Heimischer Schreibtisch statt Hörsaal: Unis starten wieder virtuell ins Sommersemester

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Thomas Frey

TRIER. Unter dem Eindruck der Corona-Pandemie hat an den Universitäten und Hochschulen in Rheinland-Pfalz der Betrieb zum Sommersemester begonnen. Die Hochschule Koblenz etwa begrüßte ihre 896 Erstsemester nach eigenen Angaben in einem als Talkshow gestalteten Livestream und mit einer virtuellen Infomesse. Die Zahl der Neuzugänge fiel laut Mitteilung etwas geringer aus als in früheren Sommersemestern.

Da auf die sonst üblichen Infostände im Foyer verzichtet werden musste, präsentierten sich die Servicestellen der Hochschule im Internet mit virtuellen Infoständen. Der Erstsemesterbegrüßung vorausgegangen waren laut Pressestelle virtuelle Kick-off-Camps, in denen die neuen Studierenden die Hochschule, ihre Lehrenden und sich untereinander kennenlernen konnten und mit Vorbereitungskursen auf ihr Studium eingestimmt worden waren.

Auch an der Universität Trier ging es für 614 Studienanfänger virtuell los. Die Studienanfänger des Sommersemesters wurden laut Hochschule trotz Pandemie an Orientierungstagen vor dem Semesterstart begrüßt, virtuell und mit neuen interaktiven Online-Tools. Bis auf wenige Ausnahmen, wie etwa Lehrveranstaltungen oder Praktika in Laboren, finden in Trier alle Veranstaltungen digital statt. Ein Forschungsprojekt der Universität untersucht die Situation der Studierenden während der Corona-Pandemie. Die Ergebnisse sollen genutzt werden, um Rahmenbedingungen für Studierende zu verbessern.

Die Studienfächer hätten zudem digitale Begegnungsformate geschaffen, um die fehlende Nähe zu den Dozenten auszugleichen, teilte die Uni mit. Zudem sei eine neue Beratung per Videochat durch die zentrale Studienberatung möglich. Auch die psychosoziale Beratungsstelle des Studierendenwerks biete Hilfe bei Problemen an. Damit sind die Trierer nicht alleine.

So hat die Psychotherapeutische Beratungsstelle (PBS) der Uni Mainz bereits vor einem Jahr ihr Unterstützungsangebot für Studierende mit psychischen Problemen konsequent auf digitale Formate umgestellt. Dabei kämen besonders datensichere Plattformen zum Einsatz, versichert die Hochschule. Wie an anderen Hochschulen sei das neue Semester auch an der Johannes Gutenberg-Uni kaum ohne die verschiedenen Online-Plattformen vorstellbar.

Im Sommersemester 2020 waren fast 30 600 Studierende an der Uni eingeschrieben. Davon waren etwa 3200 Erstsemester. Für das Sommersemester 2021 rechnet die Einrichtung mit noch nicht einmal 3000 Studienanfänger, die Einschreibungen laufen noch. Allerdings sei auch die Zahl der Abgänge gesunken, so dass die Gesamtzahl der Studenten im Vergleich zum Sommersemester 2020 nahezu gleich bleiben werde.

«Wie in vielen Bereichen hat die Pandemie gerade für die Themen Datenschutz und Datensicherheit wie ein Brennglas gewirkt», heißt es von einer Sprecherin der Alma Mater. Wo digitale Plattformen das wesentliche Mittel der Umsetzung von Studium und Lehre sind, fielen besonders viele persönliche Daten an. Sichere Zugänge und das Vertrauen aller Beteiligten in die Sicherheit seien daher von zentraler Bedeutung. Im Sinne des Datenschutzes von Studierenden und Lehrenden hat sich die Uni den Angaben zufolge früh entschieden, auf Plattformen zu setzen, die selbst betrieben werden können oder höchsten Anforderungen genügen.

Die Einschreibung für die Studiengänge der TU Kaiserslautern sei noch nicht abgeschlossen, heißt es von der Uni in der Pfalz. Generell rechne man bei Erst- und Neueinschreibungen mit einem Rückgang von fünf bis sechs Prozent pro Studienjahr. Da die TU bereits Erfahrung mit der digitalen und hybriden Lehre habe, stehe die Qualität der digitalen Lehre der Präsenzlehre in nichts nach. Den Studierenden fehlten jedoch die sozialen Kontakte.

Ein Eindruck, den auch Julius Bohm vom Allgemeinen Studierendenausschuss der TU bestätigt. So könnten jetzt im Sommersemester keine Touren über den Campus stattfinden, wie das noch im Wintersemester zumindest eingeschränkt der Fall war. Die Fachschaften hätten versucht, das in Online-Angebote umzumünzen. «Es ist trotzdem was anderes, man sieht sich nicht, Schüchterne sagen eventuell noch weniger», berichtete Bohm. Im Chat falle das bei 20 Personen weniger auf.

Studierende fielen durchs Raster, beklagt Bohm. Viele säßen zu Hause fest, Treffen mit Freunden seien nicht möglich. Dennoch böten Online-Vorlesungen gewisse Vorteile. «Wenn ich etwas nicht richtig verstanden habe oder nicht alles im Skript steht, kann ich mir das im Nachhinein anhören», sagte Bohm. Der Übungsbetrieb und die persönliche Einzelbetreuung seien jedoch zwangsläufig schlechter. Auch das Live-Präsentieren vor Publikum falle online weg

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