BONN. Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA hat am gestrigen Donnerstag grünes Licht für zwei an die Omikron-Variante des Corona-Virus angepasste Impfstoffe gegeben. Eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) hierzu steht noch aus, wird aber in rasch erwartet.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte im ARD Morgenmagazin den „wissenschaftlichen Sprung nach vorne“ gelobt, von einem „sehr guten Schutz“ gegen alte und neue Virusvarianten gesprochen und potenziellen Impflingen geraten zu warten, bis die neuen Vakzine zur Verfügung stehen. Die Vernichtung von angelaufenen älteren Impfstoffen bezeichnete er in diesem Zusammenhang als „Luxusproblem“ (Lokalo berichtete).
Der Bonner Virologe Hendrik Streeck, der dem Corona-Expertenrat angehört, sieht das anders: Laut einem Bericht des Nachrichtenportals t-online warnte Streeck vor überhöhten Erwartungen an die neuen Impfstoffe: „Der Booster sorgt noch einmal für etwas gesteigerte Antikörperspiegel im Blut von Geimpften. Wie gut er vor einer Infektion schützt, wurde nicht getestet.“ Man müsse davon ausgehen, dass der Effekt ausfalle wie beim bisherigen Booster, bei dem von einem Schutz vor Infektion für einen Zeitraum ca. drei Monaten auszugehen ist. Ein Schutz vor Ansteckung über einen längeren Zeitraum sei aber weder nachgewiesen noch wahrscheinlich, erklärte der Leiter des Instituts für Virologie der Universität Bonn.
Streeck forderte eine klare Kommunikation der Politik, für wen eine vierte Impfung mit dem angepassten Impfstoff überhaupt notwendig ist. Es handele sich bei dem neuen Impfstoff aber nicht um einen „Gamechanger“, so Streeck.