Keine Titelverteidigung für Frankreich

Die Équipe Tricolore hingegen verpasste vor 88.966 Zuschauern die historische Chance, wie zuletzt Brasilien 1962 zum zweiten Mal nacheinander den goldenen Pokal zu gewinnen. Dass sich Frankreich überhaupt in die Verlängerung retten konnte, verdankte der Weltmeister von 2018 seinem Superstar Kylian Mbappé. Der 23-Jährige traf dreimal: In der 80. Minute per Foulelfmeter, in der 81. per traumhaften Seitfallzieher (81.) und in der 118. per Handelfmeter. Doch es half nichts. Im Elfmeterschießen triumphierte Argentinien.

Der sechsmalige Weltfußballer Messi hatte per Foulelfmeter (23.) zum 1:0 getroffen, in der Verlängerung (109.) folgte sein 13. WM-Tor, mit er Brasiliens Fußball-Ikone Pelé (12) überflügelte. Der starke Ángel Di María (36.) hatte in der regulären Spielzeit noch vor der Pause das zwischenzeitliche 2:0 erzielt. Im Elfmeterschießen trafen Messi und Mbappé jeweils als erste Schützen ihres Teams.

Auf der Ehrentribüne schauten neben Emir Tamim bin Hamad Al Thani zahlreiche Ehrengäste bestens unterhalten zu. Aus Frankreich war Staatspräsident Emmanuel Macron angereist, das Finale war Schaufenster für die große Politik. Den Tausenden Fans hatte der Emir vor dem Anpfiff kurz zugewinkt, Jubel brandete auf. Das Emirat bekam perfekt geplant am Nationalfeiertag das, auf das seit der WM-Vergabe vor zwölf Jahren hingearbeitet wurde: Ein glänzendes Finale im Scheinwerferlicht – ungeachtet der lauten Kritik, insbesondere aus Deutschland wegen Menschenrechtsverletzungen und Ausbeutung ausländischer Arbeiter.

WM-Finale als Hollywood-Drehbuch

Über 200 Milliarden Euro soll das Gesamtspektakel gekostet haben. Wie im Hollywood-Drehbuch passte das Endspiel mit den Starspielern Messi und Mbappé in das Katar-Getöse. Beide stehen bei Paris Saint-Germain unter Vertrag, dem französischen Vorzeigeclub, der von Katar als Werbeprojekt finanziert wird. Schon in der Anfangsphase war Messi deutlich präsenter – wie die gesamte argentinische Auswahl.

Trainer Lionel Scaloni hatte nach dem klaren Halbfinalsieg gegen Kroatien offensiver aufgestellt. Über die linke Seite sorgte von Beginn an Di María immer wieder für Gefahr, und der 34-Jährige holte gegen den unglücklich agierenden Ousmane Dembélé auch den Strafstoß heraus. Messi schnappte sich nach dem Pfiff von Schiedsrichter Szymon Marciniak sofort den Ball – schloss am Elfmeterpunkt kurz die Augen und ließ Frankreichs Rekordtorwart Hugo Lloris mit dem Flachschuss in die untere rechte Ecke keine Chance. Mit weit ausgebreiteten Armen feierte Messi sein sechstes Tor in Katar.

Wie viel war geschrieben worden über den Superstar in den vergangenen Tagen? Jede Bewegung, jeder Satz wurde verfolgt, teils euphorisch kommentiert. Der beste Messi, den es je gab? Und jetzt die Erfüllung des Lebenstraums? Schon als der 35-Jährige um 16.35 Uhr aus dem Mannschaftsbus gestiegen war, konnte der den lautstarken Jubel seiner Landsleute im Stadion hören. In Argentinien, wo das Finale am Vormittag angepfiffen wurde, bangten und zitterten Millionen Menschen mit.

Von Mbappé war lange wenig zu sehen, aber auch Antoine Griezmann, Dembélé und Olivier Giroud tauchten ab. Die hochgelobte Offensive der Équipe Tricolore fand in dieser Spielphase keinen Ansatz, die argentinische Abwehr zu überwinden. Trainer Deschamps sah sich das meist sitzend von der Trainerbank aus an, nur ab und an stand der Kapitän der französischen Weltmeister-Auswahl von 1998 auf und rief etwas auf den Platz.

Den perfekten Konter über Julián Álvarez, Alexis Mac Allister und schließlich Di María hatten die Franzosen nicht kommen sehen. Der Torschütze, der die gesamte K.o.-Phase angeschlagen nicht in der Startelf aufgelaufen war, schrie seine Freude in den Nachthimmel von Lusail. Kurz darauf reagierte Deschamps – er musste.

Der sichtlich bediente Trainer, dessen Team in den vergangenen Tagen mit Erkrankungen zu kämpfen hatte, nahm schon in der 41. Minute Dembélé und Giroud vom Feld. Der Frankfurter Randal Kolo Muani und der Gladbacher Marcus Thuram kamen in die Partie, Mbappé rückte ins Sturmzentrum. In der zweiten Halbzeit wurde auch noch Kingsley Coman von Bayern München eingewechselt (71.). Und nachdem zunächst Rodrigo de Paul (48.) und Messi (60.) ein drittes argentinisches Tor verpasst hatten, taten die drei Bundesliga-Profis der vorher so schwachen französischen Offensive gut.

Es war Kolo Muani, der den Elfmeter vor dem 1:2 herausholte. Und es war Coman, der nach dem spektakulären Ausgleich von Mbappé einen französischen Angriff nach dem anderen anschob. Das angeschlagene Argentinien rettete sich in den Schlussminuten sogar noch glücklich in die Verlängerung, in der es ohne den nach gut einer Stunde erschöpft ausgewechselten Di María auskommen musste. Um jeden Meter Rasen musste jetzt gerungen werden. Und dann kam Messi.

Der Superstar, der mit seinem 26. WM-Einsatz am bisherigen Rekordhalter Lothar Matthäus vorbeizog, staubte zum dritten Argentinien-Tor ab. Doch Mbappé schlug nochmal zurück. Die Entscheidung fiel im Elfmeterschießen.

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