Stadt Trier gründet gemeinnützige Stiftung für Opfer der grausamen Amokfahrt

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Oberbürgermeister Wolfram Leibe (Mitte) hat die Bestätigung für die Gründung der Stiftung für die Amokopfer vom Präsidenten der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), Thomas Linnertz (zweiter von rechts), entgegengenommen. Der Vorstand der Stiftung besteht aus der Vorsitzenden Dagmar Barzen, ehemalige Präsidentin der ADD (zweite von links), Geschäftsführerin Nina Womelsdorf aus der Stadtverwaltung (rechts) und Caritas-Direktor Bernd Kettern (links).- Foto: Rathaus Zeitung Trier

TRIER. Die Stadt Trier hat im Nachgang zur Amokfahrt vom 1. Dezember 2020 wie angekündigt nun eine Stiftung mit Spendenmitteln gegründet.

Das teilt die Stadt Trier in ihrer aktuellen Ausgabe der Rathaus Zeitung mit. Der Präsident der für Stiftungen zuständigen Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier, Thomas Linnertz, überreichte die Stiftungsurkunde kürzlich an OB Wolfram Leibe.

Leibe sagte: „Ich danke noch einmal allen Menschen aus Trier, aber auch aus vielen anderen Städten und Gemeinden, die mit einer Spende ihre große Anteilnahme und Unterstützung nach der schrecklichen Amokfahrt ausgedrückt haben. Die Stiftungsgründung bietet uns nun – abgestimmt mit Aufsichtsbehörden und Finanzamt – einen sicheren rechtlichen Rahmen, um die vielen Spenden den Opfern und Hinterbliebenen zukommen zu lassen.“ Der OB dankte außerdem allen Mitgliedern von Vorstand und Kuratorium der Stiftung, die auf die Anfrage der Stadt hin sofort ihre ehrenamtliche Mitarbeit zugesagt hätten. ADD-Präsident Thomas Linnertz kündigte an, seine Behörde werde die Stiftungsarbeit weiterhin gerne unterstützen.

Die Einrichtung der Stiftung hatte viele Monate Zeit in Anspruch genommen, weil nicht nur Abstimmungsgespräche mit Hinterbliebenen und Opfern, sondern auch mit der Genehmigungsbehörde und dem Finanzamt nötig waren und es für einen vergleichbaren Anlass bisher im Land kein Vorbild gab. Nach der Amokfahrt gingen bei der Stadt Trier Spenden von über einer Million Euro ein. Allen Familien der Hinterbliebenen war aus der Spendensumme bereits eine Soforthilfe von jeweils 10.000 Euro ausgezahlt worden.

Gemeinnützige Stiftung

Im Anschluss an die Überreichung der Urkunde folgten die konstituierenden Sitzungen der beiden Stiftungsgremien Vorstand und Kuratorium, so dass die Stiftung nun ihre Arbeit aufnehmen kann. Der für einen Zeitraum von fünf Jahren berufene Vorstand besteht aus der ehemaligen ADD-Präsidentin Dagmar Barzen, Caritas-Direktor Dr. Bernd Kettern und Nina Womelsdorf aus der Trierer Stadtverwaltung. Der Vorstand wählte Dagmar Barzen zur Vorsitzenden, Dr. Bernd Kettern zum Stellvertreter und Nina Womelsdorf zur Geschäftsführerin.
Dagmar Barzen sagte bei der konstituierenden Sitzung des Vorstandes: „Die neue Stiftung hat eine wichtige Botschaft: Die Betroffenen sind nicht allein. Wir werden kurzfristig und langfristig Hilfe geben können.“
Zur Vorsitzenden des Kuratoriums gewählt wurde Regina Bergmann, Geschäftsführerin des Sozialdienstes der Katholischen Frauen SKF. Weitere Mitglieder sind:

  • Meltem Celik, Vertreterin der Geschädigten,Joachim Henn, Leiter des Rechtsamtes der Stadt Trier,
  • Wolfgang Hilsemer, Vertreter der Angehörigen,
  • Dr. Harald Michels, Leiter des Gesundheitsamtes Trier-Saarburg,
  • Günther Passek, Vorstandsvorsitzender Sparkasse Trier a.D.
  • Beate Schoßau, Abteilungsleiterin / Psychologische Psychotherapeutin (Brüderkrankenhaus Trier)

Zweck der Stiftung, die den Namen „Stiftung für die Betroffenen der Amokfahrt 1. Dezember 2020“ trägt, sind laut Satzung die Förderung der Hilfe für die Opfer der Straftat sowie die Förderung unterstützungsbedürftiger Personen. Der Zweck umfasst auch Maßnahmen, die den Verstorbenen ein Andenken geben. Die Stiftung ist gemeinnützig und verfolgt mildtätige Zwecke. Mitglieder der Stiftungsorgane erhalten keine Zuwendungen

Der Vorstand führt die laufenden Geschäfte der Stiftung. Das Kuratorium entscheidet in allen grundsätzlichen Angelegenheiten der Stiftung und fasst die Beschlüsse über die Verwendung der Stiftungsmittel oder über Förderanträge. Als ersten Schritt hat Oberbürgermeister Wolfram Leibe über den Opferbeauftragten alle Betroffenen über die Stiftungsgründung informiert.

Weiterhin wird das Kuratorium Kriterien zur Vergabe der Stiftungsmittel definieren. Die Stiftung verfügt über ein Vermögen von 300.000 Euro und soll über einen Zeitraum von zehn Jahren diese Mittel verwenden. Mit den Stiftungsgeldern können beispielsweise nicht übernommene Rechnungen ausgeglichen werden sowie nach einer Bedürftigkeitsprüfung sonstige noch zu definierende Auszahlungen erfolgen. Neben diesen Stiftungsmitteln gibt es weitere rund 700.000 Euro an Spenden, die ohne eine Bedürftigkeitsprüfung ausgezahlt werden können. Dieses Vorgehen entspricht den der Stadt gegenüber artikulierten Bedürfnissen der Angehörigen und Betroffenen, einerseits kurzfristige Hilfen zu erlangen, andererseits auch langfristige Sicherung und Unterstützung zu erhalten.

Der Stiftungsvorsitzenden Dagmar Barzen ist die Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit ein besonderes Anliegen, weil so viele Menschen nach der Amokfahrt gespendet haben. Auf der städtischen Internetseite werden in einem gesonderten Bereich künftig Informationen über die Stiftung gesammelt und öffentlich gemacht.

(QUELLE: Rathaus Zeitung Trier/ Michael Schmitz)

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