Die Trockenheit und der Borkenkäfer setzen dem geschädigten Wald in Rheinland-Pfalz nach zwei extremen Jahren auch 2020 zu. «Noch nie war der Befall durch Borkenkäfer so hoch wie in den vergangenen beiden Jahren», sagte eine Sprecherin des Umweltministeriums in Mainz. Mehr als drei Millionen Fichten seien 2018 und 2019 infolge des Borkenkäferbefalls gestorben. Die Situation für die Nadelbäume werde voraussichtlich auch 2020 sehr kritisch bleiben.
Doch auch andere Baumarten leiden: Etwa 82 Prozent aller Waldbäume sind nach dem kürzlich vorgelegten Waldzustandsbericht krank. «Noch nie zuvor sind so viele Bäume abgestorben oder kurz davor.» Ursache sind vor allem die Hitze und die Trockenheit 2018 und 2019. Viele für Bäume schädliche Insekten hätten von der Trockenheit profitiert und sich schneller vermehrt. Zugleich seien viele Bäume wegen des Wassermangels zu schwach, um sie abzuwehren.
Der Wald braucht dringend Wasser – «und zwar über die ganze Zeit von April bis September möglichst gleichmäßig verteilt». Deshalb laute der Wunsch der Forstleute: «Gerne Schnee und vor allem reichlich Regen, aber bitte kein Starkregen.» Schwere Stürme sowie Schnee- und Eisbruch wären auch problematisch. Dadurch würde den Borkenkäfern reichlich Brutraum geboten.
Eisige Temperaturen machen den braun-schwarzen Schädlingen nichts aus. «Unter der Borke oder in der Bodenstreu harren die Borkenkäfer aus, bis sie bei wärmeren Temperaturen ausfliegen, weitere Bäume besiedeln und sich vermehren.» Borkenkäfer haben zwar auch natürliche Gegenspieler, wie Schlupfwespen, den Ameisenbuntkäfer oder einige Spechtarten. Zu einem Einbruch der Population wird es nach den Prognosen der Fachleute aber 2020 voraussichtlich noch nicht kommen. Hilfreich wären häufige Wechsel von Frost- und besonders milden Tauperioden. Dann würden die Borkenkäfer ihre Fettreserven verbrauchen und unter Pilzbefall leiden.
Auch der Kiefernprachtkäfer, der Eichenprozessionsspinner und der Schwammspinner hätten von der Trockenheit profitiert und sich besonders stark vermehrt. Zugleich konnten Bäume den Schädlingsbefall schlechter abwehren. «Wegen des Wassermangels waren sie schlichtweg zu schwach.» Dazu kommen auch Pilzerkrankungen wie das Eschentriebsterben.
Um für stabile, artenreiche Mischwälder zu sorgen und Bäume zu pflanzen, sei ein feuchter Waldboden auch wichtig, sagt die Ministeriumssprecherin. «Denn junge Bäume haben noch keine starken Wurzeln, um tief im Boden an Wasser zu gelangen.» Daher sei die Gefahr bei jungen Bäumen besonders hoch, dass sie vertrockneten.